Sinkende Strompreise durch Atomausstieg: Hat Katrin Göring-Eckardt recht?
Am 15. April ist Stichtag: Während viele andere EU-Staaten weiterhin auf die Atomkraft setzen, schaltet Deutschland seine letzten drei Kernkraftwerke ab. Am Samstag gehen die deutschen Atomkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim und Emsland vom Netz. Nach 62 Jahren ist das das Aus für die nukleare Stromerzeugung.
Der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian, warnte gerade im Hinblick auf den Atomausstieg gegenüber der „Rheinischen Post“ vor Versorgungsengpässen und steigenden Energiepreisen. „Trotz gesunkener Gaspreise bleiben die Energiekosten für die meisten Betriebe in Deutschland hoch“, so der DIHK-Präsident. Deutschland sei beim Thema Versorgungssicherheit „noch nicht über dem Berg.“ Deutschland sei daher auf alle verfügbaren Energieträger angewiesen. Weite Teile der Wirtschaft setzten darauf, einsetzbare Kernkraftwerke bis zum Ende der Krise weiterlaufen zu lassen.
Grünenpolitikerin Göring-Eckardt erwartet sinkende Strompreise durch Atomausstieg
Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) hat allerdings wenig Verständnis für die Sorgen der Wirtschaft. Sie rechnet sogar mit sinkenden Strompreisen durch den Atomausstieg. „Der Strompreis wird natürlich günstiger werden, je mehr Erneuerbare wir haben“, sagte Göring-Eckardt in der Sendung MDR aktuell.
Die Grünenpolitikerin betonte: „Wind und Sonne bekommen wir immer kostenlos, aber Atomkraft ist teuer – sowohl in der Herstellung als auch in der Produktion und danach.“ Sie wies darauf hin, dass die Frage der Endlagerung von Atommüll nach wie vor ungeklärt sei. Derzeit lagere der Atommüll in Zwischenlagern im ganzen Land und verursache hohe Kosten, die von den Steuerzahlern und insbesondere von zukünftigen Generationen getragen werden müssten, fügte Göring-Eckardt hinzu.
Laut Göring-Eckardt ist Atomkraft in Deutschland nicht mehr notwendig, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Wie sie sagte: „Sie hat keine wesentliche Rolle mehr gespielt, auch nicht im letzten Winter.“ Atomkraftwerke seien zudem nicht geeignet, um kurzfristig in Spitzenzeiten für Ausgleich zu sorgen. „Man kann sie gerade nicht bei Spitzen zuschalten. Dafür brauchen wir noch andere Energieträger“, betonte Göring-Eckardt. Gas sei aktuell die bessere Option für die Übergangszeit.
Strom wird dreckiger und könnte teurer werden
Aktuell werden von den verbliebenen drei Atomkraftwerken nur fünf Prozent des Stroms produziert. Trotzdem entsteht natürlich nach der Abschaltung ein Defizit. Das soll laut Professor André Thess von der Uni Stuttgart über Kohlestrom ausgeglichen werden. „Die kurzfristige Schließung von Versorgungslücken erfolgt zu großen Teilen über Kohlestrom“, so Thess gegenüber der „Bild“. Aber auch Import von Atomstrom aus Frankreich sei möglich.
Thess verweist aber auch darauf, dass der Strom in Deutschland mit dem Aus des Atomstroms jetzt dreckiger werde. Der CO₂-Fußabdruck einer Kilowattstunde Strom wird steigen.
Anders als die grüne Politikerin Katrin Göring-Eckardt hält es Walter Tromm vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) für durchaus möglich, dass der Strom in Deutschland zukünftig teurer werden könnte. „Gas- und erneuerbare Energien sind in der Energiegewinnung deutlich teurer als durch die bestehenden Kernkraftwerke“, erklärt Tromm.
Strommangel im kommenden Winter nicht ausgeschlossen
Professor Manuel Frondel vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen möchte im Artikel der „Bild“ auch einen Strommangel im kommenden Winter nicht ausschließen. So könnten an dunklen und windstillen Tagen bis zu sieben Prozent des Strombedarfs fehlen. „Es könnte darauf hinauslaufen, dass Strom dann häufiger rationiert wird, zum Beispiel Wärmepumpen für zwei bis drei Stunden am Tag vom Netz abgeklemmt werden“, so Frondel.
Der Rückbau von Atomkraftwerken verursacht erhebliche Kosten. Laut Angaben des Energieunternehmens RWE belaufen sich die Kosten je nach Größe des Kraftwerks auf 500 Millionen bis zu einer Milliarde Euro. Der Rückbau wird zudem 10 bis 15 Jahre in Anspruch nehmen. RWE geht davon aus, dass beispielsweise das AKW Emsland erst im Jahr 2037 frei von Radioaktivität sein wird.
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