Sachsen: Aufgebrachte Bürger bedrängen Dienstwagen von Ministerpräsident Kretschmer
Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer nahm am Dienstag im Freiberger „Tivoli“ an einem Bürgerforum der CDU zu Auswirkungen der Corona-Pandemie teil. Nachdem er das Gebäude am Abend wieder verlassen hatte, versuchten Dutzende Protestierende, seinen SUV an der Abfahrt zu hindern. Die aufgebrachten Bürger mussten von der Polizei zurückgedrängt werden, dabei wurde der Fuß einer Polizistin von einem Fahrzeug der Kolonne erfasst.
Wie die Polizei berichtet, hatten sich bereits bei Eintreffen der Fahrzeugkolonne des Ministerpräsidenten am „Tivoli“ Dutzende Bürger im Umfeld des Kulturhauses versammelt und lautstark ihren Unmut wegen der Corona-Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung kundgetan. Im weiteren Verlauf begehrten etwa 60 Personen Einlass, was ihnen seitens des Veranstalters verwehrt wurde. Es hieß, dass die maximal mögliche Teilnehmerzahl an der Diskussionsrunde bereits erreicht war.
In der Folge wuchs laut Polizei die Anzahl aufgebrachter Bürger im Umfeld des Kulturhauses auf etwa 150 Personen an, die Ein- und Ausfahrten am Veranstaltungsobjekt versperrten. Einsatzkräfte mussten daraufhin Dutzende Bürger im Bereich einer der Ausfahrten zurückdrängen, um der Fahrzeugkolonne des Ministerpräsidenten das Passieren zu ermöglichen. Dennoch versuchten weiterhin mehrere Personen, die ein größeres Banner trugen, die Fahrbahn zu blockieren und die Abfahrt zu unterbinden. Sie wurden von einer Polizeikette zurückgeschoben.
In dieser Situation wurde eine Polizistin (29) am Fuß von einem Fahrzeug der Kolonne des Ministerpräsidenten erfasst und verletzt. Sie wurde umgehend in ein Krankenhaus gebracht, welches sie am späten Abend zunächst wieder verlassen konnte. Sie ist derzeit nicht dienstfähig.
Wie auf einem Video zu erkennen ist, riefen die Bürger, die aus der Mitte der Gesellschaft kommen und in verschiedenen Altersgruppen vertreten waren, wiederholt „Volksverräter“ in Richtung des Politikers.
Kretschmer verurteilt das Geschehene
Wie der „mdr“ berichtet, soll die Kleinstpartei „Freie Sachsen“ zu dem Protest aufgerufen haben. Sie wird vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft.
Dementsprechend äußerte sich auch Kretschmer zu den Vorfällen: „Die Beamten mussten sich einer Gruppe aggressiver Menschen entgegenstellen. Im Internet sind der Hass und die Niedertracht, aber auch die Hintermänner, sehr gut dokumentiert“, zitiert ihn der „mdr“. Unter dem Namen „Freie Sachsen“, so Kretschmer, sammelten sich gewaltbereite Reichsbürger und Rechtsextreme. „Wir müssen uns diesen Leuten entgegenstellen und ihnen keinen Raum geben, denn sie wollen unsere friedliche Art des Zusammenlebens zerstören“, so der Ministerpräsident.
Vor Ort wurden die Identitäten von fünf Personen festgestellt, welche das Banner hielten. Die weiteren Ermittlungen zum Geschehen sowie den konkreten Umständen führt nunmehr die Chemnitzer Kriminalpolizei. (nmc)
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