RKI-Protokolle: COVID-Impfung war bereits Tage vor der „globalen Notlage“ im Gespräch
Am 27. Januar 2020 – drei Tage bevor die WHO den Ausbruch von SARS-CoV-2 in Wuhan zu einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite erklärte – fand ein erstes Gespräch zwischen dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und dem Robert Koch-Institut (RKI) zum Thema Impfung gegen das neue Coronavirus statt.
Dies geht nun aus den weitestgehend entschwärzten Protokollen des COVID-19-Krisenstabes des RKI hervor. Dabei handelt es sich um die Gesprächsmitschriften für den Zeitraum Januar 2020 bis April 2021. Mit der Freigabe reagierte die Behörde auf eine Klage des Magazins „Multipolar“ nach dem Informationsfreiheitsgesetz und eine Zusage von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vom März.
Der 27. Januar war auch der Tag, an dem der erste nachgewiesene Fall einer COVID-19-Infektion in Deutschland bekannt wurde. Ein 33-jähriger Mitarbeiter des Automobilzulieferers Webasto hatte sich bei einer Schulung am Firmensitz im oberbayerischen Stockdorf bei einer Kollegin aus China angesteckt.
Die Chinesin stammte zwar nicht aus Wuhan, sondern aus Shanghai. Ihre Eltern, die in der Region Wuhan leben, hätten sie aber vor ihrer Deutschlandreise besucht.
Die ersten Fälle von Sars-CoV-2 in der südchinesischen Metropole sollen nach einer Datenmodellierung bereits Anfang Oktober und Mitte November 2019 aufgetreten sein.
Anfang September 2019 nahm die damalige Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an der feierlichen Eröffnung eines Webasto-Werkes in Wuhan teil.
April 2020: Gesundheitsministerium bringt Impfpass ins Spiel
Am 11. März 2020 erklärte die WHO dann den Coronavirus-Ausbruch offiziell zur Pandemie. Ausschlaggebend waren laut Bundesregierung hierfür „die Geschwindigkeit und das Ausmaß des Ausbruchs sowie die mangelnden Ausbruchsbekämpfungsmaßnahmen in einigen Ländern“. Fast drei Jahre später, am 5. Mai 2023, erklärte die WHO die Pandemie für beendet und beendete damit den zweitlängsten internationalen Gesundheitsnotfall, den die WHO je ausgerufen hat.
Wie die weitgehend entschwärzten RKI-Protokolle nun zeigen, ging es bei allem rund um die Impfung recht schnell: Im April 2020, etwa drei Wochen nach Ausrufung der Pandemie, befasste sich der COVID-19-Krisenstab des RKI mit der Dokumentation von COVID-Impfungen in Impfausweisen.
„BMG-Wunsch, auch eventuell in Zusammenhang mit Impfpass, praktische Umsetzung noch zu klären, ziemlich unklar wie dies handhabbar sein soll (Immunitätsdauer, Testprobleme), außerdem Risiko, dass Personen sich auf Antikörper testen und dann nicht impfen lassen wollen“, heißt ein Eintrag vom 22. April 2020.
RKI erhält Auftrag zu Impfkonzept
Fünf Tage später, am 27. April 2020, erhält das RKI laut Protokoll den Auftrag ein Impfkonzept zu entwickeln. Von wem der Auftrag genau kam, geht aus dem Eintrag nicht hervor. Der Satz: „**** hat dies mit **** vom BMG besprochen“, lässt naheliegen, dass das BMG als Dienst- und Fachaufsicht vom RKI der Auftraggeber war.
Zum Konzept gehörte die Entwicklung einer Impfempfehlung, „inklusive Priorisierung von erstzuimpfenden Personengruppen“ und den dazugehörigen Modellierungen. Zudem heißt es: „Es werden mehrere Impfstoffe kommen, die im Schnelldurchgang entwickelt und geprüft wurden.“ Relevante Daten würden erst Post-Marketing erhoben.
