Regierungsfraktionen rechnen nicht mit gravierenden Folgen der Armenien-Resolution
Die beiden Fraktionen wollen am Donnerstag einen solchen Antrag gemeinsam mit den Grünen beschließen. "Ich kann die ganze Aufregung nicht so recht verstehen: Schon vor einem Jahr haben sowohl der Bundestagspräsident als auch der Bundespräsident die Verbrechen eindeutig als Völkermord bezeichnet, und damals hat die Türkei auch nicht überreagiert", sagte der für Außenpolitik zuständige Fraktionsvize der Unionsfraktion, Franz Josef Jung, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (F.A.S.).
"Warum sollte es jetzt anders sein?" Der CDU-Politiker bekräftigte, "dass wir die Türkei nicht auf die Anklagebank setzen wollen. Es geht uns nicht darum, dass die türkische Regierung eine Schuld am Völkermord eingesteht, sondern dass sie sich zu ihrer historischen Verantwortung bekennt."
Etwas vorsichtiger äußerte sich Jungs Kollege Rolf Mützenich (SPD) in der F.A.S.: "Wie die Türkei reagiert, ist schwer einzuschätzen, vor allem wegen Erdogan. Anders als in Frankreich geht es uns aber nicht darum, die Leugnung des Völkermords unter Strafe zu stellen."
Ende 2011 hatte Ankara deshalb seinen Botschafter aus Paris abgezogen; außerdem durften französische Militärflugzeuge nicht mehr auf Flugplätzen des Nato-Partners landen.
Ankara wehrt sich dagegen, die systematische Vernichtung der Armenier 1915 im Osmanischen Reich – dem Vorläuferstaat der Türkei – als Genozid zu bezeichnen. Auch die Äußerungen von Papst Franziskus, wonach an den Armeniern der „erste Völkermord im 20. Jahrhundert“ verübt worden sei, kritisierte die Türkei harsch.
Abstimmung wird durch Türkei beeinflusst
Die Türkei versucht derzeit, die Abstimmung des Bundestags zu beeinflussen: So versendeten mehrere türkische Organisationen über ihre Verteiler ein vorformuliertes Schreiben, das Türken in Deutschland an Abgeordnete weiterleiten sollen, schreibt die Zeitung. Darin wird vor einer Anerkennung des Völkermords gewarnt.
Ein solcher Beschluss wäre "Gift für das friedvolle Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken hierzulande, aber auch in der Türkei", zitiert die F.A.S. aus dem Schreiben.
Verwiesen wird darin auf die mehr als 30.000 Deutschen, die sich in der Region Antalya niedergelassen haben. Abgeordnete berichteten der F.A.S., dass sie in den letzten Tagen sehr viele Mails dieser Art bekommen hätten, allerdings auch Zuschriften von armenischer Seite.
Für Samstagnachmittag haben türkische Gruppen zu einer Kundgebung in Berlin aufgerufen, um gegen die Völkermord-Resolution zu protestieren. (dts)
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