Virus-Pandemie: Bundestag-Risikoanalyse von 2012 zeigt mögliches Horror-Szenario

Am 26. Februar erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), dass er Deutschland am Beginn einer Coronavirus-Epidemie sehe. Am 11. Februar berichteten wir über die Risikoanalyse für den Bevölkerungsschutz zur „Pandemie durch Virus 'Modi-SARS'"von 2012. Aus aktuellem Anlass bringen wir diesen Artikel erneut, in unveränderter Form.
Von 11. Februar 2020

Im Auftrag der Bundesregierung wurde im Jahr 2012 eine Risikoanalyse für den Bevölkerungsschutz zur „Pandemie durch Virus ´Modi-SARS`“ erarbeitet. In der Drucksache 17/12051 vom 3. Januar 2013 ist das dort zugrunde gelegte Szenario genauestens beschrieben:

Im Szenario wird das Virus hauptsächlich durch zwei Personen eingeschleppt: eine chinesische Studentin in Süddeutschland und einen Messebesucher in Norddeutschland.  Sie sind von besonderem Interesse, weil beide Personen mit außerordentlich vielen Menschen in Kontakt kommen und so stark zur initialen Verbreitung beitragen. Es gibt weitere Fälle, die nach Deutschland importiert werden, sodass man von insgesamt zehn infizierten Personen ausgeht, auf die die erste Infektionswelle zurückzuführen ist.

Das Coronavirus könnte sich tatsächlich zu einer Pandemie entwickeln, nach Deutschland gelangte es durch eine Chinesin.

Die Seminarleiterin aus Shanghai hielt sich in der Zeit vom 19. bis 22. Januar in der bayerischen Zentrale des Autoherstellers Webasto auf. Am 24. Januar traten bei dem ersten Mitarbeiter Symptome auf. Insgesamt 12 Infizierte sind in Bayern gemeldet. Ein weiterer in diesem Zusammenhang infizierter Bayer sitzt auf La Gomera in Quarantäne. Unter der ersten Wuhan-befanden sich zwei weitere Infizierte, die zur Isolation von der Uni-Klinik in Frankfurt aufgenommen.

Risikoanalyse: Inkubationszeit und Übertragung

Die Inkubationszeit beträgt meist drei bis fünf Tage, kann sich aber in einem Zeitraum von zwei bis 14 Tagen bewegen.  Fast alle Infizierten erkranken auch.

Die Symptome sind Fieber und trockener Husten, die Mehrzahl der Patienten hat Atemnot, in Röntgenaufnahmen sichtbare Veränderungen in der Lunge, Schüttelfrost, Übelkeit und Muskelschmerzen. Ebenfalls auftreten können Durchfall, Kopfschmerzen, Ausschlag, Schwindelgefühl, Krämpfe und Appetitlosigkeit.

Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über Tröpfcheninfektion, da das Virus aber auf unbelebten Oberflächen einige Tage infektiös bleiben kann, ist auch eine Schmierinfektion möglich.

Mit Auftreten der ersten Symptome sind die infizierten Personen ansteckend.

In letztgenanntem Punkt weicht die Realität derzeit vom Berechnungsmodell der Risikoanalyse ab. Inzwischen gehen Wissenschaftler davon aus, dass Infizierte das Coronavirus auch übertragen können, ohne dass sie selbst Symptome aufweisen.

Keine Behandlung, dafür Hygienemaßnahmen

Zur Behandlung stehen keine Medikamente zur Verfügung, sodass nur symptomatisch behandelt werden kann, heißt es in dem Szenario weiter. Auch ein Impfstoff stehe für die ersten drei Jahre nicht zur Verfügung.

Neben Einhaltung von Hygienemaßnahmen können Schutzmaßnahmen in dem Sinne also ausschließlich durch Absonderung Erkrankter bzw. Ansteckungsverdächtiger, sowie den Einsatz von Schutzausrüstung wie Schutzmasken, Schutzbrillen und Handschuhen getroffen werden.

Im Fall des Coronavirus hatten Behörden und Ärzte anfangs immer darauf hingewiesen, dass ein Mund-Nasen-Schutz nichts bringen würde. Im Szenario werden hingegen neben den Atemschutzmasken auch Schutzbrillen und Handschuhe als Schutzmaßnahmen beschrieben. Aufgrund der Tatsache, dass das Virus auch durch Aerosole, das heißt winzigste Tröpfchen in der Luft, über die Augen übertragen werden kann, sind derartige Schutzbrillen auch empfehlenswert. Dies bestätigte Hygiene-Experte Klaus-Dieter Zastrow gegenüber der Epoch Times.

In der Praxis hat sich inzwischen in China gezeigt, dass die Menschen einen Hautkontakt mit Oberflächen wie Türklinken oder in Fahrstühlen Hilfsmittel vermeiden. So werden Türklinken beispielsweise mit Zahnstochern heruntergedrückt, berichtete eine chinesische Reporterin.

