Schäuble kritisiert ostdeutschen „Opferstatus“
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble wünscht sich mehr Selbstbewusstsein unter Ostdeutschen.
„Mancher pflegt geradezu den eigenen Opferstatus, statt selbstbewusst darauf zu verweisen, den Menschen im Westen eine wertvolle Erfahrung vorauszuhaben: die Anpassung an massive gesellschaftliche Umwälzungen“, schreibt der CDU-Politiker in einem Beitrag für die „taz“ am Wochenende.
Nach Ansicht von Schäuble würde es nachhaltig zur inneren Einheit beitragen, den Erfahrungsvorsprung der Ostdeutschen zu erkennen und gemeinsam zu nutzen.
Zu groß empfundene Unterschiede zwischen Ost und West
Als Gründe für die Spaltung von West- und Ostdeutschen nannte der Bundestagspräsident zu groß empfundene Unterschiede zwischen den Lebensbedingungen, mangelnde Anerkennung von Lebensleistungen, selbst erfahrene und in der Familie tradierte Kränkungen im Transformationsprozess und demographischen Folgen der Abwanderung.
Das alles bildet ein Gemisch für eine Identität, die die Spaltung in Ost und West eher zementiert als sie zu überwinden hilft.“
Nationale Identität soll nicht gegen die europäische Einigung ausgespielt werden
Schäuble warnt in dem Beitrag davor, nationale Identitäten gegen die europäische Einigung auszuspielen. „Wir können daran arbeiten, dass sich eine europäische Identität herausbildet“, schreibt er in der „taz“.
Er schlägt eine „Bekenntnisidentität“ vor, die den unterschiedlichen nationalen Erfahrungen, dem Eigenen, den Traditionen und kulturellen Prägungen der Vergangenheit gerecht wird. Diese Identität müsse den Blick vor allem auf die Verantwortung für eine gemeinsame Zukunft lenken. (dts)
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