Regensburg: Islamisches Kulturzentrum im ehemaligen Kaufhof-Gebäude
Die Pläne für ein islamisches Kulturzentrum im Herzen Regensburg sorgen derzeit für Schlagzeilen und Kritik. Es geht um ein Konzept im Domizil einer früheren Kaufhof-Filiale. Dort planen die Entwickler einen Begegnungspunkt mit orientalischer Atmosphäre, berichtet das Magazin „Focus“.
Dynamische Energie eines orientalischen Basars
Am vergangenen Wochenende teilte die „Immobilienzeitung“ (Bezahlschranke) auf ihrer Internetseite mit, dass eine saudi-arabische Investorengruppe das leer stehende Gebäude gekauft hat. Dabei handele es sich um „Multi Family Office“. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine Finanzverwaltung für mehrere vermögende Familien.
Wie sich die Investoren die Gestaltung der rund 20.000 Quadratmeter Fläche vorstellt, schildert Rami Haddad, der Sprecher der Investorengruppe. So sei die Umsetzung eines „Shop-in-Shop-Konzepts“ vorgesehen. Mit vielen kleinflächigen Geschäften solle die „dynamische Energie eines orientalischen Basars“ abgebildet werden.
Haddad findet blumige Worte für die Pläne: „Stellen Sie sich vor, der Duft von frisch gebrühtem Kaffee vermischt sich mit dem Aroma von Gewürzen, alles unter einer Dachterrasse mit Shisha-Bar und Panoramablick“, erläuterte Haddad. Eine „rein religiöse Institution“ solle das Zentrum nicht werden, doch solle es als „Brücke dienen, die unterschiedliche Traditionen und Perspektiven verbindet“. So werde es neben Geschäften auch Räume für Workshops, Ausstellungen und kulturelle Feiern geben.
Laut Haddad solle das Kulturzentrum eine Art „Majlis“ werden. Die UNESCO definiert den Begriff als „Sitzgelegenheiten“, an denen sich Gemeindemitglieder treffen. Majlis dienen dem Austausch, aber auch der Unterhaltung oder dem Feiern von Hochzeiten und einigem mehr. Aus Sicht der Investoren ist das Vorhaben ein „Phönix für die Innenstadt“. Einzelhandel, Kultur und Gastronomie sind laut Haddad zu einer „ganzheitlichen und dynamischen Umgebung“ vereint.
Schnell formierte sich Widerstand
Bei vielen Regensburgern kam das allerdings nicht gut an. Schnell formierte sich Widerstand in Form einer Petition auf der Plattform change.org mit der Überschrift „Kein islamisches Kulturzentrum im Kaufhof-Gebäude!“ Dort hatten laut „Mittelbayerischer Zeitung“ (Bezahlschranke) bis Mittwoch rund 35.000 ihren Unmut per Unterzeichnung ausgedrückt. Am Mittwochnachmittag war die Petition dann allerdings gelöscht.
Begründet hatte der anonym bleiben wollende Initiator der Petition seinen Vorstoß damit, dass er sich „und viele andere Bewohner der Regensburger Altstadt“ zunehmend unsicher fühlten bei der Vorstellung, dass es ein „islamisches Kulturzentrum in unserer unmittelbaren Umgebung“ geben könnte. Und weiter: „Wir sind grundsätzlich ein offenes, aber auch ein christlich geprägtes Land, und wenn man den Menschen mitten in die Altstadt, und auch noch in ein so großes Gebäude eine fremde Kultur setzt, dann fühlen sich die Menschen erst mal vor den Kopf gestoßen“, meint der Initiator und verweist auf die Bedeutung der Altstadt mit ihrem historischen Erbe.
Bürgermeisterin kritisiert Oberbürgermeisterin
Auch im Stadtrat zeigt man sich kritisch über die bisherigen Abläufe. So wirft die zweite Bürgermeisterin Astrid Freudenstein (CSU) Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) vor, im Alleingang gehandelt zu haben. Der Verkauf war laut „Mittelbayerische Zeitung“ bereits seit dem 10. Dezember 2024 bekannt.
