RKI: „Wir haben keine Empfehlung zum Maskentragen geändert“ – Repräsentative Stichproben „nicht zielführend“
„Wie erwartet steigen weltweit die Zahlen“, sagte Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) in der Pressekonferenz am 3. April. Aktuell seien rund 80.000 COVID-19-Fälle elektronisch in Deutschland an das RKI gemeldet worden, über 6.000 mehr als am Vortag.
In Deutschland sind 1.017 Todesfälle gemeldet worden von Menschen, die „im Zusammenhang mit COVID-19“ verstorben sind. Man müsse davon ausgehen, dass die Sterberate weiter steige, sagte Wieler. Denn viele COVID-19-Fälle würden sich noch in stationärer Behandlung befinden. Zudem „schätzt“ das RKI die Zahl der Genesenen auf etwa 23.800.
In der Pressekonferenz betonte Wieler, dass der medizinische Mund-Nasen-Schutz und FFP-Masken dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben sollen. Medizinisches Personal müsse sich vor Infektionen schützen und dafür benötige man Schutzkleidung. „Die Wahrheit ist, dass wir momentan nicht überall ausreichend Schutzkleidung haben“, sagte Wieler. Wenn medizinisches Fachpersonal infiziert sei, dürfe es nicht weiterarbeiten.
Für die Bevölkerung gelte: Vor einer Tröpfchen-Infektion schützt man sich am besten durch Abstandhalten, mit einem Mindestabstand von 1,50 Meter. Stoffmasken „könnten“ dabei helfen, Tröpfchen zurückzuhalten und so andere zu schützen. In öffentlichen Verkehrsmitteln „könnte“ das Tragen „vermutlich“ das Risiko reduzieren, andere anzustecken. Aber man selber werde nicht durch das Tragen einer Maske geschützt, betonte Wieler. Wer krank sei, solle unbedingt zu Hause bleiben und auch nicht mit einer Behelfsmaske nach draußen gehen.
Damit Stoffmasken funktionieren, müssten diese eng anliegen und nach Durchfeuchten gewechselt werden. Auf keinen Fall solle man sich beim Tragen ins Gesicht fassen oder die Maske „zurechtzupfen“. Auch mit einer solchen Maske müsse man Abstand halten, sonst „schadet das Tragen einer solchen Maske mehr als es nützt“, so Wieler.
Keine Lockerung der Corona-Maßnahmen
Der Anteil der Menschen, die durch das Virus infiziert werden, werde „sehr, sehr groß“ sein. „Ohne Impfstoff werden wir die Epidemie erst beendet haben, wenn 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infiziert sind“, gab Wieler zu Bedenken.
Die Strategie des RKI bestehe weiterhin darin, die Infektion zu verlangsamen und die Verbreitung des Virus zu reduzieren. Dies soll durch Abstandhalten und mögliches Zuhause-Bleiben erreicht werden. Die Regeln der Bundesregierung würden der Bevölkerung „einiges abverlangen“, betonte Wieler. Gleichzeitig dürfe man jetzt nicht nachlassen. Die Strategie zeige Erfolge und sei „unverändert richtig.“
Gelockert werden könnten die Einschränkungen nach Einschätzung des RKI, wenn die Reproduktionsrate „R0“ wäre – also die Zahl, die anzeigt, wie viele Personen andere Menschen angesteckt wurden – auf unter eins sinke. Derzeit stünde dieser Wert bei eins. Weitere Berücksichtigungsfaktoren zur Lockerung der Maßnahmen seien die Häufigkeit einer Erkrankung unter 100.000 Personen, die Anzahl der Erkrankten im Verhältnis zu den Gesundheitskapazitäten sowie die Anzahl der Infizierten zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Nach zwei Wochen Kontaktsperre sehe man bereits deutlich, wie sich die Geschwindigkeit der Verbreitung reduziert. Der vorerwähnte Reproduktionsfaktor war schon deutlich höher, lag teilweise bei fünf und sogar bei sieben. „Wir sehen, dass es wirkt.“ Das sehe man auch an den Mobilitätsprofilen anhand der „freundlicherweise“ dem RKI zur Verfügung gestellten Bewegungsdaten. In manchen Städten habe die Mobilität um über 50 Prozent nachgelassen, in anderen Regionen 40 Prozent.
Wie ein eventuelles Ausstiegsszenario aussehen könne, dazu gebe es „noch keine finalen Pläne“, sagte Wieler. Das sei auch eine „schwierige Aufgabe“. Verschiedenste Szenarien würden sicher durchdacht werden. „Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass alles gleichzeitig wieder eröffnet wird.“ Der RKI-Chef geht eher von einem seriellen Start aus.
Lageeinschätzung des RKI
Auf die Frage, ob das RKI die Lage anders hätte einschätzen und früher vor dem Virus hätte warnen müssen, antwortete Wieler: „Wir können nur die Warnung ausgeben, die momentan Fakt ist.“ Insoweit sei erstens die Situation im Ausland entscheidend, also wie groß das Risiko sei, dass das Virus nach Deutschland komme. Zweitens sei zu bewerten, wie groß die Wahrscheinlichkeit in Deutschland wäre, dass durch das Virus große Teile der Bevölkerung infiziert werden. Das seien die zwei Komponenten der Risikobewegungen.
