„Renten unterhalb der Armutsschwelle“: Jede zweite Rente liegt unter 900 Euro

Mehr als jede zweite Altersrente in Deutschland liegt unter 900 Euro. "Die Mehrheit der Rentnerinnen und Rentner erhält gesetzliche Renten unterhalb der Armutsschwelle", so Linken-Abgeordnete Zimmermann.
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Rentner.Foto: Jens Wolf/dpa
Epoch Times26. Juli 2019

Jede zweite Rente beträgt weniger als 900 Euro. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Sabine Zimmermann hervor, die AFP am Freitag vorlag.

Demnach erhielten im vergangenen Jahr 51,4 Prozent der Altersrentner weniger als 900 Euro – das sind rund 9,4 Millionen Menschen. 58,6 Prozent der Rentner bekamen weniger als 1000 Euro. Über die Anfrage hatte zuerst das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet.

Die Daten beziehen sich auf die Rentenzahlbeträge, also den Betrag der Rente nach Abzug von Sozialversicherungsbeiträgen und vor Abzug von Steuern.

Die Mehrheit der Rentnerinnen und Rentner erhält gesetzliche Renten unterhalb der Armutsschwelle“, erklärte Zimmermann.

Viele kämen nur deshalb über die Runden, weil sie sich gezwungenermaßen zur Rente etwas hinzuverdienten. „Im Alter noch schuften zu müssen ist auch eine Form von Armut“, kritisierte die Linken-Politikerin.

Zimmermann nannte als „Wurzel des Übels die niedrigen Löhne in Deutschland, vor allem im unteren Lohnbereich“. Das gesetzliche Rentenniveau müsse wieder auf 53 Prozent steigen, forderte sie. Zimmermann bekräftigte die Forderungen ihrer Partei nach einer Hochwertung kleiner Rentenansprüche aus Niedriglöhnen, einer solidarischen Mindestrente von 1050 Euro und einem „altersarmutsfesten Mindestlohn“.

Die Gewerkschaft IG Metall sieht in den neuen Zahlen ebenfalls einen Beleg für „grundlegenden Reformbedarf in der gesetzlichen Rente“. Das Rentenniveau müsse wieder angehoben werden, verlangte auch IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Vor allem Frauen, die aufgrund von unterbrochenen Erwerbsbiografien zu geringe Renten erwarten, müssen vor Armut geschützt werden“, sagte Urban weiter.

Um die Rentenversicherung dabei auf eine solide Grundlage zu stellen, drängte er zudem auf eine stärkere Steuerfinanzierung gesellschaftlicher Aufgaben „und schnelle Schritte in eine Erwerbstätigenversicherung, in der alle Erwerbstätigen versichert sind“.

Die Bundesregierung verweist in ihrer Antwort auf die Linken-Anfrage allerdings darauf, „dass allein aus der Höhe einer Altersrente in der gesetzlichen Rentenversicherung grundsätzlich nicht auf Bedürftigkeit in der Grundsicherung im Alter geschlossen werden kann“, da mögliche zusätzliche Einkommensquellen und die konkrete Haushaltssituation nicht berücksichtigt seien. (afp)



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