Saar-Landtag wird Teil der Frankophonie
Der Landtag des Saarlandes will künftig zu jenen Parlamenten gehören, für die die französische Sprache von besonderer Bedeutung ist. Das Landesparlament beschloss in Saarbrücken einstimmig, bei der Parlamentarischen Versammlung der Frankophonie (APF) einen Antrag auf Vollmitgliedschaft einzureichen. Dazu hatte die APF den Landtag eingeladen.
Die Parlamentarische Versammlung ist ein beratendes Gremium der Organisation internationale de la Francophonie (OIF), der mehr als 90 Staaten und Regierungen angehören. Dort hat das Saarland bereits seit Oktober einen Beobachterstatus.
„Unsere Region war niemals nur deutsch oder französisch, sie war immer beides“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Commerçon. „Unsere Geschichte ist durch zwei Kulturen gekennzeichnet, der deutschen und der französischen.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Stephan Toscani sagte, das umfassende Verständnis sei auch ein politischer Auftrag des Bundeslandes. „Das ist etwas Einzigartiges, dass ein deutsches Bundesland dem französischen Sprachraum Beitritt. Das ist eigentlich etwas Spektakuläres.“
Eine ganz besondere Geschichte
Das Saarland hat aufgrund seiner Grenzlage und seiner Geschichte ein besonderes Verhältnis zu Frankreich. Teile des Saarlandes standen seit dem 17. Jahrhundert immer wieder unter französischer Kontrolle. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte das Saarland zum französischen Wirtschaftsraum und wurde nach einer Volksabstimmung 1935 wieder Teil des Deutschen Reiches.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Saarland bis 1956 von einem französischen Hochkommissar verwaltet und trat erst zum 1. Januar 1957 der Bundesrepublik Deutschland bei.
Landtagspräsidentin Heike Winzent (SPD) verwies darauf, dass die erste saarländische Verfassung von 1947 sowohl in deutscher als auch in französischer Sprache verfasst worden sei. „Heute liegt es an uns, diese frankophone Tradition fortzuschreiben.“
Die 1967 gegründete Parlamentarische Versammlung der Frankophonie (APF) hat 95 Mitglieder, deren Gemeinsamkeit in der Wertschätzung der französischen Sprache besteht. Die Versammlung soll ein Forum sein, in dem Vorschläge und Informationen über alle gemeinsam interessierenden Fragen debattiert werden können.
Die Versammlung setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, dass Französisch in möglichst vielen Parlamenten verwendet wird und es auch dort, wo Französisch nicht die offizielle Sprache ist, möglichst viele Abgeordnete Französisch sprechen.
Vollmitglieder der OIF sind unter anderem Kanada sowie viele West- und Zentralafrikas aber auch Länder wie Griechenland, Ägypten oder Vietnam. Außerdem gibt es assoziierte Staaten und Regierungen mit Beobachterstatus. (dpa/red)
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