Saar-Landtag wird Teil der Frankophonie

Das Saarland betrachtet sich selbst als das französischste aller Bundesländer. Die Landtagsabgeordneten wollen deshalb künftig auch bei den Treffen frankophoner Parlamentarier dabei sein.
Die saarländischen Landtagsabgeordneten wollen künftig auch mit den Kollegen anderer frankophoner Parlamente enger zusammenarbeiten. (Archivfoto)
Die saarländischen Landtagsabgeordneten wollen künftig auch mit den Kollegen anderer frankophoner Parlamente enger zusammenarbeiten. (Archivfoto)Foto: Harald Tittel/dpa
Epoch Times4. Dezember 2024

Der Landtag des Saarlandes will künftig zu jenen Parlamenten gehören, für die die französische Sprache von besonderer Bedeutung ist. Das Landesparlament beschloss in Saarbrücken einstimmig, bei der Parlamentarischen Versammlung der Frankophonie (APF) einen Antrag auf Vollmitgliedschaft einzureichen. Dazu hatte die APF den Landtag eingeladen.

Die Parlamentarische Versammlung ist ein beratendes Gremium der Organisation internationale de la Francophonie (OIF), der mehr als 90 Staaten und Regierungen angehören. Dort hat das Saarland bereits seit Oktober einen Beobachterstatus.

„Unsere Region war niemals nur deutsch oder französisch, sie war immer beides“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Commerçon. „Unsere Geschichte ist durch zwei Kulturen gekennzeichnet, der deutschen und der französischen.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Stephan Toscani sagte, das umfassende Verständnis sei auch ein politischer Auftrag des Bundeslandes. „Das ist etwas Einzigartiges, dass ein deutsches Bundesland dem französischen Sprachraum Beitritt. Das ist eigentlich etwas Spektakuläres.“

Eine ganz besondere Geschichte

Das Saarland hat aufgrund seiner Grenzlage und seiner Geschichte ein besonderes Verhältnis zu Frankreich. Teile des Saarlandes standen seit dem 17. Jahrhundert immer wieder unter französischer Kontrolle. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte das Saarland zum französischen Wirtschaftsraum und wurde nach einer Volksabstimmung 1935 wieder Teil des Deutschen Reiches.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Saarland bis 1956 von einem französischen Hochkommissar verwaltet und trat erst zum 1. Januar 1957 der Bundesrepublik Deutschland bei.

Landtagspräsidentin Heike Winzent (SPD) verwies darauf, dass die erste saarländische Verfassung von 1947 sowohl in deutscher als auch in französischer Sprache verfasst worden sei. „Heute liegt es an uns, diese frankophone Tradition fortzuschreiben.“

Die 1967 gegründete Parlamentarische Versammlung der Frankophonie (APF) hat 95 Mitglieder, deren Gemeinsamkeit in der Wertschätzung der französischen Sprache besteht. Die Versammlung soll ein Forum sein, in dem Vorschläge und Informationen über alle gemeinsam interessierenden Fragen debattiert werden können.

Die Versammlung setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, dass Französisch in möglichst vielen Parlamenten verwendet wird und es auch dort, wo Französisch nicht die offizielle Sprache ist, möglichst viele Abgeordnete Französisch sprechen.

Vollmitglieder der OIF sind unter anderem Kanada sowie viele West- und Zentralafrikas aber auch Länder wie Griechenland, Ägypten oder Vietnam. Außerdem gibt es assoziierte Staaten und Regierungen mit Beobachterstatus. (dpa/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion