Rücktrittsforderungen gegen Karl Lauterbach – Minister teilt Interview mit rechtskonservativem Douglas Murray

Rücktrittsforderungen begleiten den Minister seit seinem Amtsantritt. Die neueste dreht sich allerdings nicht um Corona, sondern um Gaza und Israel. Von einer Relativierung des Holocaust ist die Rede.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will Apothekengründungen künftig erleichtern.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will Apothekengründungen künftig erleichtern.Foto: Kay Nietfeld/dpa
Von 13. November 2023

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Wolfgang Kubicki (FDP) ist Mitglied einer Ampelpartei. Davon unbeeindruckt legte der Bundestagsvizepräsident dem amtierenden Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Anfang Februar den Rücktritt als Minister nahe. Er begründete seine Forderung unter anderem damit, dass Lauterbach mit menschenunwürdigen Corona-Maßnahmen bewusst Angst erzeugt habe.

Davon unbeeindruckt bleibt der Minister weiter im Amt. Eine aktuelle Rücktrittsforderung kommt jetzt aber aus einer ganz anderen Ecke. Dieses Mal geht es nicht um die behauptete Schlechtleistung des Corona-Regimes, sondern um den Terrorangriff gegen Israel und die israelische militärische Reaktion.

Zu dieser Debatte hatte Lauterbach ein etwa sieben Minuten langes Gespräch des britischen Senders „TalkTV“ mit dem Publizisten Douglas Murray geteilt, ebenso die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU).

Der ursprüngliche Tweet kam von einem „Rabbi Shmuel Reichman“, Lauterbach löschte diesen Beitrag nach teils harscher Kritik. Besagter Reichman hatte ein Video des britischen Senders „Talk TV“ gepostet, das anschließend auch vom deutschen Minister übernommen wurde.

Rabbi Shmuel Reichman lobte das Video in einem längeren Begleittext enthusiastisch und besonders ausführlich.

Die frühere grüne Aktivistin und Autorin Jutta Ditfurth (in ihrem X-Banner steht „Free Gaza from hamas“) kommentierte Lauterbachs Tweet umgehend und folgendermaßen:

„Karl Lauterbach teilt den Tweet des rechten Rabbi Shmuel Reichman (Chicago) der den Bericht des rassistischen britischen Journalisten Douglas Murray über die Maßen rühmt (bestes Interview seines Lebens). Murray hält alle Palästinenser ausnahmslos für Verbrecher.“

Das „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ griff die Geschichte auf und formulierte die Schlagzeile: „Holocaust-Relativierung und rechte Propaganda? Kritik an Lauterbach nach Teilen von umstrittenem Interview“. Den Anlass für die Kritik an der Teilung von Lauterbach fast die Zeitung so zusammen:

„Murray vergleicht darin den Hamas-Terror mit den Taten der SS während des Holocausts. So meint Murray etwa, die Hamas sei mindestens genauso barbarisch wie die Nationalsozialisten, denn diese – so seine Behauptung – hätten sich zumindest für ihre Taten geschämt: „Die SS-Bataillone, die tagein, tagaus Juden in den Kopf schossen und sie in Gräben warfen, mussten sich abends sehr, sehr betrinken, um zu vergessen, was sie getan hatten.“ Die Hamas-Terroristen hingegen hätten mit Freude und Stolz gemordet und nicht einmal versucht, ihre Taten zu verdecken.“

Rücktrittsforderung von linker Seite

Der meinungsstarke ehemalige linke Bundestags- und Europaabgeordnete Fabio De Masi schrieb am Samstag wenig vornehm auf X: „Karl, hast du ein Rad ab?“ Er forderte den Rücktritt des Gesundheitsministers. Dieser habe „jeglichen politischen Kompass verloren“.

Weiter heißt es bei De Masi:

„Wenn ein irrlichternder Minister Beifall für einen Mann spendet, der die Bombardierung von Zivilisten im Gazastreifen damit rechtfertigt, dass diese hinter der Hamas stünden und quasi gefährlicher als Nazis seien, die 6 Millionen Juden ermordeten, weil sich Letztere zuweilen betranken, ist der Schaden für die Bundesrepublik enorm. Zumal wenn er diese Bemerkungen mit einem Halbsatz abtut und 24 Stunden braucht, um seine Instinktlosigkeit zu entfernen. Ich finde der @Bundeskanzler kann das nicht einfach auf sich beruhen lassen.“

Die Debatte geht zwischenzeitlich so weit, dass eine Reihe von Autoren und Historiker meinte, daran erinnern zu müssen, dass es auch überlieferte Berichte gebe, die belegen, dass die SS stolz auf ihre Morde war. Der Historiker Jürgen Zimmerer etwa berichtete von einer grausamen Zurschaustellung von SS-Verbrechen: „Es gibt Hunderte Fotos mit SS-Männern und -Soldaten, die vor Leichen posieren“, schrieb er ebenfalls via X, „aus tätowierter Haut von ermordeten Jüdinnen ließen manche sich Lampenschirme anfertigen.“

Wer ist dieser Douglas Murray, um den sich hier alles dreht? Noch vor wenigen Tagen trafen sich in London 1.000 Konservative aus aller Welt zum ARC-Treffen in London. Aus Deutschland angereist zur Alliance for Responsible Citizenship waren unter anderem konservativen Köpfe wie Markus Krall, Joana Cotar, Ulrike Stockmann und Birgit Kelle.

Douglas Murray war ebenfalls vor Ort, Selfies mit Murray gehörten bei diesem Treffen zu den mit Abstand beliebtesten, wie aus der deutschen Delegation berichtet wurde.

Murray ist Autor bei Tichys Einblick

Murray gilt in dieser Szene als Superstar. Er ist einer der führenden Köpfe der internationalen konservativen Bewegung. Im angelsächsischen Raum wird er regelmäßig von vielen Sendern interviewt. In Deutschland hatte sich relativ früh das Portal „Tichys Einblick“ mit Murray beschäftigt, hier werden Murrays Bücher vorgestellt und beworben. Murray selbst ist seit 2018 regelmäßiger Autor auf dem Portal von Roland Tichy.

Zusammengefasst: Die zwischenzeitlich geäußerten Rücktrittsforderungen Richtung Lauterbach wegen eines geteilten Beitrags, dessen Teilung Lauterbach mittlerweile wieder gelöscht hat, sind zwar gefallen. Aber der Minister wird sich selbst am meisten geärgert haben, dass er mit Begeisterung einen Betrag eines der führenden Köpfe der europäischen Konservativen geteilt hat; einer Bewegung, die zuletzt in London 1.000 Persönlichkeiten zusammenbekommen haben, unter denen Murray herausragte, wie deutsche Teilnehmer im Gespräch mit Epoch Times bestätigt hatten.



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