Schwesig will auch längere AKW-Laufzeiten diskutieren – EnBW bereit für Weiterbetrieb
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) will über längere AKW-Laufzeiten sprechen. „Was die Atommeiler angeht: Das muss diskutiert werden, ob das möglich ist. Ich finde, in so einer Situation darf es überhaupt gar keine Denkverbote geben“, sagte sie am Montag dem Fernsehsender „Welt“.
Allerdings dürfe es dann nur um befristete Verlängerungen gehen. Eine unbefristete Laufzeitverlängerung, wie sie jetzt der Sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) fordert, lehnt Schwesig ab: „Unbefristet? Das wird sicherlich keine große Übereinstimmung mit Vielen finden, denn es gab ja auch gute Gründe auszusteigen.“ Den Wiedereinstieg in die Kohleverstromung hält Schwesig, anders als Kretschmer, für eine sinnvolle Zwischenlösung: „Das ist jetzt ein richtiger Schritt, auf alle Fälle die Kohlekraftwerke noch weiter zu nutzen.“
Grundsätzlich müsse die Verstromung von Gas weiter zurückgefahren werden, forderte Schwesig: „Es gibt eine große Reserve: Es ist ja derzeit so, dass ein Drittel des Gases auch genutzt wird für Stromerzeugung. Und hier sollten wir noch stärker schauen: Wie können wir eigentlich diesen Strom aus erneuerbaren Energien stärker erzeugen und dafür nicht das Gas verbrauchen. Da sehe ich noch Potenzial.“
EnBW bereit für längeren AKW-Betrieb
Der Energiekonzern EnBW wagt sich im Streit um eine längere Laufzeit von Atomkraftwerken im Gegensatz zu anderen Betreibern aus der Deckung. „Wir stünden für einen solchen befristeten Weiterbetrieb bereit, wenn er gewollt ist“, sagte EnBW-Chef Frank Mastiaux dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe). Mit den aktuellen Brennelementen lasse sich das EnBW-Kraftwerk aber nur „um Wochen, nicht um Monate“ weiterbetreiben.
Die EnBW betreibt mit Neckarwestheim 2 einen der letzten drei verbliebenen Reaktoren. Die anderen Betreiber hatten sich in der Frage einer längeren Laufzeit extrem zugeknöpft gezeigt – womöglich um den politischen Preis hochzutreiben. „Wir möchten uns an den Spekulationen nicht beteiligen“, sagte ein RWE-Sprecher der „Rheinischen Post“.
Ein E.ON-Sprecher sagte derselben Zeitung, man werde die Entscheidung zum Ausstieg „respektieren“. Grund für die Zurückhaltung dürfte auch sein, dass die Atomkraftwerksbetreiber für den bislang geplanten Ausstieg eine Entschädigung bekommen. Der Betrag liegt hier bei insgesamt über 2,4 Milliarden Euro. Würden die Konzerne selbst auf eine Verlängerung drängen, dürfte dieses Geld wieder zur Verhandlungsmasse werden. (dts/mf)
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