Rebiya Kadeer macht Rundgang durch die China-Halle

Han-Chinesen: keine Fotos mit „Staatsfeindin“ – Uiguren-Sprecherin setzt sich ein für Medien- und Pressefreiheit in China
Titelbild
Eine gut gelaunte Rebiya Kadeer in der China-Halle der Frankfurter Buchmesse. (Kai Horstmann/The Epoch Times)
Von 17. Oktober 2009

Die Augen der älteren Dame mit der traditionellen Kopfbedeckung der Uiguren und den langen geflochtenen Zöpfen wirken noch ein wenig müde, als sie bei der Frankfurter Buchmesse ankommt. Es heißt, sie sei vor kurzem erst aus Neuseeland angereist. Doch bei Rebiya Kadeer weiß man das nie so genau, ständig ist sie als Sprecherin des Weltkongresses der Uiguren unterwegs für ihr Volk, rundherum um den Globus. Ihre Bonusmeilen mag man ihr neiden, die Schwierigkeit ihrer Aufgabe jedoch nicht. Sie kämpft für eine friedliche Entwicklung in der Region Xinjiang im Nordwesten Chinas, jener Region, die seit Anfang Juli dieses Jahres nicht zur Ruhe kommt.

Und am heutigen Samstag, dem vorletzten Tag der Frankfurter Buchmesse, kommt sie in dieser Sache auch an den Stand der Epoch Times, um ihre Unterstützung für unsere Zeitung auszudrücken, und auch für die chinesischen Autoren, die sich für ein freies China einsetzen. „Ich bin gerne hier am Stand der Epoch Times. Die Medienfreiheit ist sehr wichtig, dass man auch in China sagen kann, was man möchte. Deshalb ist es auch für mich wichtig, hier bei der Frankfurter Buchmesse zu sein“, eröffnet Kadeer den Anwesenden, unter ihnen die meisten mit kleineren Digitalkameras.

Die großen Medien warten anscheinend doch lieber die offizielle Pressekonferenz am morgigen Sonntag ab. Dennoch, Kadeer, in deren Augen jetzt auch das kluge und wache Funkeln kommt, das ihr in beinahe jedem Medienbericht konstatiert wird, schickt ihre Botschaften unermüdlich in die Welt: Viele chinesische Schriftsteller säßen wegen ihrer Werke im Gefängnis. Die Weltöffentlichkeit soll über die Menschenrechtslage im Allgemeinen und auch der Schriftsteller im Besonderen in China erfahren, so Kadeer. Auch uigurische Schriftsteller, wie jener mit dem klingenden Namen „Blaue Taube“, seien inhaftiert. Auch Sidik Rouzi, der Ehemann von Rebiya Kadeer, hätte wegen der Veröffentlichung seiner Artikel im Gefängnis gesessen.

Asgar Can, Sprecher der Uiguren aus München, mit  Rebiya Kadeer in der Ehrenhalle für China.  (Kai Horstmann/The Epoch Times)
Asgar Can, Sprecher der Uiguren aus München, mit Rebiya Kadeer in der Ehrenhalle für China. (Kai Horstmann/The Epoch Times)

Kadeer: „Gegen jede Art von Gewalt – egal, von welcher Seite sie kommt!“

Die in ihrem eigenen Volk als „Mutter der Uiguren“ bezeichnete 61-Jährige lebt so richtig auf, als sie auf die Frage antwortet, ob sie denn nun, wie in der chinesischen Propaganda behauptet, mit al-Quaeda in Verbindung stehe. „Es weiß jeder, dass das eine große Lüge ist. Ich lebe in einem demokratischen Land, den USA, und bin Mutter von elf Kindern. Ich und der Weltkongress der Uiguren verurteilen jede Art von Gewalt – egal, von welcher Seite sie kommt!“

Ihre Hoffnung liegt, auch wenn die Lage in Xinjiang ebenso wie in Tibet derzeit anders aussieht, auf dem Dialog mit der chinesischen Regierung. „Ich bin deshalb nicht ohne Hoffnung, weil das der einzige Weg ist.“ Und um dieser Hoffnung Ausdruck zu verleihen, unterschreibt sie wie schon zwei Tage zuvor die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller eine Petition für den aus Xinjiang stammenden Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng. Ein Han-Chinese, wohl gemerkt, der sich für die Belange verschiedener entrechteter Gruppen in China stark gemacht hat und nun seit Februar 2009 verschwunden ist. Zuvor wurde er bereits Opfer unsäglicher Foltermethoden.

In der China-Halle

Uiguren-Sprecherin Kadeer fasziniert von der Vielfalt der neuen Kalender. (Kai Horstmann/The Epoch Times)
Uiguren-Sprecherin Kadeer fasziniert von der Vielfalt der neuen Kalender. (Kai Horstmann/The Epoch Times)

Es ist ein historischer und emotionaler Moment, in dem Rebiya Kadeer Ruhe und Größe zeigt, als sie die Halle des Gastlandes China betritt. Auch wenn sich keine Fernsehteams eingefunden haben und außer uns nur eine Journalistin aus Taiwan dabei ist – denn es ist kein offizieller Rundgang, den Rebiya Kadeer unternimmt -, hier wird Geschichte geschrieben. Kadeer ist umgeben von Han-Chinesen, Vertretern jenes Landes, in dessen Gefängnissen sie fünf Jahre verbrachte. Niemand lässt sich mit ihr fotografieren. Auch wenn dieser Wunsch von einer Chinesin an einem der Buchstände laut geäußert wird, in die Tat setzt sie ihn nicht um. Es wäre wohl doch zu gefährlich, sich mit einer „Staatsfeindin“ des kommunistischen Regimes ablichten zu lassen. „Ich wollte den Menschen hier gerne die Hand schütteln“, sagt Kadeer, als wir am Ausgang der China-Halle ankommen. „Aber ich möchte ihnen auch keine Schwierigkeiten bringen.“

 



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