Reul kritisiert Beamten-Schlamperei im Missbrauchsfall Lügde – Ermittlungskommission bekommt mehr Personal
Die Ermittlungskommission zum Missbrauchsfall auf einem Campingplatz in Lügde bekommt mehr Polizisten. „Für neuerliche Maßnahmen auf dem Campingplatz wird zusätzliches Personal eingesetzt“, sagte eine Sprecherin der zuständigen Bielefelder Polizei.
Die Beamten sollen aus anderen Polizeibehörden in Nordrhein-Westfalen nach Bielefeld kommen. Derzeit umfasse die Kommission „Eichwald“ – benannt nach dem Namen des Campingplatzes – 66 Ermittler. Polizei und NRW-Innenministerium nannten keine konkrete Zahl, wie viele Beamte die Kommission zusätzlich unterstützen sollen. Nach einem Bericht des „Westfalen-Blattes“ handelt es sich um 13 neue Ermittler. Diese wurden nach Informationen der Zeitung aus sechs Behörden angefordert. Polizei und Ministerium machten dazu am Samstag keine Angaben.
Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte im „Spiegel“ angekündigt, den Campingplatz erneut absuchen zu lassen.
Das ist ein großes Gelände, wir werden es uns weiter genau ansehen und die Menschen dort befragen. Die Arbeit ist noch nicht beendet“, sagte er.
Es sei „nicht ausgeschlossen, dass es da noch einen Fall gibt, ein Opfer, das sich noch nicht gemeldet hat. Oder dass der Beschuldigte andere Verstecke hatte.“ Es gehe bei den Maßnahmen derzeit aber nicht um weitere Durchsuchungen, sagte eine Ministeriumssprecherin am Samstag.
Mitte April war die Parzelle des Hauptverdächtigen auf dem Campingplatz abgerissen worden, dabei tauchten weitere Datenträger auf. Später wurde die Polizei auf einen Schuppen aufmerksam, den man bis dahin dem Verdächtigen nicht zugeordnet hatte.
Das hat mich geärgert, der hätte den Beamten auffallen müssen“, sagte Reul dem „Spiegel“.
Auf dem Areal in Lügde soll der Hauptbeschuldigte – ein 56 Jahre alter Dauercamper – mit einem Komplizen über Jahre hinweg Kinder missbraucht und dabei gefilmt haben. Die beiden Verdächtigen sowie ein Mann aus dem niedersächsischen Stade sitzen in Untersuchungshaft. Ermittelt wurden bislang 40 Opfer.
Der Fall hat sich wegen massiver Versäumnisse bei den Ermittlern und dem Verschwinden von Beweismaterial zu einem Polizeiskandal entwickelt. Zudem sollen Jugendämter frühe Hinweise auf den sexuellen Missbrauch falsch eingeschätzt haben. (dpa)
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