Schleswig-Holstein streicht Züge – Deutschlandticket zu teuer für Bundesländer?

Damit Fahrgäste für 49 Euro im Monat durchs Land fahren können, fließt staatliches Geld. Bund und Länder streiten über die Finanzierung. Noch halten die meisten Länder an ihrem Streckennetz fest.
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Das Deutschlandticket verursacht hohe Kosten - der Bund und Länder streiten seit langem über die Finanzierung.Foto: huettenhoelscher / iStock
Epoch Times3. September 2024

Trotz zusätzlicher Kosten für Zuschüsse zum Deutschlandticket soll in den meisten Bundesländern das Angebot im Nah- und Regionalverkehr vorerst aufrechterhalten werden. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage von dpa.

Derzeit kostet das Deutschlandticket, mit dem bundesweit und unbegrenzt Busse und Bahnen des Regional- und Nahverkehrs genutzt werden können, 49 Euro pro Monat. Für das kommende Jahr haben die Verkehrsminister der Länder eine Preiserhöhung angekündigt.

Schleswig-Holstein hatte im Juni Streichungen angekündigt: Man müsse sparen und könne den Schienennahverkehr ab 2025 nicht vollständig aufrechterhalten, hieß es – zwei Prozent der Verkehrsleistungen auf der Schiene würden gestrichen. Ziel sei es, die Lücke in den nächsten Jahren wieder zu schließen.

Zieht das Ticket Autofahrer in den ÖPNV?

Der Streit zwischen Bund und Ländern, wer wie viel für das Deutschlandticket zuschießen soll, schwelt seit langem. Von Forschern wird zudem die Nützlichkeit infrage gestellt.

Während der Gültigkeit des 9-Euro-Tickets vom 1. Juni bis 31. August 2022 sank der Autoverkehr um 4 bis 5 Prozent, während die Zugfahrten um 30 bis 35 Prozent stiegen. Die erhöhte Nachfrage im ÖPNV (+430.000 Fahrgäste täglich) führte jedoch zu einer deutlichen Zunahme der Zugverspätungen um 30 Prozent. Betroffen waren nicht nur Regional-, sondern auch Fernzüge. Das zeigt eine Studie des ifo Institut München  Berufliche Pendler und Autofahrer wurden kaum in den ÖPNV gelockt, das Angebot meist für zusätzliche Wochenend- und Freizeitfahrten genutzt.

„Das 9-Euro Ticket kostete den Bund 2,5 Milliarden Euro und reduzierte den Autoverkehr nur wenig. Damit war es eine teure und ineffiziente Klimaschutzmaßnahme“, resümiert Sarah Wecker, Leiterin des Ludwig Erhard ifo Zentrums für Soziale Marktwirtschaft in Fürth. Wecker geht davon aus, dass das Deutschlandticket zu 49 Euro den Autoverkehr „vermutlich noch weniger reduzieren wird, selbst wenn es länger verfügbar ist“.

Noch halten die meisten Bundesländer an Streckennetz fest

In Niedersachsen läuft der Nahverkehr über drei Verkehrsverbände. Zwei davon planen keine Reduzierung des Angebots. Einer, die Landesnahverkehrsgesellschaft, prüft, ob wegen einer angespannten Finanzlage ab Ende 2025 Fahrten abbestellt werden müssen. Das Verkehrsministerium betont, man wolle keine Verbindungen streichen.

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) teilte mit, man könne dies bislang nicht seriös absehen. Länder wie Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern planen bislang auch keine Streichungen, schlagen jedoch wegen der Finanzen Alarm.

„Der Bund muss seine Verantwortung für ein leistungsfähiges Schienennetz auch bei angespannter Haushaltslage wahrnehmen. Wenn sich Reisen, Pendeln und auch der Güterverkehr zu stark verteuern, wird es nicht gelingen, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern“, sagte etwa Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer.

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter fügte hinzu: „Noch stehen in Bayern keine Angebotsstreichungen im Schienenpersonennahverkehr auf der Tagesordnung, aber wir müssen dazu enorme finanzielle Klimmzüge und Umschichtungen machen.“ Stocke der Bund die Mittel nicht auf, werde man langfristig zu Abstrichen gezwungen sein.

In NRW Mittel reichen bis 2026

In Nordrhein-Westfalen ist der Schienennahverkehr aufgrund finanzieller Zusagen durch das Land NRW bis Ende 2025 gesichert. „Es drohen also derzeit keine akuten Abbestellungen aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln“, betont ein Sprecher der drei zuständigen Zweckverbände.

Ab 2026 sehe es aktuell so aus, dass die bislang eingeplanten Mittel dann bei weitem nicht mehr ausreichen würden – auch für das bestehende Angebot nicht. „Vom politisch anvisierten Ausbau des Angebots ganz zu schweigen. Hier werden dringend weitere Gelder benötigt.“

Welche Rolle die angekündigte Erhöhung der Trassenentgelte spiele, sei noch offen. Die geplante Anhebung befinde sich noch in einem Planungsstand, der sowohl eine juristische Betrachtung als auch eine Klärung auf bundes- und europapolitischer Ebene erfordere.

„Bis zur endgültigen Klärung des Sachverhalts können wir uns an Spekulationen zu etwaigen finanziellen oder betrieblichen Auswirkungen nicht beteiligen.“

Auch Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt planen bislang keine Streichungen. Gleiches gilt für Hamburg, das aber indirekt von Streichungen bei den Nachbarn betroffen ist. (dpa/red)



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