„Sanierungsfall“ Deutschland: Wolfgang Reitzle träumt vom „ideologiefreien Neubeginn“
In einem Gespräch mit der „Welt am Sonntag“ sprach Wolfgang Reitzle, langjähriger Aufsichtsratschef des Autozulieferers Continental und ehemals Vorstandschef der Linde AG, von seinem Traum, wie Deutschland zukünftig sein und sich entwickeln könnte – und von einer traurigen Wirklichkeit, in der wir derzeit leben.
Ein Neuanfang – ohne Ideologie
„Lassen Sie mich einfach mal träumen“ – von einem parteiübergreifenden Konsens für einen „ideologiefreien Neubeginn“. Eins sei ihm persönlich enorm wichtig, so der Wirtschaftsmanager: „Wir brauchen eine neue, ideologiefreie Energie- und Mobilitätspolitik.“ Man müsste die Bürokratie abbauen und die Verwaltung konsequent digitalisieren.
Wir bräuchten wieder Vertrauen in die Marktkräfte, müssten die Staatsquote auf unter 50 Prozent senken und einen bindenden „Zehnjahresplan für Investitionen in eine zukunftsfähige Infrastruktur“ erstellen – und die Erkenntnis, die unser aller Handeln leiten sollte, müsste lauten, „dass Wohlstand auch Anstrengung und Leistung bedeutet“.
Wolle man nach der Pandemie die Wirtschaft schnell wieder in Schwung bringen, müsste man auch die Unternehmen steuerlich entlasten.
„Das Potenzial in Deutschland ist riesig“, meint Wolfgang Reitzle. Doch seinem Traum steht eine bittere Realität im Wege.
Schein und Wirklichkeit
In Deutschland gebe es eine Diskrepanz zwischen Schein und Wirklichkeit: Ein Verteidigungshaushalt von 47 Milliarden Euro, Gewehre die nicht schießen, Panzer, die nicht fahren, und Flugzeuge, die nicht fliegen.
Das Problem ist in der Bundeshauptstadt besonders deutlich zu sehen. Reitzle nennt sie eine dysfunktionale Stadt, einen „failed state“ – die mit am schlechtesten regierte Hauptstadt Europas.
Bei Kriminalität werde weggeschaut, Hausbesetzungen und die Ausbreitung der Clankriminalität zugelassen. Berlin sei nicht einmal in der Lage „einen Flughafen für unsere Hauptstadt zu bauen“. Für das Versagen verantwortlich sei Michael Müller, der Bürgermeister. Seit Monaten sei er in den Medien präsent, erkläre allen, wie Corona-Management gehe, so der Wirtschaftsmacher.
Die Merkel-Jahre Deutschlands
Ohnehin habe die Corona-Krise eines offengelegt, erklärt Wolfgang Reitzle. Deutschland werde seinem Anspruch, zur Weltklasse zu gehören, schon seit langem nicht mehr überall gerecht.
„Nach fast 16 Jahren Merkel ist Deutschland in vielen Bereichen ein Sanierungsfall: Bürokratie im Fax-Zeitalter stecken geblieben, Digitalisierungsrückstand, kein schnelles Internet, massive Mängel in der Infrastruktur und marode Schulen“, so Reitzle.
Die Beispiele für Defizite seien für ein führendes Industrieland beschämend. „Ja, die Merkel-Jahre sind ein Beispiel dafür, dass es besser wäre, Spitzenmandate auf zehn Jahre zu begrenzen.“
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