Seehofer fordert weniger Zuschauer in EM-Stadien
In der Debatte um Risiken durch deutsche Fußballfans die möglicherweise aus England die Delta-Variante nach Deutschland einschleppen, hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) an die britische Regierung und die UEFA appelliert.
Er wünscht sich von beiden, dass sie die Zuschauerzahlen bei den verbleibenden Spielen der seit zweieinhalb Wochen laufenden Europameisterschaft reduzieren.
„Ich halte es für unverantwortlich, wenn in Ländern, die als Virusvariantengebiet der hoch ansteckenden Delta-Mutation gelten, zigtausende Menschen auf engem Raum zusammenkommen“, sagte Seehofer der „Augsburger Allgemeinen“ vom Dienstag. Das sei auch die Auffassung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mit der er sich dazu abgestimmt habe.
Bis zu 45.000 Fans heute beim EM-Spiel Deutschland – England
Seehofer verwies darauf, dass bei den EM-Spielen in München eine Auslastung von 20 Prozent der Stadionplätze erlaubt ist. Dies sei „ein Maßstab, der auch für die anderen Austragungsorte gelten könnte, denn man muss in den Konzepten auch die An- und Abreise berücksichtigen“. Als Innenminister ist der CSU-Politiker auch für den Sport zuständig.
Bis zu 45.000 Fans sind heute zum EM-Spiel Deutschland – England (18.00 Uhr/ARD und Magenta TV) im Wembley-Stadion zugelassen. Für die Halbfinale und das Endspiel sollen sogar 60.000 Zuschauer in das Stadion dürfen.
Allerdings zeigten zahlreiche Großversammlungen in Deutschland und anderen europäischen Städten als auch große Ansammlungen von Fußballfans ohne Distanz und Mundschutz, wie beispielsweise bei Aufstiegsfeiern in Dresden und Rostock, dass sie nicht zu Corona-Ausbrüchen führen müssen. Der Virus scheint sehr individuell auf den menschlichen Organismus zu wirken.
Lauterbach: Große Menschenansammlungen müssen vermieden werden
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte dem Fernsehsender Phoenix, er halte die großen Zuschauerzahlen für „nicht vertretbar“. „Wir haben einen Supersommer, der steht auch nicht zur Disposition – die Frage ist: Wie wird der Herbst?“, sagte Lauterbach.
Große Menschenansammlungen müssten vermieden werden, insbesondere dort, wo die Delta-Virusvariante grassiere. Einen neuerlichen Lockdown im Herbst erwarte er dank der Covid-Impffortschritte aber nicht.
Kretschmann: Warnte vor weiteren Lockerungen
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) warnte vor weiteren Lockerungen bei der EM. „Die UEFA und der DFB müssen dringend dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden – der Plan, jetzt noch mehr Leute in die Stadien zu lassen, wie in Wembley, ist unverfroren“, sagte Kretschmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Schon die bisherigen Bilder von der Fußball-EM vermittelten den Eindruck, dass die Pandemie vorbei sei. „Das ist ein absolut falsches Signal“, sagte Kretschmann. Bei den Spielen in Ungarn und Dänemark seinen die Stadien „knallvoll“ gewesen, jedes der Spiele könne zum Superspreaderevent werden. „Dieser Leichtsinn macht mich fassungslos.“
Bundesregierung besorgt wegen Delta-Variante
Auch die Bundesregierung zeigt sich wegen der Ausbreitung der sogenannten Delta-Variante des Coronavirus „sehr besorgt“. Das sagte Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin. Er verteidigte allerdings die Entscheidung von Bund und Ländern, zunächst keine schärferen Regeln für Reiserückkehrer einzuführen.
Man habe bereits „europaweit für Virusvariantengebiete die schärfsten Regeln“, so der CDU-Politiker. Das sehe man unter anderem an Portugal, Russland und Großbritannien. „Wer aus solchen Ländern zurückkommt, auch wenn er geimpft ist, muss 14 Tage in Quarantäne“, sagte Braun.
Der Anteil der Delta-Variante an allen Corona-Infektionen hatte sich zuletzt deutlich erhöht. Dem Kanzleramtschef zufolge könnten es mittlerweile gut 50 Prozent sein.
In Großbritannien grassiert die als besonders ansteckend geltende Delta-Variante des Coronavirus. Deutschland stufte Großbritannien deshalb als Virusvariantengebiet ein, für Einreisen aus dem Vereinigten Königreich gelten somit strenge Quarantänevorschriften. Die Einstufung gilt bereits seit dem 23. Mai und damit seit deutlich vor Beginn der EM. (afp/dts/er)
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