Rätseln um die Kanzler-Frage: Söder trifft Kramp-Karrenbauer
Markus Söder umschmeichelt Annegret Kramp-Karrenbauer, als diese bei der CSU-Landtagsfraktion in Kloster Banz eintrifft. Es werde ein „deutlich angenehmerer Termin als das letzte Mal, als eine CDU-Vorsitzende hier war“, verspricht ihr der CSU-Chef mit einem Lächeln. Das letzte Mal in Kloster Banz hieß die CDU-Chefin noch Angela Merkel, der CSU-Chef Horst Seehofer – im Dauerstreit gefangene Köpfe der Schwesterparteien. Zwischen Söder und Kramp-Karrenbauer dagegen passt „kein Blatt Papier“, wie beide zumindest nach außen immer wieder betonen und Söder mit Blick auf die Klimaverhandlungen der Koalition erneut sagt.
Es werde ein „hartes Ringen“, sagt Kramp-Karrenbauer vor den vermutlich bis zum frühen Freitagmorgen dauernden Beratungen im Koalitionsausschuss. Aber das Ringen gilt dem Koalitionspartner SPD, nicht den Schwesterparteien. Beim letzten großen Streitthema der großen Koalition, der Migrationspolitik, zerfleischten sich noch die Schwesterparteien CDU und CSU mit ihren Parteichefs Merkel und Seehofer.
Die in Berlin und München mit Spannung diskutierte Frage ist, wie es mit der Harmonie der beiden Unionschefs aussieht, sobald das Klimapaket beschlossen ist. Denn auf die K-Frage wie Klima wird bald die K-Frage wie Kanzler folgen, die ersten Vorboten dazu gab es schon bei der Fraktionsklausur in Banz.
Der einflussreiche CSU-Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer betonte zu Beginn der Klausur, dass die Einladung Kramp-Karrenbauers keine Vorentscheidung zugunsten der CDU-Chefin in der K-Frage bedeute. In der CSU versuchen sie aber, das Thema noch klein zu halten. Söder sagt: „Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wo eine Entscheidung über die Kandidaturen stattfindet, werden wie immer die Parteivorsitzenden von CDU und CSU den Parteien einen Vorschlag machen.“
Allerdings weiß der politische Ziehsohn von Edmund Stoiber auch, dass die Debatte irgendwann mit Kraft losbrechen wird. Nach dem Ende der Kanzlerschaft von Helmut Kohl rangen Stoiber und Merkel um die Kanzlerkandidatur 2002. Damals zerstritten sich die Schwesterparteien über die Kanzlerkandidatur, bis am Ende Merkel beim legendär gewordenen Wolfratshausener Frühstück zugunsten von Stoiber verzichtete. Die Wahl verlor Stoiber allerdings, was das Vorurteil stärkte, ein Bayer könne nicht Kanzler werden.
Einen Konflikt, wie es ihn damals gab oder wie es ihn auch in der Migrationspolitik gab, will Söder verhindern. CDU und CSU bräuchten ein „kooperatives geschlossenes Modell, um maximalen Erfolg zu haben“, es gehe nur gemeinschaftlich, sagt er. Dennoch weiß auch Söder, dass am Ende eine Entscheidung her muss. Die Umfragen zeigen, dass der CSU-Chef wachsende Beliebtheit genießt, während an Kramp-Karrenbauer doch Zweifel bestehen.
Söder lehnt Kanzlerkandidatur ab
Während bei der CDU-Chefin aber jeder von einem Interesse an der Kanzlerkandidatur ausgeht, lehnt Söder dies bisher ab. „Wo mein Platz liegt, das wissen Sie ja“, sagt Söder nach dem Treffen mit Kramp-Karrenbauer – und der mit den Freien Wählern als Ministerpräsident eine bisher solide arbeitende Koalition bildende CSU-Chef meint Bayern.
Allerdings sagte Söder in der Vergangenheit auch mehrfach, dass er nicht CSU-Chef werden wolle. Im Januar übernahm er dann doch das Amt. Im Oktober steht auf einem CSU-Parteitag seine Wiederwahl an. Da Söder parteiintern als unangefochten gilt, könnten die Delegierten ein Signal setzen wollen und ihn genau zwei Jahre vor der nächsten Bundestagswahl mit einem starken Ergebnis in die Entscheidung über die K-Frage schicken.
Kramp-Karrenbauer wirkt bei ihrem Besuch in Bayern ein bisschen genervt davon, mit dem Thema konfrontiert zu werden. Sie könne aber versichern, dass die Union „mit einem guten Wahlvorschlag“ in die nächste Bundestagswahl ziehen werde, sagt sie. (afp/sua)
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