Giftmischer von Köln verhaftet: Islamist plante offenbar Bio-Anschlag mit „Giftpflanze des Jahres 2018“

Große Mengen hochgiftiger Pflanzensamen beschaffte sich Sief Allah H., ein Kölner Islamist, dessen Ausreise zum Dschihad nach Syrien gescheitert war.
Titelbild
Sief Allah H., ein in Köln wohnender Tunesier, wurde unter Terrorverdacht verhaftet. Er hatte in seinen Wohnungen hochgiftige Rizinussamen verarbeitet.Foto: Screenshot Youtube
Von 19. Juni 2018

Während das ungiftige Rizinus-Öl unter anderem als Abführmittel Anwendung findet, sind die Samen des aus der Familie der Wolfsmilchgewächse stammenden Rizinus-Baums hochgiftig. Nur wenige Samen sind bereits tödlich. Das dafür verantwortliche Protein Rizin wird in der Kriegswaffenliste des deutschen Kriegswaffenkontrollgesetzes aufgeführt.

Der Giftmischer von Köln

In dem Wohnhaus an der Osloer Straße in Köln-Chorweiler produzierte der inzwischen inhaftierte Tunesier sein Gift für einen Anschlag. Beamte des Bundeskriminalamtes und Gift- und Kampfstoffexperten der Analytischen Task Force der Feuerwehr und des Robert-Koch-Instituts untersuchten mehrere Objekte in diesem Zusammenhang.

Wenige Tage zuvor wurde Sief Allah H. festgenommen. Die Ermittler fanden bei ihm einen Schlüssel, der für seine beiden Wohnungen und acht weitere leerstehende Objekte passte, berichtet „Focus“.

Die Polizei entdeckte bisher neben fertigen Gifteinheiten offenbar mehr als 2.000 der giftigen Samen in der Wohnung des Islamisten.

Die Bundesanwaltschaft berichtete bereits Anfang des Monats von einer aufgefundenen Menge von 1.000 Rizinus-Samen, die der Mann aus Köln bei einem Internethändler bestellt hatte. Doch dies war wohl nicht die einzige Bestellung des Tunesiers. Polizisten hatten die Wohnung in Chorweiler am Dienstag vergangener Woche gestürmt und den 29-jährigen Mann verhaftet.

Seitdem sitzt er wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz in Untersuchungshaft. Zudem wird gegen ihn wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt.

https://www.youtube.com/watch?v=y3Fu7K1cQ4I

Hatten NRW-Behörden geschlafen?

Laut „Focus“ wurde Sief Allah H. weder als Gefährder noch als etwas weniger gefährliche „Relevante Person“ in den Akten der Behörden des Landes NRW geführt.

Glücklicherweise hatte ihn das Bundesamt für Verfassungsschutz bereits seit April 2017 im Visier. Der Tunesier war erst wenige Monate zuvor eingereist, im November 2016. Im Frühjahr kamen dem BfV dann seine vergeblichen Ausreiseversuche nach Syrien oder den Irak suspekt vor. Er wollte zum IS. Aus Frust der Verhinderung wollte er offenbar einen Anschlag in Deutschland begehen. Selbst den Behörden seiner tunesischen Heimat war der Mann als militanter Islamist aufgefallen. Über Facebook lernte er eine Yasmin kennen, eine 18 Jahre ältere Konvertitin. Dann kam der Tunesier nach Deutschland. Die beiden heirateten nach Scharia-Recht. Yasmin brachte bereits vier Kinder von anderen Männern mit.

Die Samen des Todes

Laut „Focus“ würden dazu Tag um Tag neue Anhaltspunkte auftauchen. Plante der Mann einen Anschlag mit einer Art Biobombe, deren Kern aus hochgiftigem Rizin besteht und dieses als giftige Staubwolke in die Atemluft freisetzen sollte? Neben den Samen fand das BKA offenbar auch eine Paste mit Rizin. Das Magazin listet in einem Artikel den Stoff Rizin als fünftgiftigste Substanz weltweit auf – nach dem „Schönheitsmittel“ Botox, einem Algengift, einem Pfeilgiftfroschgift und dem künstlichen Kampfstoff VX.

Die Londoner Times berichtete am 16. November 2001, dass in verlassenen Al-Qaida-Häusern in Kabul Herstellungsanleitungen für Rizin gefunden worden waren, allerdings kein Rizin selbst.“

(„Wikipedia“)

Hatte Sief Allah H. aus Köln Zugang zu diesen oder ähnlichen Materialien oder Kontakt zu Al-Qaida oder zur Terrororganisation „Islamischer Staat“?

So ist es. Der Giftmischer aus Köln folgte einem Leitfaden des IS. Offenbar fanden die Ermittler auch Substanzen zum Bombenbau.

1978 gab es ein Rizin-Attentat auf einen bulgarischen Journalisten in London. Der Täter vom bulgarischen Geheimdienst stach dem Dissidenten mit einem vergifteten Regenschirm ins Bein. Er starb einige Tage später im Krankenhaus. 2002 informierten US-Behörden darüber, dass die islamistische Terrororganisation Ansar al-Islam im Nordirak Versuche mit Rizin und anderen chemischen und biologischen Kampfstoffen machte. „CNN“ berichtete in einem Report. 2011 berichtete die „New York Times“ über Al-Qaida in Jemen. Dort sollen nach Erkenntnissen des Geheimdienstes Versuche mit Rizin gemacht worden sein. Im Mai 2018 wurden von der französischen Polizei zwei Brüder mit ägyptischen Wurzeln festgenommen, wie „Focus“ berichtete.

Sie hatten Anleitungen, die darlegten, wie man in der Tat Gifte auf Basis von Rizin herstellt.“

(Gerard Collomb, Innenminister von Frankreich)

Die Festnahme erfolgte in der Gegend um das Touristen-Viertel Montmartre in Paris. Einer der Männer gestand, dass sie einen Anschlag geplant hatten.

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