Merkel fordert von CDU eine „Wir schaffen das!“-Haltung

Deutlich äußert Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Kritik an ihre Partei. So müsse die CDU die Themen der Menschen aufnehmen. Auch der Umgang ihrer Partei mit dem Video des Youtubers Rezo kritisiert sie.
Titelbild
«Das müssen wir lernen»: Bundeskanzlerin Angela Merkel während der Konferenz "Morals & Machines" in der Frauenkirche in Dresden.Foto: Robert Michael/dpa
Epoch Times19. Juni 2019

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisiert ihre Partei im Umgang mit gesellschaftlichen Themen und dem CDU-kritischen Video des Youtubers Rezo bei ihrer Goslar-Visite. Bei einer Diskussion mit gut 200 Schülern in der ehrwürdigen historischen Kaiserpfalz stellte die Kanzlerin die rhetorische Frage in den Raum:

Wozu brauche man überhaupt Politiker? Und die Kanzlerin beantwortet selbst die Frage:

Wenn Politiker mir erklären, was alles gerade schlimm ist und was nicht geht und was schwer ist – dafür brauche ich keine Politiker. Das wissen die Menschen selber“, so die Bundeskanzlerin.

Dann zieht sie eine Verbindung zu ihrer Haltung in der Migrationfrage in den letzten Jahren.

Es seien vielmehr Politiker nötig, die sagten: „Wir schaffen das“, äußerte Merkel. Sie habe damals gewusst, dass der Umgang mit den Flüchtlingen eine große Aufgabe in einer Ausnahmesituation sei. „Aber ich war immer davon überzeugt: So eine große Aufgabe stemmt man besser, wenn man sagt: wir schaffen das.“ Und deutet damit an, dass sie dies auch von ihrer Partei erwarte.

Zudem zieht sie eine Verbindung zu den Grünen. Diese würden ziemlich froh in die Zukunft schauen und beim Klimaschutz sagen:

„Wir haben dafür Konzepte, und das ist ’ne harte Anstrengung. Aber wir können das hinkriegen. Das muss die CDU auch wieder machen: Sie muss die Themen aufnehmen der Menschen. Sie darf nicht irgendwie den Eindruck erwecken, als würden wir uns mit den Themen nicht auseinandersetzen.“ Die CDU müsse sagen: „Ja, wir haben schon ganz andere Dinger hingekriegt.“ Nun müsse es endlich heißen: „An die Arbeit und in die Hände gespuckt.“

Merkel kritisiert Fehler der eigenen Partei im Umgang mit Rezo-Video

„Das eigentliche Manko – und das wissen wir aber inzwischen auch – war, dass man es zu abwehrend gesehen hat“, sagte Merkel in einer Diskussion mit Schülern in der historischen Kaiserpfalz in Goslar. Die Reaktion von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und der Parteizentrale auf das Rezo-Video mit dem Titel „Die Zerstörung der CDU“ hatte erhebliche Kritik auch in den eigenen Reihen ausgelöst.

Merkel beklagte, dass man sich „nicht einfach mal drauf eingelassen hat und gesagt hat: Damit gehe ich jetzt mal locker um“. Sie ergänzte: „Das müssen wir lernen.“ Man sei etwas geschockt gewesen, als das Youtube-Video aufgetaucht sei, in dem sich Rezo die CDU über viele Minuten vorgeknöpft habe. Das Wichtigste sei, „dass man erstmal offen darauf reagiert und nicht gleich abwehrt und sagt, ist alles nichts“, gab Merkel ihrer Wunschnachfolgerin als Parteichefin als Ratschlag mit auf den Weg, ohne deren Namen zu nennen.

Sie habe sich das Video angeschaut, sagte Merkel. Darin gebe es Dinge, über die man reden müsse, wie etwa über das Thema Klima. Bemerkenswert daran sei auch, dass sich ein junger Mensch über so viele Minuten mit Politik auseinandersetze und sich dafür interessiere. „So etwas sollte man aufnehmen.“ Da könne die CDU sehr selbstbewusst sein. Sie selbst überlege sich ja auch, was sie tue und sei „nicht gleich eingeschüchtert, wenn mir einer sagt, das war aber jetzt alles nix“. Sie habe Gegenargumente, „und da muss man sich austauschen“, forderte die Kanzlerin.

Die von der CDU veröffentlichte elfseitige Antwort auf Rezo sei nicht gerade unterhaltsam gewesen, räumte Merkel ein. Die Klimadebatte zeige aber, dass junge Leute derzeit politisch sehr aufmerksam seien. Sie empfinde es zudem als positiv, dass viele von ihnen nicht mit sehr vorgefertigten Meinungen, sondern offen in die Diskussion gingen. „Das sollten wir aufnehmen, auch als CDU oder als Politik insgesamt.“ (dpa)



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