Im Januar hätte es lediglich 16 Fälle in Deutschland gegeben und dann „einige Wochen überhaupt keine Fälle, das heißt: Das Virus war nach dem damaligen Kenntnisstand eben nicht in Deutschland.“ Daher sei das Risiko zum damaligen Zeitpunkt auch gering gewesen.
Corona-Todesfälle in Kritik
Bei der Anzahl der Todesfälle wird nicht unterschieden, ob die Menschen am oder mit dem Virus gestorben sind. Zu dem Vorwurf, dass die Todeszahl durch diese Zählweise erhöht würde, antwortete Wieler, dass er dies anders sehe. „Es werden sogar mehr Menschen an COVID-19 sterben als gemeldet werden.“ Das würde daran liegen, dass man es nicht bei jedem Menschen schaffe, ihn zu testen.
Man hätte oft den Fall, dass wenn eine Obduktion durchgeführt wird bei einer Person, „die im Rahmen von COVID-19 gestorben ist, dass man im Obduktionsmaterial später das Virus gar nicht mehr nachweisen kann, aber die Person ist im Rahmen der Infektion gestorben“.
Hinsichtlich der Kritik, dass die alleinige Zählung von Positiv-Getesteten keine Aussagefähigkeit habe, und der Frage, warum nicht die Summe aller Tests gezählt werde, entgegnete Wieler: „Es ist nicht so einfach für uns, diese Zahlen zu erheben.“ Das RKI würde insoweit Abfragen machen. „Diese Daten erheben wir. Wir versuchen sie, so gut wie möglich zu erheben und bauen sie in unsere Überlegungen dann mit ein.“
Keine repräsentative Stichproben
Zu der Forderung zahlreicher Wissenschaftler nach repräsentativer Stichproben, äußerte der RKI-Chef: „Wir denken, dass das nicht sehr zielführend ist“. Man teste sehr, sehr viele Menschen. Das sei zwar nicht repräsentativ, gäbe aber einen Einblick. Darüber hinaus würde man unter anderem mit Blutspendediensten serologische Studien durchführen. Zukünftig soll es diese Studien auch in Ausbruchsgebieten geben. Insoweit geht das RKI davon aus, dass man dort aussagefähigere Informationen bekomme. Das sei die„ aktuelle“ Einschätzung des RKI.
Zu Antikörper-Tests führte Wieler aus, dass hierdurch Erkenntnisse gewonnen werden könnten, wie viele Menschen infiziert waren, gesundet und „hoffentlich immun“ sind. Denn noch wisse man nicht, wie es mit der Immunität wirklich aussieht.
Änderung zur Masken-Empfehlung wird verneint
In der Pressekonferenz wurde von der „Welt“ die Frage gestellt, warum die Empfehlung des RKI zum Tragen der Masken geändert wurde, wenn es keinen wissenschaftlichen Beleg für den Schutz durch „Community-Masken“ (Mund-Nasen-Schutz) gibt. Hätte eine Empfehlung des RKI anders ausgesehen, wenn genügend Mund-Nasen-Schutz und Atemschutzmasken vorhanden gewesen wäre? Daraufhin antwortete Wieler kurz: „Wir haben keine Empfehlung zum Maskentragen geändert.“
Lediglich ein Passus sei in der vergangenen Woche geändert worden. Es sei getestet worden, dass der medizinische Mund-Nasen-Schutz und FFP2-Masken teilweise wiederverwendet werden könne. Dazu müsse man diese über 30 Minuten bei 60 bis 70 Grad erhitzen. Das sei aber keine Änderungsempfehlung in Bezug auf das Tragen von Masken.
Als Pressesprecherin Simone Glasmacher richtigstellt: „Die Frage hatte sich auf die Bevölkerung bezogen“, unterstreicht Wieler: „Hier irrt die ‚Bild‘. Wir haben keine Empfehlung geändert.“
Entgegen dieser Aussage sagte der RKI-Vize Lars Schaade in einer Pressekonferenz am 28. Februar: „Wir empfehlen ebenfalls nicht die Benutzung von Gesichtsmasken oder Mund-Nasen-Schutz in der allgemeinen Öffentlichkeit oder im Alltagsleben.“ Ebenso empfahl das RKI nach wie vor einfaches Händewaschen. Experten betonen hingegen, wie wichtig es ist, die Hände zu desinfizieren.
Nicht jeder, der infiziert ist, erkrankt am Virus. 80 Prozent aller Corona-Infektionen verlaufen mild. Bei den Aufführungen der Corona-Todesfälle werden Vorerkrankungen nicht berücksichtigt. Das neuartige Coronavirus, das die Krankheit COVID-19 verursacht, wurde erstmals in China entdeckt. Durch Vertuschung und das Missmanagement der Kommunistischen Partei Chinas konnte sich das Virus in ganz China auszubreiten und hat zu einer globalen Pandemie geführt. Mehr dazu: Leitartikel: Dem Virus den richtigen Namen geben.
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