Schweriner Schloss mit historischem Residenzensemble ist UNESCO-Weltkulturerbe geworden

Das Schweriner Schloss und sein Residenzensemble erhalten am Samstag den 27.Juli Welterbe-Status. Damit wird die beeindruckende Verbindung von Architektur und Geschichte gewürdigt und stellt Schwerin als bedeutenden Kulturschatz Europas heraus. Der Anstoß zu diesem Schritt kam vor über 20 Jahren aus der Stadtgesellschaft und nicht aus der Politik.
Das Schweriner Schloss und sein Residenzensemble ist Weltkulturerbe.
Das Schweriner Schloss und sein Residenzensemble ist Weltkulturerbe.Foto: Patrick Langendorf
Von 27. Juli 2024

Das UNESCO-Welterbekomitee hat am Samstag das Schweriner Schloss mit seinem Residenzensemble zum Weltkulturerbe ernannt. „Die Anlage, die das Schweriner Schloss und über 30 weitere historische Gebäude und Gärten umfasst, zeugt von der letzten Blüte höfischer Kultur und Schlossbaukunst im Europa des 19. Jahrhunderts“, erklärte die deutsche UNESCO-Kommission in Bonn. 

Das Zusammenspiel der Baustile, Gebäude und Parks füge sich in Schwerin zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk, heißt es weiter. „Das Ensemble ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern steht auch für die lebendige Verbindung von Geschichte und Gegenwart“, erklärte die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer. „Als Sitz des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern ist das Schweriner Schloss heute ein Symbol unserer Demokratie.“

37 Gebäude zum Welterbe ernannt

Zum Residenzensemble Schwerin gehören insgesamt 37 Gebäude, Plätze und Gärten, die sich durch den Innenstadtbereich ziehen. Neben dem Schloss sind das unter anderem der Burggarten, der Schlossgarten, das Hoftheater, das Museum, das Großherzogliche Amtshaus, die Herzogliche Dampfwäscherei, Marstall und Marstallhalbinsel, Offizierskasino, Landeshauptarchiv, drei Hoflieferanten sowie Dom und Schelfkirche St. Nikolai, die auch als Grablege der Herzöge dienten.

Um als Weltkulturerbe in die UNESCO-Liste aufgenommen zu werden, müssen zehn Kriterien erfüllt sein. So muss etwa die Einzigartigkeit und historische Echtheit sowie ein Managementplan für die Zukunft gewährleistet sein. 

Früher Machtzentrum der Herzöge – heute Landtag

Das Residenzensemble entstand überwiegend im 19. Jahrhundert. Das Schweriner Schloss ist der historische Geburtsort Schwerins. Im Jahr 1160 eroberte Fürst Heinrich der Löwe die Burg und gründete die Stadt Schwerin. Diese wurde bald zum Bischofssitz und einem zentralen Ort für die Christianisierung der Slawen. Mit der Unterwerfung der Slawen entwickelte sich Schwerin zum Zentrum von Mecklenburg.

„Wir

„Wir sind Welterbe“ stand auf den Fahnen, die Oberbürgermeister Rico Badenschier, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und der Vorsitzende des “Welterbe Schwerin Fördervereins” Joachim Brennke heute Mittag nach der Entscheidung auf dem Markt hissten. Foto: Patrick Langendorf

In der Renaissance wurde auf der Burginsel ein prächtiges Schloss erbaut, das heute noch durch seine mächtigen Bastionen und den reichhaltigen Terrakotta-Schmuck beeindruckt. Die Schlosskirche war der erste protestantische Kirchenbau in Mecklenburg. Der Dreißigjährige Krieg verhinderte einen weiteren Ausbau des Schlosses, obwohl Anbauten für die großherzogliche Kunstsammlung errichtet wurden.

1764 zog der Hof nach Ludwigslust, und das Schloss Schwerin verfiel. Als der Hof 1837 zurückkehrte, erschien das alte Schloss für den Großherzog Paul Friedrich als unzeitgemäß und unbewohnbar. Nach dem Tod Paul Friedrichs 1842 übernahm sein Sohn, Friedrich Franz II., die Verantwortung für das Herzogtum. Er entschied, das alte Schloss auf der Schlossinsel abzureißen und dort ein neues, prachtvolles Residenzschloss zu errichten.

