Rund 22.300 unbesetzte Stellen: Kliniken beklagen Personalmangel und rote Zahlen

Angesichts des Personalmangels in den Krankenhäusern schlägt die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) Alarm. Doch die Probleme seien laut einer Umfrage noch weitreichender.
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Ein Krankenhaus.Foto: BARBARA GINDL/APA/AFP via Getty Images
Epoch Times27. Dezember 2021

Viele Kliniken in Deutschland rechnen im ablaufenden Jahr mit wirtschaftlichen Verlusten. Zudem hat sich die Personalsituation in der Pflege zugespitzt, wie das veröffentlichte Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DIK) ergab. Vier von fünf Kliniken haben demnach Probleme, offene Pflegestellen auf ihren Allgemein- und Intensivstationen zu besetzen.

Das Institut wird von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und weiteren Klinik-Verbänden getragen. Die Ergebnisse des Barometers beruhen den Angaben zufolge auf einer repräsentativen schriftlichen Befragung von fast 300 Kliniken mit 100 und mehr Betten zwischen Mai und Juli dieses Jahres. In Deutschland gibt es rund 1.900 Krankenhäuser mit fast 500.000 Betten.

Personalmangel „ist das drängendste Problem“

Bundesweit sind der Klinik-Umfrage zufolge rund 22.300 Pflegestellen nicht besetzt. Seit 2016 habe sich die Zahl verdreifacht. Jedes zweite Krankenhaus erwarte in den nächsten drei Jahren, dass sich die Personalsituation in der Pflege verschlechtert. Zum Befragungszeitraum hatten 84 Prozent der Krankenhäuser Probleme, offene Pflegestellen auf Allgemeinstationen zu besetzen.

„Der Pflegepersonalmangel ist das drängendste Problem der Gesundheitspolitik. Er muss nach ganz oben auf die politische Tagesordnung“, sagte DKG-Chef Gerald Gaß. Er forderte von der Ampel-Regierung die kurzfristige Umsetzung von Gegenmaßnahmen, die im Koalitionsvertrag angekündigt wurden.

Laut Koalitionsvertrag wollen SPD, Grüne und FDP unter anderem eine Milliarde Euro an Pflegekräfte auf Intensivstationen und in Seniorenheimen als Anerkennung für „herausragende Leistung“ zahlen. Es heißt: „Dazu werden wir die Steuerfreiheit des Pflegebonus auf 3.000 Euro anheben.“

Dabei sei umstritten, ob eine Prämie überhaupt der richtige Weg ist, um die Pflegekräfte zu belohnen. „Der Pflegebonus ist nett gemeint, aber völlig unzureichend“, sagte Christine Vogler, die Präsidentin des Deutschen Pflegerats. „Das ist nicht mehr als das verschämte Zugeständnis, dass die Pflege zwar mehr Geld verdient, man aber nicht bereit ist, die Beschäftigten dauerhaft anständig zu bezahlen. Unsere Haltung ist ganz klar: Wir wollen keine Prämie, sondern vernünftige Löhne.“

Die personellen Engpässe könnten sich nach Einschätzung der Stiftung Patientenschutz zusätzlich durch die vom Bundestag beschlossene Impfpflicht für das Personal in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen weiter zuspitzen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte ebenfalls vor einer Kündigungswelle gewarnt.

Krankenhäuser in wirtschaftlicher Schieflage

Auch wirtschaftlich geht es den Krankenhäusern der Befragung zufolge nicht gut: 60 Prozent rechneten für das ablaufende Jahr 2021 mit Verlusten. Zum Zeitpunkt der Umfrage stuften nur noch elf Prozent ihre wirtschaftliche Situation als gut ein.

Besonders dramatisch sei die Situation in großen Krankenhäusern ab 600 Betten. „Hier gibt es kaum noch ein Haus, das seine wirtschaftliche Lage als gut beurteilt“, heißt es im Krankenhaus-Barometer.

Von den Krankenkassen kam Kritik: Die Kliniken hätten die wichtigsten Instrumente für mehr Pflegepersonal selbst in der Hand. „Wir erwarten, dass die Deutsche Krankenhausgesellschaft selber handelt und nicht immer nur auf andere zeigt“, sagte Florian Lanz, der Sprecher des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) am Montag.

„Über die Höhe der Vergütung und die Anzahl der Ausbildungsplätze, um genug Pflege-Nachwuchs für die Kliniken zu bekommen, entscheiden die Kliniken selbst. Die Kosten für Pflegepersonal bekommen die Kliniken selbstverständlich zu 100 Prozent finanziert.“

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte unterdessen „das Schwarze-Peter-Spiel zwischen Krankenhäusern und Krankenkassen“. Die Vollfinanzierung der Pflegepersonalkosten habe nichts an der Misere geändert. Es komme darauf an, unter welchen Bedingungen gearbeitet werde. Dazu zähle die Verlässlichkeit von Schichtplänen. (dpa/afp/dl)



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