Kommunikation und Zusammenarbeit? Fehlanzeige. Ihr Parteikollege, der CSU-Fraktions- und Kreisvorsitzende Michael Lehner, bekräftigt, dass „ein islamisches Kulturzentrum im Herzen der Altstadt zwischen Dom und Synagoge“ für seine Partei „nicht infrage“ komme.
Gegenüber dem „Bayerischen Rundfunk“ (BR) sagte Maltz-Schwarzfischer, dass der Investor bislang weder ein Konzept vorgelegt noch Kontakt zu ihr aufgenommen habe. Sie habe Zweifel an einem „ernsthaften Interesse“ und kritisierte die mangelhafte Kommunikation der Investorengruppe. Die SPD-Politikerin wies zudem darauf hin, dass für eine andere Nutzung als die in der Baugenehmigung aufgeführten eine Nutzungsänderung bei der Stadt beantragt werden müsse. „Ein islamisches Kultur- und Einkaufszentrum ist in meinen Augen nicht mit den Zielen der Stadt für die Entwicklung der Altstadt vereinbar“, betonte das Stadtoberhaupt.
Im „Focus“ nennt es die Oberbürgermeisterin eine „Spekulation“, ob die Investoren die Stadt bewusst unter Druck setzen wollen. Sie fügt hinzu: „Aber es kann gut sein, dass es eine Provokation sein soll.“ Maltz-Schwarzfischer warnte zudem vor voreiligen Schlüssen. „Bis jetzt passiert gar nichts. Wir prüfen das gründlich“, versichert die OB. Dazu gehöre auch die Prüfung eines Vorkaufsrechts für das Gebäude seitens der Stadt.
Regensburger SPD-Fraktionschef kritisiert Ex-Investor Benko
In einer Pressemitteilung ging der Vorsitzende der Regensburger SPD-Fraktion, Dr. Thomas Burger, auf die Vorgeschichte der Immobilie ein: „Die grundsätzliche Problematik bei der Kaufhof-Immobilie besteht darin, dass sie in den letzten Jahren zum Opfer eines nahezu grenzenlosen kannibalisierenden Kapitalismus des Benko-Konglomerats wurde.“ Es wurde sich dadurch „maßlos bereichert“. Sogar die Angestellten seien „als Druckmittel instrumentalisiert“ worden, „um zusätzlich weitere zusätzliche öffentliche Hilfen einzustreichen“.
Der Kaufhauseigentümer René Benko hatte mit seinem Immobilien- und Handelskonzern Signa den Kaufhof-Konzern 2018 übernommen. Im Juli 2020 meldete er die Insolvenz für das Unternehmen an. Am 30. September desselben Jahres war das Verfahren abgeschlossen.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt schon länger gegen den 47-jährigen Österreicher wegen groß angelegter Immobilienspekulationen. Anfang Dezember hatte die italienische Polizei einen europäischen Haftbefehl gegen den österreichischen Unternehmer erlassen, berichtete Epoch Times. Benko wurde daraufhin von der österreichischen Polizei vernommen, blieb aber auf freiem Fuß.
Der italienische Haftbefehl soll nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Innsbruck in seiner Heimat nicht vollstreckt werden. Die Behörde verwies zur Begründung darauf, dass ein europäischer Haftbefehl nicht umgesetzt werden muss, wenn er einen österreichischen Staatsbürger betrifft, gegen den auch im Inland ein entsprechendes Verfahren geführt werden kann. Ähnlich äußerte sich Benkos Anwalt. Anders wäre die Sachlage, wenn der Ex-Milliardär ins Ausland fährt.
Aiwanger fordert klares Signal der Stadt an ihre Bürger
Kritik kommt auch aus den Reihen der Freien Wähler. Deren Parteivorsitzender Hubert Aiwanger erteilte dem Projekt eine klare Absage. „Ich halte das Ganze für ein Desaster“, bekräftigte er gegenüber „Welt TV“. Man sehe ja, wie die Menschen darauf reagieren, „dass Zehntausende ganz klar sagen, wir wollen das nicht“. Man dürfe sich „aber auch nicht auf die Palme jagen lassen“, weil die Investoren die Sorgen der Menschen ausnützten, um die Stadt zu einem Vorkauf zu drängen und Geld zu machen. Er erwarte das klare Signal der Stadtpolitik: „Wir wollen das nicht!“
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