Der Hofbaumeister Demmler wurde mit dem Bau beauftragt. Nachdem die ersten Entwürfe abgelehnt wurden, reiste Demmler nach Frankreich und England und fand in den Renaissanceschlössern an der Loire Inspiration. Weitere Architekten wie Stüler, Semper und Willebrand wurden hinzugezogen, um das Schloss zu vollenden, wobei jeder seinen eigenen Stil einbrachte.

Das Schloss blieb über Jahrzehnte das Machtzentrum Mecklenburgs und symbolisierte die Stärke der Fürstendynastie. Seit 1990 ist das Schloss Sitz des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern.

Langer Weg bis zum Welterbe 

Es war ein langer Weg bis zur Aufnahme des Residenzensembles in die UNESCO-Welterbeliste. Im Jahr 2000 wurde die Idee erstmals auf einer öffentlichen Mitgliederversammlung des Vereins „Pro Schwerin“ vorgestellt. 2001 beschloss die Schweriner Stadtvertretung, den Prozess hin zum Welterbe anzustoßen. 2007 fasste der Landtag einen Beschluss zum „Schlossensemble Schwerin“. Damit stellte sich das Land hinter die Pläne Schwerins.  

2014 wurde Schwerin unter dem Titel „Kulturlandschaft des romantischen Historismus“ durch die Kultusministerkonferenz auf die deutsche Tentativliste gesetzt. Man sah die Einmaligkeit in der Einbettung der zahlreichen historistischen Gebäude in die Kulturlandschaft. Infolge der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und dem Abgleich mit den Kriterien der UNESCO kam es dann jedoch zu einer Neuausrichtung. Als 2020 das Nominierungsdossier als Entwurf vorgelegt wurde, stand die Kunst des Historismus ganz im Zeichen der Großherzöge. Das Schweriner Schloss war zwar immer  noch das Herzstück des Ensembles. Es wurden aber auch 30 weitere Gebäude hinzugenommen.  

Rico Badenschier und Manuela Schwesig freuen sich über die Entscheidung, dass das Schweriner Schloss Weltkulturerbe wird

Rico Badenschier und Manuela Schwesig freuen sich über die UNESCO-Entscheidung. Foto: Patrick Langendorf

Im Jahr 2022 wurde das Bewerbungsdossier dann zur Vorprüfung zur UNESCO eingereicht, um dann ein Jahr später die Bewerbung endgültig beim Welterbekomitee der UNESCO abzugeben. Am Samstag dann die positive Entscheidung in Neu Delhi. 

Als Punkt auf der Weltkarte sichtbar

Gemeinsam mit vielen Schwerinerinnen und Schwerinern verfolgte Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) und die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig (SPD) am Samstag die Sitzung in Neu-Delhi live im Demmlersaal des Rathauses. Sicher konnte man sich bis zum Schluss nicht sein, ob Schwerin in Neu Delhi der Sprung auf die Liste glücken würde. Die Erleichterung ist Badenschier daher anzumerken, als die Entscheidung für Schwerin gefallen ist.

„Dieser Erfolg war möglich durch das Zusammenwirken von bürgerschaftlichem und politischem Engagement. Mit seiner heutigen Entscheidung bestätigt die UNESCO das Residenzensemble Schwerin als außergewöhnliches Kulturerbe mit Bedeutung für die Menschheit”, so Badenschier. Schwerin werde nun als Punkt auf der Weltkarte sichtbar und könne die internationale Bekanntheit touristisch und als Standortfaktor nutzen. “Natürlich übernehmen wir damit auch eine große Verantwortung für den Schutz des Residenzensembles“, so Oberbürgermeister Rico Badenschier weiter. 

Glückstag für Schwerin

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig spricht von einem Glückstag. „Was für ein Erfolg, was für ein Glückstag für die Landeshauptstadt Schwerin, was für ein Glückstag für ganz Mecklenburg-Vorpommern”, so die SPD-Politikerin. Die Entscheidung sei eine große Ehre. “Wir werden die Chance nutzen, um Schwerin noch bekannter zu machen, auch international”, so Schwesig weiter. Die Ministerpräsidentin dankte noch einmal allen, “die so viel Energie und Leidenschaft in die Bewerbung gesteckt haben: der Landeshauptstadt Schwerin, aber auch den zahlreichen ehrenamtlich Engagierten im Welterbe Förderverein”.  Dieses bürgerschaftliche Engagement habe vor mehr als 20 Jahren erst den Anstoß zur Welterbe-Bewerbung gegeben.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion