Regierung wertet Datenleck als „schwerwiegenden Angriff“
Die Bundesregierung hat die massenhafte Veröffentlichung teils sensibler Daten von Politikern, Parteien und Prominenten als „schwerwiegenden Angriff“ gewertet. „Die Urheber wollen Vertrauen in unsere Demokratie und ihre Institutionen beschädigen“, erklärte Justizministerin Katarina Barley (SPD).
Wie das rbb-Inforadio als erstes berichtet hatte, wurden bereits vor Weihnachten große Mengen persönlicher Daten und Dokumente von Politikern, Künstlern und Journalisten über Twitter veröffentlicht. Betroffen ist auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU). In einem Datensatz tauchen unter anderem eine Faxnummer, eine E-Mail-Adresse und mehrere Briefe auf.
Wer für das Datenleck verantwortlich ist und welche Motivation dahintersteckt, war zunächst noch unklar. Auch ob alle Daten authentisch sind, war zunächst offen. Der Inhaber des genannten und inzwischen gesperrten Twitter-Accounts beschreibt sich selbst mit Begriffen wie Security Researching, Künstler, Satire und Ironie.
Die Bundesregierung prüft, ob die Daten durch einen Hackerangriff abgefischt wurden. Man hält es nach dpa-Informationen auch für möglich, dass jemand, der durch seine Tätigkeit Zugang zu sensiblen Daten hat, diese online gestellt haben könnte. Fest stehe bereits, dass der Datenabfluss nicht über das Regierungsnetz erfolgt sei. Ein möglicher Angriffspunkt sei das Netz des Bundestages, das schon öfter Ziel schwerer Hackerangriffe wurde.
Barley betonte, die Täter müssten rasch ermittelt und ihre möglicherweise politischen Motive aufgeklärt werden.
Kriminelle und ihre Hintermänner dürfen keine Debatten in unserem Land bestimmen“, mahnte die Justizministerin.
Die Sicherheitsbehörden bemühen sich nach dpa-Informationen, möglichst schnell dafür zu sorgen, dass die Daten nicht mehr abgerufen werden können.
Die Dokumente wurden dem rbb-Bericht zufolge vor Weihnachten über Twitter auf einer Art Adventskalender über mehrere Tage hinweg verbreitet und blieben zunächst weitgehend unbemerkt – bis Donnerstagabend. Seitdem beschäftigen sie die Partei- und Fraktionsführungen.
„Wir sind seit gestern Abend mit dem Thema befasst und kümmern uns darum, unsere Leute zu informieren“, sagte ein Sprecher der SPD am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Ansonsten ist das natürlich eine Sache für die zuständigen Behörden. Wir stehen mit ihnen in Kontakt, die Behörden wurden von uns informiert.“
Betroffen sind laut rbb alle im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der AfD. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung wurden nicht nur Daten von Politikern und Parteien veröffentlicht, sondern auch von Bands, Moderatoren und Journalisten. Zu den Opfern zähle auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Eine Bestätigung dafür lag zunächst nicht vor.
Veröffentlicht wurden vor allem Handynummern und Adressen, aber zum Teil sehr persönliche Daten wie Personalausweise, Chats, Briefe, Rechnungen oder Kreditkarteninformationen. In Einzelfällen seien sogar private Chats im Familienkreis und Kreditkarteninformationen von Familienmitgliedern ins Internet gestellt worden, berichtete der rbb. Die Auswahl der Dokumente scheine willkürlich. Darunter befinden sich parteiinterne Briefe, Mitglieder- oder Adresslisten, die zum Teil mehrere Jahre alt sind.
Wer hinter der Veröffentlichung steckt, ist noch unklar. Der Inhaber des Accounts befinde sich nach eigenen Angaben in Hamburg, meldete der rbb. (dpa)
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