„Sinkflug der Renten stoppen“: Verdi fordert höheres Rentenniveau für anständiges Leben

Langjährige Beitragszahler sollen im Alter ein anständiges Leben führen können – der Staat sollte es ermöglichen, meinte die Gewerkschaft Verdi und sprach sich für ein höheres Rentenniveau aus.
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Symbolbild.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times16. Juni 2017

Ohne eine Wende in der Rentenpolitik droht in Deutschland millionenfache Altersarmut, so das Ergebnis einer Datenanalyse für die Gewerkschaft Verdi. Die Betroffenheit reiche dabei „weit in die Mitte der Gesellschaft hinein“, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske am Freitag in Berlin.

Es sei daher eine Frage der „gesellschaftlichen Moral“, dafür zu sorgen, dass langjährige Beitragszahler im Alter ein anständiges Leben führen könnten.

Nur bis zu 800 Euro Rente im Westen

Laut einer Studie des Eduard Pestel Instituts für Verdi ist davon auszugehen, dass bei dem derzeit gesetzlich möglichen Absinken des Rentenniveaus auf 43 Prozent bis 2030 selbst bei 45 Jahren Beitragzahlung rund 30 Prozent der Arbeitnehmer im Westen Deutschlands nur mit einer Rente von bis zu 800 Euro rechnen könnten.

Im Osten liege dieser Wert sogar bei knapp 40 Prozent, erläuterte Institutsvorstand Matthias Günther. Da jedoch immer mehr Arbeitnehmer wegen gebrochener Erwerbsbiografien nicht die 45 Jahre Beitragszahlung erreichten, läge die tatsächliche Rentenerwartung noch deutlich niedriger.

„Gute Löhne – gute Rente“: „Sinkflug der Renten stoppen“

Bsirske nannte es „nicht akzeptabel“, wenn so viele Menschen trotz langer Beitragszahlung nur eine Rente auf oder in der Nähe des Grundsicherungsniveaus erreichten. Verdi plant ab Montag in zahlreichen Betrieben und Behörden eine Kampagne unter dem Motto „Gute Löhne – gute Rente“.

„Der Sinkflug der Renten muss gestoppt werden, das Niveau der gesetzlichen Rente muss stabilisiert und wieder angehoben werden“, verlangte Bsirske.

Er begrüßte, dass sich inzwischen zumindest SPD, Grüne und Linkspartei zu einer Stabilisierung des Rentenniveaus bekennen. Allerdings reiche die Forderung der Sozialdemokraten nach einer Stabilisierung auf dem jetzigen Niveau von etwa 48 Prozent nicht aus.

Verdi fordert Anhebung des Rentenniveaus auf 50 Prozent

Verdi dringt deswegen mittelfristig auf eine Anhebung auf wieder 50 Prozent. Dabei solle es dann auch in den kommenden Jahrzehnten bleiben.

Finanziert werden soll dies laut Bsirske durch einen Beitragsanstieg auf bis zu 25 Prozent sowie eine Anhebung des Bundeszuschusses für die Rentenkassen auf rund 30 Milliarden Euro.

Deutliche Kritik übte Bsirske an der Rentenpolitik der CDU/CSU, die trotz sinkenden Rentenniveaus auf ein „Weiter-so“ setze. Zugleich werde von Unionspolitikern eine Aufstockung des Wehretats in ähnlicher Größenordnung in Kauf genommen, wie es Verdi für die Rente fordere. „Kanonen statt auskömmlicher Rente“, warf Bsirske der Union vor.

Derzeit liegen die Renten-Zahlbeträge laut Verdi bei Neuzugängen im Westen für Männer bei durchschnittlich 1.014 Euro, im Osten bei 635 Euro. Für Frauen sind es demnach im Westen 635 Euro und im Osten wegen der dort höheren Frauen-Erwerbstätigkeit 851 Euro. (afp)



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