Klimaexperte Schellnhuber fordert Verbot von Inlandsflügen – und nutzt sie selbst

Einer der weltweit renommiertesten Klimaexperten, Hans-Joachim Schellnhuber, wurde bei einem Inlandsflug erwischt. Er selbst predigt jedoch seit Jahren, diese in Deutschland zu verbieten. Ein Kolumnist analysiert die Enthüllung mit deutlichen Worten.
Schellnhuber
Prof. Hans Joachim Schellnhuber bei der Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises im Dezember 2021 in Düsseldorf.Foto: Andreas Rentz/Getty Images
Von 22. Juli 2023

Hans-Joachim Schellnhuber gehört zu den weltweit renommiertesten Klimaexperten und ist langjähriges Mitglied des Weltklimarats. Er gründete das angesehene Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und gehört zu denen, die sich für ein Verbot von Inlandsflügen aussprechen. Dies forderte Schellnhuber bereits im Jahr 2019. Derzeit sind Inlandsflüge in Deutschland noch erlaubt.

Gleichzeitig gestand Schellnhuber jüngst in einem Interview mit dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND), dass er selbst bisweilen Inlandsflüge nutzt.

Laut Umweltbundesamt sei Fliegen die umweltschädlichste Art, sich fortzubewegen, berichtete der „Tagesspiegel“. Neben Kohlenstoffdioxid (CO₂) stoßen die Flugzeuge auch Wasserdampf, Stickoxide und Rußpartikel aus, die den Strahlungshaushalt der Erde ebenfalls beeinflussen würden.

Seit Jahren diskutieren Politiker und Fachleute darüber, mit welchen Methoden sie die Emissionen im Flugverkehr verringern könnten. Besonders die kurzen Flüge innerhalb eines Landes stehen dabei im Fokus.

„Klimapapst“ nimmt Inlandsflug

Der RND-Reporter konfrontierte den Klimaexperten damit, dass ein Leser ihn am Berliner Flughafen BER an einem Check-in-Schalter erkannte. „Sie, der Klimapapst, nehmen einen Inlandsflug?“, fragte der Reporter. Daraufhin lehnte Schellnhuber zunächst den Begriff „Klimapapst“ ab. Direkt darauf gestand er, zwei Inlandsflüge an einem Tag genommen zu haben:

Ich musste aus familiären Gründen innerhalb eines halben Tags von Potsdam nach Fürstenfeldbruck und zurück. In der Nähe von München war ich mit Vortrag und Podiumsdiskussion beim ‚Zukunftsforum‘ des bayerischen Schreinerhandwerks engagiert.“

Sein Vortrag handelte über die CO₂-Reduzierung im Baugewerbe „Das ist aktuell mein wichtigstes Thema, dafür habe ich 2020 auch das Bauhaus der Erde gegründet“, erklärte Schellnhuber.

Der Kolumnist Henryk Broder reagierte bei der „Welt“ auf den Widerspruch des Klimaexperten. Broder sagte zu Schellnhubers Trip nach München: „Hallo Herr Schellnhuber, schon mal was von Zoom gehört? Er hätte öko- und umsatzfreundlich zu Hause bleiben können.“ Broder verglich die Situation damit, „als würde man einen Rabbi oder einen Priester abends im Puff erwischen.“

Erste Reaktionen gab es inzwischen auch auf Twitter, wo ein Nutzer meinte, dass „alle Klimamoralisten Ausreden haben“.

Schellnhuber weiterhin für Verbot

In dem RND-Interview bestätigt Schellnhuber aber, dass er weiterhin ein Verbot von Inlandsflügen in Deutschland fordert. Um dies zu unterstützen, würde er „jede Petition unterschreiben.“ Dafür bedürfe es jedoch einer demokratischen Gesetzgebung. Wenn es diese dann gäbe, würde sich der Klimaexperte nach eigener Aussage „selbstverständlich daran halten“.

Gleichzeitig koppelt Schellnhuber seine Forderung aber daran, „dass mehr Geld in die Schiene fließt und schnellere und vor allem zuverlässigere Hochgeschwindigkeitsverbindungen in Deutschland und Europa entstehen.“

Quod licet iovi non licet bovi

Broder sieht in dieser Enthüllung eine Doppelmoral. Es sei zudem „ein klassischer Fall von dem, was wir in der Schule gelernt haben: Quod licet iovi non licet bovi (Was dem Gott erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt).“ Schellnhuber würde laut dem Kolumnisten zur Prieserkaste gehören.

Die Prieserkaste hat schon immer Sachen für sich in Anspruch genommen, die sie anderen verboten hat […] Die Leute halten sich nicht an das, was sie anderen predigen.“

Weiter sagte Broder: „Schellnhuber beruft sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse, die er selbst fabriziert hat. Er gehört zu denen, die das Thema Klima zu einer Religion gemacht haben.“ Als Vergleich nannte er unter anderem die Klimaaktivistin Luisa Neubauer, die Hunderte Reisefotos von ihrem Instagram-Profil löschte. Darüber berichtete im Februar auch das Schweizer Portal „Blick“. „Diese Leute sind von Natur aus verlogen“, kritisierte Broder.

Sorgen über aggressive Reaktionen auf Klimaproteste

Sorgen bereiten Schellnhuber aggressive Reaktionen auf Klimaproteste, etwa der „Letzten Generation“, wie „Ludwigsburg24“ berichtet. „Einerseits zeigen die neuesten Daten, dass uns die globale Erwärmung aus dem Ruder läuft. Andererseits werden die Reaktionen auf die Warner vor der Klimakatastrophe immer aggressiver“, bemängelt der 73-Jährige.

Schellnhuber geht hierbei allerdings nicht konkret darauf ein, an welchen Daten er sich orientiert. Broder bewertet Schellnhubers Aussage hierzu als eine „Lebenserhaltungslüge“.



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