Richtfest in „Schnöggersburg“: Bundeswehr-Übungsstadt für den Auslandseinsatz – oder doch für den Bürgerkrieg?
Letzten Donnerstag wurde das Richtfest in „Schnöggersburg“ gefeiert und 240 fertiggestellte Gebäude offiziell der Bundeswehr übergeben. Im nächsten Jahr sollen bereits die ersten Bundeswehr-Übungen dort stattfinden.
Bis März 2020 soll der ganze Komplex mit 520 Gebäuden fertig sein, heißt es im MDR und ZDF. Die Häuser sind aber nur graue Betonhüllen und auch nicht eingerichtet.
Die Einsatzrealität zeigt, dass sich in den Einsätzen die Konflikte zunehmend in die urbanen Ballungsräume verlagern. Darauf muss die Bundeswehr vorbereitet sein und darauf muss auch die Ausbildungsorganisation reagieren. […] Und aus diesem Grund ist Schnöggersburg so gestaltet worden, wie es gestaltet ist: Möglichst realitätsnah und die komplette Komplexität abbildend“, meinte Oberst Uwe Becker im ZDF. Er ist Leiter des „Gefechtsübungszentrums Heer“.
Die Anlage ist einzigartig in Europa. Dort sollen Soldaten aus Deutschland und anderen Staaten den Häuserkampf üben.
Geschossen wird dabei mit Lasern. Sensoren sollen zeigen, ob ein Soldat getroffen wurde und ob er im echten Kampf verletzt oder tot wäre. 6.000 Kameras und Sensoren zeichnen jede Bewegung und jeden Schuss der Soldaten auf. Danach folgt die Auswertung.
Geisterstadt mit moderner Infrastruktur
„Schnöggersburg“ in der Altmark ist eine Geisterstadt mit einer modernen Infrastruktur. Dort gibt es alles: Eine Altstadt mit verwinkelten Gässchen, eine künstliche Wasserstraße, fünf Brücken, Flugplatz, Sakralbau, Kanalisation u.v.m..
Die Bundeswehr-Übungsstadt, die sogar ein eigenes Ortsschild besitzt wird seit Ende 2012 in Sachsen-Anhalt nördlich von Magdeburg gebaut. 6,5 Hektar groß ist das Gesamtareal, heißt es im ZDF. Kostenpunkt: 140 Millionen Euro.
Ein Video über die Stadt (1:49 Minuten):
Oberst Becker: Schnöggersburg ist eine Lebensversicherung für Bundeswehrsoldaten
Die Ausbildung in Schnöggersburg werde eine Lebensversicherung für Bundeswehrsoldaten sein, meint Oberst Becker. Denn bisher konnten sie nur auf der Schießbahn oder in einzelnen Gebäuden trainieren – das sei für eine urbane Gefechtslage nicht ausreichend.
„Die Soldaten werden einen Gegner haben, der mit dem Laser auf sie schießt. Dadurch werden sie zu einem realistischen taktischen Verhalten gezwungen. Das ist ganz anders als auf einer Schießbahn, wo niemand zurückschießt und wo der Soldat nicht ausfallen kann“, so Oberst Becker.
140 Millionen Euro seien gut investiertes Geld, denn „[jeder] Euro und jeder Cent wird sich hier auszahlen, um unsere Soldatinnen und Soldaten heil wieder nach Hause zu bekommen“, so der Oberst weiter.
Hier die Beschreibung der Anlage in einem Video der Bundeswehr (1:31 Minuten):
Kritiker: Bundeswehr trainiert für Bürgerkrieg
Kritiker befürchten dagegen, dass in Schnöggersburg für den Einsatz im Inland trainiert wird – für einen Bürgerkrieg also. „Wenn gesagt wird, Schnöggersburg könnte überall stehen, dann könnte es ja auch eine deutsche Stadt sein! Es gab ja bereits Rufe nach dem Einsatz der Bundeswehr im Inneren“, sagt der Sprecher der Bürgerinitiative „Offene Heide“ Helmut Adolf.
Nach den Terroranschlägen in Europa sei der Einsatz der Bundeswehr im Inland kein Tabu mehr, heißt es beim MDR.
Die Terroranschläge seien aber nicht der Grund, warum die Übungsstadt eingerichtet wurde, erklärt Oberst Becker hingegen:
Die Anschläge, die in Deutschland stattgefunden haben, oder die auch in Europa stattgefunden haben, sind zunächst nicht die konzeptuelle Grundlage für das Errichten dieser Ausbildungseinrichtung gewesen. Im Augenblick haben wir eine ganz klare Rechtslage, was den Einsatz der Bundeswehr im Inneren angeht und auch nur das, was dort zulässig ist, wird geübt. Also die Bundeswehr bereitet sich hier in Schnöggersburg zunächst einmal auf den Einsatz im Ausland vor.“
Doch Edgar Kürschner von der Initiative „Offene Heide“ sieht das anders: „Diese Infrastruktur, Flusslauf, Hochhaus, Sakralbau, Einfamilienhäuser und U-Bahn, das gibt es nicht in Afghanistan, das gibt es nicht in Afrika. Es ist eine europäische Infrastruktur“.
Die Bundeswehr zeigt auf ihrer Webseite eine Karte der Stadt:
(as)
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