Zeitraum des Szenarios der Risikoanalyse

Der Bericht geht davon aus, dass mit Neuerkrankungen zu rechnen ist, bis ein Impfstoff verfügbar ist. Insoweit wird ein Zeitraum von drei Jahren angenommen. Weiter heißt es: 

Der Erreger verändert sich im Verlauf der drei Jahre durch Mutationen so, dass auch Personen, die eine Infektion bereits durchlebt haben, wieder anfällig für eine Infektion werden. Hierdurch kommt es insgesamt zu drei Erkrankungswellen unterschiedlicher Intensität.

 Es wird angenommen, dass jeder Infizierte im Durchschnitt drei Personen infiziert und es jeweils drei Tage dauert, bis es zur nächsten Übertragung kommt. Sogenannte „Super Spreader“ (Infizierte, die das Virus an besonders viele Menschen weitergeben) werden hierbei nicht berücksichtigt.

Ein derartiger „Superverbreiter“ aus Großbritannien hat nach aktuellen Meldungen  (11. Februar) das Coronavirus an elf Menschen weitergegeben, ohne selbst jemals in China gewesen zu sein. Unter den Infizierten befindet sich eine französische Familie. Ein infizierter Brite ist unter Quarantäne auf Mallorca. Seine Familie wurde bislang negativ getestet.

Aus der Risikoanalyse gehen als Mittel zur Eindämmung des Virus beispielsweise Schulschließungen und Absagen von Großveranstaltungen hervor. Bislang ist jedoch von derartigen Maßnahmen nichts zu spüren.

Schutzmaßnahmen in anderen Ländern

Andere Länder hingegen haben Sofortmaßnahmen ergriffen. Die USA haben einen öffentlichen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Nicht-US-Bürgern, die sich in den vergangenen zwei Wochen in China aufgehalten haben, werde die Einreise verboten, erklärte US-Gesundheitsminister Alex Azar am Freitag. Ausnahmen gäbe es für enge Familienmitglieder von US-Bürgern und Menschen mit ständiger Aufenthaltsgenehmigung. Die Anweisung gilt ab dem 2. Februar. Auch in Italien gilt eine derartige Regelung.

In Deutschland hingegen starten und landen noch immer Flugzeuge mit Chinareisenden. Aufgrund des am 25. Januar gefeierten chinesischen Neujahrs kehren viele Menschen zu ihren Familien nach Deutschland zurück und auch chinesische Händler betreten unser Land, ganz problemlos.

Zehn-Tote-Regel

„Die antiepidemischen Maßnahmen beginnen, nachdem zehn Patienten in Deutschland an der Infektion verstorben sind“, heißt es in dem Szenario.   

Die Anordnung der Maßnahmen geschieht in den Regionen zuerst, in denen sich Fälle ereignen; die Bevölkerung setzt die Maßnahmen je nach subjektivem Empfinden unterschiedlich um. Generell werden Maßnahmen zwischen Tag 48 und Tag 408 als effektiv beschrieben.

Für den Zeitraum der ersten Welle – vom ersten bis 411. Tag – berechnet die Risikoanalyse insgesamt 29 Millionen erkrankte Menschen in Deutschland. In der zweiten Welle (412. bis 692. Tag) seien es 23 Millionen und während der dritten Welle (693. bis 1052. Tag) 26 Millionen Menschen. Im Zeitraum von drei Jahren sei mit mindestens 7,5 Millionen Toten als direkte Folge der Infektion zu rechnen.

Zusätzlich erhöhe sich die Sterblichkeit von bereits anderweitig Erkrankten sowie von Pflegebedürftigen. Insoweit geht die Analyse davon aus, dass es aufgrund der Überlastung des medizinischen und des Pflegebereiches keine adäquate medizinische Versorgung bzw. Pflege mehr gewährleistet sei.

Die enorme Anzahl Infizierter, deren Erkrankung so schwerwiegend ist, dass sie hospitalisiert sein sollten bzw. im Krankenhaus intensivmedizinische Betreuung benötigen würden, übersteigt die vorhandenen Kapazitäten um ein Vielfaches. Dies erfordert umfassende Sichtung und Entscheidungen, wer noch in eine Klinik aufgenommen werden und dort behandelt werden kann und bei wem dies nicht mehr möglich ist. Als Konsequenz werden viele der Personen, die nicht behandelt werden können, versterben.

Statement des Bundesgesundheitsministeriums

In einer heutigen Mail an das Bundesgesundheitsministerium fragten wir unter anderem unter Bezug auf das vorbeschriebene Szenario: „Wie gut ist die deutsche Bevölkerung vorbereitet und informiert?“ In der Antwortmail verwies man uns auf die Website des Bundesgesundheitsministeriums, auf die Seiten des Robert-Koch-Institutes und die Kanäle der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums heißt es nach aktueller Lage:

„Deutschland ist bestmöglich vorbereitet. Vor allem das Netzwerk von Kompetenzzentren und Spezialkliniken in Deutschland ist international beispiellos. Wir verfügen über ein sehr gutes Krankheitswarn- und Meldesystem und Pandemiepläne.“

 



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