rbb-Intendantin Vernau will 37,5 Millionen mehr Budget im Jahr
Der Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) gerät nicht aus den Schlagzeilen. Trotz der zahlreichen Verschwendungsskandale um ihre Vorgängerin Patricia Schlesinger hat Dr. Katrin Vernau, die Noch-Intendantin des Senders, 150 Millionen Euro Mehrbedarf für die Jahre 2025 bis 2028 angemeldet. Das berichtete die „BZ – Die Stimme Berlins“ am 26. Juli.
Sollte die „Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs“ (KEF) Vernaus Wunsch nicht folgen, würden nach ihren Berechnungen ab 2025 pro Jahr rund 37,5 Millionen Euro fehlen. Derzeit kann der rbb nach Angaben der BZ über ein Jahresbudget von 445 Millionen Euro verfügen. 37,5 Millionen mehr würden einem Anstieg von rund 8,4 Prozent entsprechen.
Ob die KEF dem Antrag aus der Chefetage des rbb folgen wird, ist unklar. Ende Juni war bekannt geworden, dass sechs Regierungschefs der Länder eine erneute Beitragserhöhung nicht absegnen wollen. Die KEF wird ihre Empfehlung über einen neuen Rundfunkbeitrag voraussichtlich im August bekannt geben. Derzeit beträgt der monatliche Obulus 18,36 Euro. ARD-Chef Kai Gniffke würde am liebsten 25 Euro pro Monat von jedem deutschen Haushalt kassieren.
Vernau geht – Demmer kommt
Ein Einnahmeplus ab 2025 würde vor allem Vernaus Nachfolgerin Ulrike Demmer die Arbeit erleichtern. Die Journalistin und frühere stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung soll Vernau nach Angaben des rbb spätestens am 15. September 2023 ablösen. Sie soll laut rbb turnusgemäß mindestens fünf Jahre im Amt bleiben. Demmer ist nach einer zähen Wackelpartie am 16. Juni zur Intendantin gewählt worden. Zuvor waren sämtliche Mitbewerber abgesprungen. Zur stellvertretenden Intendantin wurde rbb-Programmdirektorin Martina Zöllner gewählt.
Auch Vernau hatte zuvor Interesse zum Weitermachen in Berlin signalisiert, ihre Bewerbung aber nicht fristgerecht eingereicht. Nach Informationen der BZ wird sie wohl wieder an ihre frühere Stelle als Verwaltungsdirektorin des WDR zurückkehren.
Vernau nur ein Jahr im Amt
Nachdem Patricia Schlesinger vor knapp einem Jahr ihren Platz an der Spitze des Senders räumen musste, war Vernau am 7. September 2022 zur Interimsintendantin gewählt worden. Ihre Hauptaufgaben: den durch zahlreiche Skandale gebeutelten Ruf des rbb aufpolieren und die finanziellen Verhältnisse wieder auf Vordermann bringen. 41 Millionen in zwei Jahren abknapsen, lautete die Zielmarke laut BZ.
Zuletzt hatte die 50-jährige Betriebswirtin im Februar 2023 den Rotstift bei Personal und Programm angesetzt: Vernau entschied unter anderem, Spätformate wie „Thadeusz und die Beobachter“ abzuschaffen, die Federführung für das ARD-„Mittagsmagazin“ anderen Landesrundfunkanstalten zu überlassen und 100 Stellen abzubauen. Die rbb-Chefjuristin Susann Lange musste ebenfalls gehen. Außerdem strich Vernau „Bonuszahlungen und Ruhegelder“ und verwarf die Pläne für das einst geplante „Digitale Medienhaus“, wie die BZ berichtet.
Nach Recherchen des „Business Insider“ verzichtete Vernau bei Amtsantritt selbst auf Extra-Bonuszahlungen und auf einen Dienstwagen mit Chauffeur. Sie nutze einen Wagen aus dem rbb-Bestand oder ihre „Bahn Card 100“, Kostenpunkt: rund 7.000 Euro jährlich. Außerdem habe sie sich bei Vertragsabschluss mit einem Jahresgehalt von „nur“ 295.000 Euro zufriedengegeben.
Andererseits ließ sich Vernau eine Zweitwohnung in Berlin bezahlen: 1.500 Euro im Monat soll der rbb dafür nach Recherchen der BZ ausgegeben haben. Vorgängerin Schlesinger soll allein 2021 „mehr als 350.000 Euro“ verdient und einen Audi A8 mit 435 PS als Dienstwagen genutzt haben. Und für zahlreiche Skandale zulasten der Gebührenzahler verantwortlich sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Bis zum Beweis der Vorwürfe gilt die Unschuldsvermutung.
Trotz ihres umfassenden Sparkurses hatte Vernau nicht alle Herausforderungen gemeistert. Nach Angaben der BZ sind die Posten des Verwaltungsdirektors und des „Chef[s] für Betrieb und Produktion“ noch immer unbesetzt. „Wir hätten noch eine andere Schlagkraft gehabt, wenn ich mein Team noch hätte komplettieren können“, zitiert die Zeitung die scheidende Noch-Intendantin. „Der Vorwärtsgang muss jetzt eingeschaltet werden.“
ARD und ZDF – noch zeitgemäß?
Ob Gebührenverschwendung, riesige Gehälter und Alterspensionen für die Führungsebene, der Vorwurf der einseitigen, allzu regierungsnahen Berichterstattung durch befangene Moderatoren oder das strikte Nein zu einer Aufarbeitung der Corona-Krise: ARD, ZDF und DRadio haben längst den Unmut breiter Kreise der Bevölkerung auf sich gezogen. Erst kürzlich berichtete die Epoch Times über eine Programmbeschwerde der „Ständigen Publikumskonferenz“, einem medienkritischen Verein aus Leipzig, und über die Bürgerinitiative „Leuchtturm ARD“, die mehr Mitspracherecht der Beitragszahler einfordert.
Auch in den Reihen der eigenen Mitarbeiter gibt es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk offenbar Menschen, die mit dem jahrzehntelangen Gebaren ihrer Häuser nicht mehr einverstanden sind.
Anfang Juli 2023 war der Fall einer anonymen rbb-Beschäftigten bekannt geworden, die im rbb-„Medienmagazin“ live und ausführlich ihre Sicht der Dinge über den „Riesen-Tanker“ des gebührenfinanzierten Mediensystems darlegen durfte. Auch der frühere SWR-Sprecher Martin Ruthenberg sieht großen Reformbedarf: Nach dem Ende seiner Karriere wünscht er sich eine ausgewogenere Berichterstattung, mehr Berücksichtigung der Interessen der Beitragszahler und ein Netzwerk von Bürgerfunk-Modellprojekten.
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