Post-Marketing-Surveillance-Studien werden häufig von Pharmaunternehmen nach der Marktzulassung von Arzneimitteln und Produkten durchgeführt. Sie sollen wissenschaftliche Erkenntnisse über die langfristige Sicherheit von Medikamenten in der täglichen Praxis liefern. Dabei geht es insbesondere um die Erfassung seltener und sehr seltener Nebenwirkungen. Spätestens ein Jahr nach Beginn der Datenerhebung ist ein Abschlussbericht mit Studienprotokoll vorzulegen.
Im RKI-Protokoll heißt es weiter: Das Impfkonzept müsse gemeinsam mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) entwickelt werden. Für den Bereich COVID-Impfung gebe es am BMG eine Arbeitsgruppe, und die Diskussion werde ebenfalls mit den Bundesländern geführt. Es gebe noch zahlreiche zu klärende Fragen. Melde- und Informationssysteme wolle man bis Ende des Jahres „klar“ haben.
Die Möglichkeit zur Entwicklung eines COVID-Impfstoffs stieß bei den Pharmafirmen auf große Resonanz, wie ein Eintrag im RKI-Protokoll vom 17. August 2020 zeigt. Dort hieß es: „Weltweit gibt es über 170 Projekte für die Entwicklung von COVID-19 Impfstoffen o Aktuell 26 Impfstoffe in der klinischen Entwicklung.“
Anfängliche Impfskepsis unter Ärzten und Pflegern
So zügig wie die Vorbereitung der COVID-Impfungen in den Ministerien und Behörden verlief, so zögerlich war die Impfbereitschaft der Bevölkerung mit den im „Schnelldurchgang entwickelten“ COVID-Impfstoffen.
Im RKI-Protokoll vom 30. Oktober 2020 heißt es, dass 53 Prozent der Bevölkerung sich impfen lassen würden und die niedrigste Akzeptanz beim medizinischen Personal existiere.
Laut Eintrag vom 19. Februar 2021 waren damals noch 800.000 Dosen des AstraZeneca-Vakzins in Deutschland verfügbar.
Die Impfskepsis unter den Ärzten und Krankenschwestern hielt offenbar an. Denn am 19. März 2021 hieß es im RKI-Protokoll: „Impfakzeptanz steigern in der Gruppe HCW [medizinisches Personal], die teilweise nur bedingt willig ist, sich impfen zu lassen.“
Und weiter: „US CDC sagt HCW [medizinisches Personal] müssen, wenn geimpft, nicht mehr in Quarantäne, RKI würde sich dem anschließen.“ CDC (Centers for Disease Control and Prevention) ist die nationale US-amerikanische Gesundheitsbehörde.
Juni 2020: 94 Prozent der Ärzte geimpft
Daraufhin stieg die Impfakzeptanz. So zeigt eine RKI-Studie, veröffentlicht am 4. Oktober 2021, dass im Studienzeitraum vom 28. Juni bis 26. Juli 2021, 91 Prozent des befragten Krankenhauspersonals angab, vollständig geimpft zu sein, vier Prozent waren unvollständig geimpft und fünf Prozent waren ungeimpft.
Dabei soll die Impfquote (vollständig geimpft) in der Ärzteschaft mit 94 Prozent noch höher gewesen sein, als beim Pflegepersonal mit 90 Prozent. Trotz der hohen Impfquote trat am 16. März 2022 an in Deutschland eine vom Gesetzgeber angeordnete Impfpflicht in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen in Kraft.
Die Hauptgründe, sich nicht impfen zu lassen, waren laut der Studie die Angst vor bleibenden Schäden, die Befürchtung, dass neue Impftechnologien nicht sicher seien, der Wunsch abzuwarten und die Angst vor starken Nebenwirkungen. Die Hauptgründe, sich für eine Impfung zu entscheiden, waren der Wunsch, das private Umfeld und sich selbst zu schützen, eine Aufforderung des Arbeitgebers erhalten zu haben sowie der Wunsch, Kollegen und Patienten zu schützen.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion