Seehofer rechnet bis zum Jahresende mit Impfstoff gegen neuartiges Coronavirus
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) geht nicht von einem schnellen Abebben der Welle von Coronavirus-Fällen aus, die am Wochenende nahezu die gesamte Westhälfte Deutschlands erfasst hat. „Ich rechne damit, dass wir zum Jahreswechsel einen entsprechenden Impfstoff zur Verfügung haben“, sagte Seehofer der „Bild am Sonntag“. Bis dahin müsse das Virus mit den klassischen Mitteln des Seuchenschutzes bekämpft werden.
„Wir müssen die Infektionsketten konsequent unterbrechen“, sagte Seehofer. Auch die Absperrung von Regionen oder Städten schloss der Innenminister nicht aus. „Dieses Szenario wäre das letzte Mittel.“
Spahn: Sterblichkeitsrate in Europa noch nicht ermittelt
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte im Deutschlandfunk, die Frage nach der Sterblichkeitsrate bei Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus sei derzeit noch nicht abschließend zu beantworten. „Und das ist natürlich eine sehr, sehr wichtige Frage, auch für den Umgang mit einem solchen Virus.“ Aus dieser Unsicherheit resultierten auch die großen Vorsichtsmaßnahmen.
„Stand heute wissen wir, dass es in 80 Prozent der Infektionen zu einem sehr milden, teilweise symptomfreien Verlauf kommt“, sagte Spahn. „Wir haben einen weiteren Teil, wo es schwerer wird.“
Zuvor hatte Spahn bereits mit Blick auf ein für kommenden Freitag geplantes EU-Sondertreffen zu gemeinsamen Anstrengungen in Europa zur Eindämmung des Virus aufgerufen. Die Zahl der Infektionen steige, die Verfolgung aller Kontaktketten quer durch Europa werde immer schwieriger. „Wir stehen am Beginn einer Epidemie, in Deutschland und in Europa“, erklärte der Minister. „Das erfordert gemeinsames Handeln.“
Weitere Infektionen in Deutschland entdeckt
Das Virus breitete sich derweil am Wochenende weiter aus: Nach zuvor bereits bekannt gewordenen Infektionen unter anderem in Hessen, Baden-Württemberg, Hamburg und Bayern wurden erste Coronavirus-Fälle nun auch in Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein nachgewiesen.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts stieg die Zahl der aktuell nachgewiesenen Infektionen auf mehr als hundert. Allein im besonders betroffenen Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl der nachgewiesenen Infektionen bis zum Sonntagmittag auf 68. Nachgewiesen wurde das Virus dort auch bei vier Kindergartenkindern.
Ende der Quarantäne in Heinsberg
Zugleich endete am Sonntag für eine Vielzahl von Menschen im Kreis Heinsberg die zuvor angeordnete häusliche Quarantäne. Etwa zwei Drittel der bislang betroffenen rund 1000 Menschen können sich nun wieder frei bewegen, wie ein Sprecher der Kreisverwaltung mitteilte.
Diese Menschen hatten im Zusammenhang mit einer Karnevalssitzung am 15. Februar mehrere Tage in ihren Wohnungen bleiben müssen, in dieser Zeit aber keine Symptome gezeigt. Die Karnevalssitzung vor gut zwei Wochen in der Gemeinde Gangelt gilt aus Ausgangspunkt der Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus im Kreis Heinsberg.
Nach Angaben des Kreises Heinsberg informierte sich Spahn am Samstagabend in einem Telefonat mit dem Heinsberger Landrat Stephan Pusch über die aktuelle Lage in der nördlich von Aachen gelegenen Region. Spahn sagte demnach dem Landrat die volle Unterstützung des Bundes zu.
Verschärfte Kontrollmaßnahemn und Absagen von Veranstaltungen
Angesichts der stetigen Ausbreitung des Erregers verschärfen die Behörden vielerorts ihre Maßnahmen. Die Bundesregierung weitete die Vorschriften für den Flug, Schiffs- und Bahnverkehr aus. Großveranstaltungen wurden abgesagt – neben der Tourismusmesse ITB in Berlin auch die Sterneverleihung des Guide Michelin in Hamburg und das Cybersicherheitstreffen Command Control in München.
Einer aktuellen Umfrage zufolge hat die Ausbreitung des Coronavirus auch Auswirkungen auf die Reiseplanung der Deutschen: 35 Prozent planen zum Schutz vor dem Virus einen Verzicht auf Auslandsreisen, wie die Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Kantar für die „Bild am Sonntag“ ergab. Zuhause geht demnach das Leben für eine klare Mehrheit der Deutschen normal weiter: Nur 17 Prozent sehen bislang Auswirkungen auf ihren Alltag. (afp/al)
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