Scholz: Deutsche Einheit fortgeschritten, aber nicht perfekt

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer hält Kanzler Scholz die Deutsche Einheit für noch längst nicht perfekt. Aber für die damalige Ausgangslage sei man weit vorangekommen.
Kanzler Scholz sieht die Deutsche Einheit noch nicht vollendet, aber doch weit fortgeschritten.
Kanzler Scholz sieht die Deutsche Einheit noch nicht vollendet, aber doch weit fortgeschritten.Foto: Jens Büttner/dpa
Epoch Times3. Oktober 2024

Bundeskanzler Olaf Scholz sieht die Deutsche Einheit mehr als drei Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer für weit fortgeschritten, aber noch längst nicht für perfekt. „Ich verrate hier kein Geheimnis: Vollendet in diesem Sinne ist die Deutsche Einheit auch nach 34 Jahren natürlich nicht“, sagte der SPD-Politiker beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Schwerin. Rufe man sich jedoch die damalige Ausgangslage in Erinnerung, „dann sind wir gleichwohl weit vorangekommen“.

Scholz: Kein anderes Land stand vor einer ähnlichen Herausforderung

Schließlich gebe es kein einziges vergleichbares Land der Welt, das in den vergangenen Jahrzehnten vor einer ähnlichen Herausforderung gestanden habe wie Deutschland: „Vor der Herausforderung nämlich, zwei über vier Jahrzehnte hinweg geteilte, völlig verschieden organisierte Teilgesellschaften zusammenzubringen – wirtschaftlich, politisch, kulturell und mental.“

Dies begründe einen „angemessenen Stolz auf das, was wir seither gemeinsam in Deutschland geschafft haben“, sagte Scholz. Dass weiterhin Unterschiede zwischen Ost und West bestünden, dürfe nicht nur als Makel gesehen werden.

„Die Vorstellung, die Deutsche Einheit wäre dann ‚vollendet‘, wenn der Osten irgendwann einheitlich exakt so ist wie der Westen – wo es doch diesen einen einheitlichen Westen gar nicht gibt -, diese Vorstellung hilft uns im vereinten Deutschland tatsächlich nicht mehr weiter“, sagte er. „Sie sorgt nur für Verbitterung und für Frust, weil sie gar nicht erreichbar oder erstrebenswert ist“, fügte der Kanzler hinzu. „Unsere innere Vielfalt ist kein Defizit – sie ist eine besondere Stärke unseres Landes.“

Die deutsche Einheit sei ein „großes Glück“ gewesen, sagte Scholz. Und der 3. Oktober sei eine gute Gelegenheit, sich daran zu erinnern.

Schwesig zeigt Verständnis für Frust Ostdeutscher

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) würdigte als Bundesratspräsidentin und damit Gastgeberin der Feierlichkeiten die Leistung jener, die mit „ihrer friedlichen Revolution die Diktatur und die innerdeutsche Grenze zu Fall gebracht“ haben. Sie könne aber auch den Frust vieler Ostdeutscher 34 Jahre nach der Wiedervereinigung verstehen. Sie habe selbst erlebt, wie ihr Vater damals arbeitslos wurde und sein Betrieb geschlossen wurde. „Es war schwer – für die ganze Familie. Und manchmal ist es das immer noch“, sagte Schwesig. „Und deswegen verstehe ich Menschen, die auch enttäuscht und verletzt sind.“

Für die meisten Menschen in den westdeutschen Ländern habe sich durch die Deutsche Einheit nicht viel geändert, erklärte die Ministerpräsidentin. „Aber für uns Menschen in Ostdeutschland, für unsere Familien, ändere sich hingegen fast alles. Angesichts dieser Erfahrung ist nachvollziehbar, dass die Sorge, das Erreichte könne wieder verloren gehen, in Ostdeutschland ausgeprägter ist.“

Der Osten bleibe anders, sagte Schwesig weiter. Über die Unterschiede sei man in der Vergangenheit zu oft hinweggegangen. Man müsse Unterschiede jedoch ernst nehmen und auf Augenhöhe miteinander reden. Zudem müsse der Osten öfter für seine Expertise wahrnehmbar werden, und nicht nur bei Problemen in den Fokus geraten. „Der Osten kann mit seinen Erfahrungen und Lösungen ganz Deutschland bereichern“, sagte die Ministerpräsidentin. (dpa/dts/red)



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