Spahn und Wieler bereiten auf Herbst vor – Lauterbach warnt vor „Freedom Day“
Der befürchtete Anstieg an Corona- und Grippe-Infektionen im Herbst und Winter rückt in Berlin in den Blick.
Dazu treten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, am Vormittag gemeinsam vor die Öffentlichkeit. Im Zentrum soll das Thema Impfen stehen.
Das RKI hatte in seinem jüngsten Wochenbericht eine Zunahme bei den Corona-Zahlen vorhergesagt. Als Gründe nannte das RKI, dass es noch immer eine große Zahl ungeimpfter Menschen gebe und Kontakte in Innenräumen im Herbst zunähmen. Zudem fürchten Ärzte eine Grippewelle. Derzeit gibt es bereits eine Häufung an Atemwegsinfekten bei Minderjährigen. Ärzte berichten davon, dass nun Infekte nachgeholt würden, die es wegen des teilweisen Lockdowns im vergangenen Winter und Frühjahr nicht gegeben habe.
In der Hochphase der Corona-Pandemie waren Spahn und Institutschef Wieler teils im Wochenrhythmus miteinander aufgetreten. Mit dabei ist dieses Mal der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens. Die Stiko hatte im September eine Empfehlung herausgegeben, nach der Impfungen gegen Corona und Grippe an einem Termin erfolgen können. Geraten wird zu einem Zeitpunkt ab Oktober.
Lauterbach warnt vor weiteren Lockerungen
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte in der „Augsburger Allgemeinen“ vor weiteren Lockerungen der Maskenpflicht. „Wir müssen darauf achten, dass wir nicht durch einen Freedom Day oder ein vorschnelles Ende der Maskenpflicht eine große, kombinierte Infektionswelle bekommen“, sagte er. „Wenn Corona, die Influenza und die gewöhnlichen Erkältungen gemeinsam massenhaft auftreten, könnte es zur Überlastung von Krankenhäusern und Intensivstationen kommen. Das gilt es zu verhindern.“
Der Präsident des Landkreistages, Reinhard Sager (CDU), forderte dagegen eine schrittweise Lockerung der Corona-Maßnahmen. „Bund und Länder sollten einen Ausstiegspfad verabreden, der uns aus den pandemiebedingten Einschränkungen herausführt“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwoch). „Das muss offen diskutiert werden, ansonsten nimmt die Unzufriedenheit mit politischen Entscheidungen zu Corona weiter zu.“
Er meinte: „Wir sind optimistisch, dass wir langsam, aber sicher aus der Pandemie herauswachsen werden. Dieses Signal sollte auch die Politik aussenden.“ Dazu sei es notwendig, die Impfquote weiter zu steigern. „Sollte es große Impflücken bei bestimmten Berufsgruppen wie Erziehern, Lehrerinnen und Pflegekräften geben, muss über eine Impfpflicht für diese Tätigkeiten nachgedacht werden“, sagte er.
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums vom Dienstag sind 64,7 Prozent der Menschen in Deutschland vollständig gegen Corona geimpft. Die dafür nötigen Impfdosen erhielten bislang mehr als 53,8 Millionen Menschen. Mindestens eine erste Impfung bekommen haben mittlerweile 68,2 Prozent aller Einwohner. Bei den meisten eingesetzten Impfstoffen sind zwei Dosen für einen vollständigen Schutz nötig. (dpa/oz)
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