Spahn beauftragt RKI mit Erstellung eines Corona-Impfplans – Risikogruppen und Klinikpersonal bevorzugt
Bei der künftigen Verteilung eines möglichen Impfstoffes plant Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), bestimmte Berufs- und Bevölkerungsgruppen zu priorisieren. Der Impfstoff werde „zunächst nicht milliardenfach produziert“. Die Impfkommission beim Robert-Koch-Institut habe jetzt den Auftrag, Empfehlungen zu machen, wer zuerst geimpft werden solle. „Dazu werden sicher die Risikogruppen und das medizinische Personal gehören.“
Spahn betonte, es werde zwar „so schnell keinen marktreifen Impfstoff“ geben. Die Bundesregierung müsse sich aber jetzt schon für eine verlässliche Massenherstellung einsetzen: „Der Corona-Impfstoff sollte definitiv auch in Europa produziert werden. Nur hier haben wir eine hohe Liefersicherheit“, sagte der CDU-Politiker weiter. Wichtig sei es jetzt, Anreize für die Produktion zu setzen.
Lockerung der Beschränkungen
Darüber hinaus hat sich Spahn für pragmatische Lockerungen ausgesprochen. „Wer mit dem nötigen Abstand zu anderen in einem Geschäft einkaufen geht oder sich beim Sport im Fitnessstudio fit hält, sollte das tun können“, sagte Spahn den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben). Partys oder Volksfeste dagegen würden „ein extrem hohes Risiko“ bergen, sagte der CDU-Politiker weiter.
Wichtig sei es, bei den nächsten Schritten mehr über allgemeine Kriterien als über Quadratmeter-Zahlen zu reden. „Wir alle spüren ja, dass es für viele schwer verständlich ist, warum Läden mit 799 Quadratmetern öffnen dürfen, Läden mit 801 aber nicht.“
Entscheidend dafür, was stattfinden oder öffnen könne, müssten vor allem Abstands- und Hygieneregeln sein. „Je nachvollziehbarer die Regelungen sind, desto eher werden sie akzeptiert und gelebt“, sagte Spahn. Die große Mehrheit der Bürger und auch der Unternehmen handele sehr verantwortungsbewusst.
Besorgt zeigte sich der Minister mit Blick auf die Belastungen in den Familien. In zwei Bereichen werde die Akzeptanz der Bürger für die Einschränkungen gerade deutlich strapaziert, darunter seien Kitas und Schulen. „Die Zumutungen für Kinder, berufstätige Eltern und Alleinerziehende sind sehr groß“, sagte der Minister. „Das andere ist der Eindruck, dass die Länder nicht einheitlich vorgehen.“
Neues Versorgungskonzept für Kliniken
Weiterhin Spahn will ein neues Versorgungskonzept für Kliniken einführen, um in der Coronakrise Behandlungskapazitäten für sämtliche Patienten zu sichern. „Mein Ziel ist, zusammen mit den Ländern den Kliniken einen neuen Rahmen für die Versorgung zu geben: Im nächsten Schritt sollten wieder 75 Prozent des Klinikbetriebs für Nicht-Corona-Behandlungen zur Verfügung stehen und 25 Prozent weiterhin für Corona-Patienten bereit- und freigehalten werden“, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben). Spahn reagiert damit auf die Entwicklung der letzten Wochen: Aus den Notaufnahmen gebe es alarmierende Hinweise, dass die Zahl der Patienten mit Schlaganfall und Herzinfarkt in den letzten Wochen zum Teil um die Hälfte zurückgegangen sei.
Auch die Krankenkassen beobachteten einen deutlichen Rückgang bei Notaufnahmen von Infarktpatienten. „Das besorgt mich sehr. Es ist ein Zeichen dafür, dass sich Patientinnen und Patienten trotz schwerer Erkrankung aus Angst vor einer Infektion nicht behandeln lassen“, sagte der Minister. Das Gleiche gelte auch für chronisch Kranke, die im Moment nicht zu ihrem Facharzt gingen oder Patienten, die keine Vorsorgeuntersuchungen mehr machen ließen.
In den letzten Wochen hatten die Krankenhäuser in Deutschland sehr viele der planbaren Eingriffe und Untersuchungen abgesagt, um sich für die Coronakrise zu rüsten. Das sei richtig und notwendig, so Spahn. Inzwischen sei die Trennung von Corona-Patienten und Patienten mit anderen Erkrankungen in den meisten Krankenhäusern aber sehr gut organisiert. Es gebe einen neuen Klinikalltag. „Wenn wir das Infektionsgeschehen weiter so im Griff behalten, können wir Schritt um Schritt wieder zu einer normaleren Versorgung in den Kliniken kommen“, kündigte der CDU-Politiker an. Dringliche Eingriffe könnten dann wieder stattfinden. Die Ärzte vor Ort sollten entscheiden, welchen Patienten sie prioritär wieder Termine anbieten. (dts/afp)
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