„Sie ernähren uns und sind ein Rückgrat der Gesellschaft“: „Normale Bürger“ unterstützen Landwirte
Am Montag, 8. Januar, startete die bundesweite Protestwoche der Bauern. In Berlin kamen mittags auf Initiative der Freien Bauern am Brandenburger Tor laut Polizei rund 1.300 Bauern, Fuhrunternehmer, Forst- und Jägerleute und auch Handwerker sowie Bürger aus anderen Berufsgruppen zum Protest zusammen.
Viele Teilnehmer reisten mit ihren Betriebsfahrzeugen an. Das waren zumeist Traktoren. Aber auch zahlreiche Sattelschlepper, Betonmischer, Transporter und andere Firmenfahrzeuge standen sauber aufgereiht fast über die gesamte sechsspurige Straße des 17. Juni vom Brandenburger Tor bis zur Siegessäule. Insgesamt sollen es laut Polizei 677 Fahrzeuge gewesen sein, die sich einfanden.
„Normale Bürger“ unterstützen Bauernprotest
Auffällig war, wie breit die Teilnehmerschaft aufgestellt war. So nahm auch der Selbstständige Arnd Schumacher (63) an der Protestveranstaltung am Brandenburger Tor teil.
Als Motiv erklärte der Berliner, dass er als „normaler Bürger“ einfach Solidarität mit den Bauern zeigen will. „Die ernähren uns und sind ein Rückgrat der Gesellschaft.“ Sie hätten einen harten Job, 24 Stunden, sieben Tage die Woche. „Wenn es da Subventionen geben sollte, sind die in meinen Augen gerechtfertigt.“
In seinen Augen dient alles, was „hier vor Ort“ produziert würde, auch dem Naturschutz. „Es ist eine Kultivierung der Landschaft und alles, was authentisch hier produziert wird, das gehört ins Land und das kann auch subventioniert werden.“
Busfahrer Ricky Schare (39) war auch bei der Kundgebung vorm Brandenburger Tor. Er kritisiert, dass die Bundesregierung „Gott und die Welt“ ernähre, aber für die eigenen Leute nichts da ist, auch für die Rentner, die uns den Wohlstand erst gebracht hätten. „Für meine Kinder und für die Rentner, die Flaschen sammeln müssen, bin ich heute hier.“ Diese Politik müsse einfach ein Ende nehmen.
„Es geht um viel mehr“
Für den Medienreferenten der Freien Bauern, Reinhard Jung, geht es heute bei dem Protest der Landwirte in erster Linie um die vollständige Rücknahme der Steuererhöhung, die die Bundesregierung noch nicht angeboten hat.
In seinen Augen gehe es aber im Grunde genommen um viel mehr. Diese Steuererhöhungen kämen „obendrauf“ und hätten nur das Fass zum Überlaufen gebracht.
Der Protest richte sich für Jung eigentlich gegen eine falsche Landwirtschaftspolitik, die seit Jahren betrieben werde, „also nicht erst seit der Ampel“. Man wolle wieder eine Politik, die für viele Selbstständige, also auch viele bäuerliche Familienbetriebe und eine hohe Selbstversorgung mit deutschen Lebensmitteln eintritt.
„Wir brauchen eine Agrarpolitik, die die Landwirtschaft wieder als Teil der Gesellschaft akzeptiert und nicht immer weiter an den Rand drängt und sie immer weiter in der Produktion beschränkt.“ Man brauche eine Agrarpolitik, die dafür sorge, dass man auch in Zukunft aus heimischer Produktion Lebensmittel in Deutschland produziere.
„Klimaschädliche Subventionen“ sei verlogen
Dass man die Steuererhöhung für die Bauern, die weitgehend CO₂-neutral produzieren würden, gegenüber der Öffentlichkeit als Abbau klimaschädlicher Subventionen darstelle, sei verlogen und abartig. „Wenn es hier keine komplette Rücknahme gibt, wird der Protest dagegen sicherlich weiter anhalten“, ist sich der Landwirt sicher.
Man möchte „gerne“ Steuern zahlen, aber Einkommenssteuer und keine Produktionssteuer. Immer wieder würden neue ideologische Entscheidungen zur Verteuerung der Produktion führen, sodass die Landwirte am Ende nicht mehr wettbewerbsfähig mit dem Ausland seien und letzten Endes die Produkte aus dem Ausland kämen.
„Gegen diese Steuererhöhungen haben wir möglicherweise eine Initialzündung ausgelöst, haben erreicht, dass der Protest auch weite Teile der Gesellschaft mitgenommen hat, denn ein Großteil der Bevölkerung fühlt sich durch die Politik nicht mehr berücksichtigt.“ Seiner Ansicht nach ignoriere die Politik den Mittelstand und auch den ländlichen Raum.
„In allen Parteien sehe ich eine geringe Bereitschaft, sich mit den arbeitenden Menschen, die dieses Land am Laufen halten und Wohlstand produzieren, und ihren Sorgen und Nöten auseinanderzusetzen.“
Sowohl seitens der Organisation als auch vonseiten der Polizei hieß es, dass der groß angelegte Protest trotz vieler Absperrungen und Einschränkungen ohne Störungen und besondere Vorkommnisse verlief.
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