Puma-Desaster: Lambrecht bemüht sich um Schadensbegrenzung
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht hat erklärt, bis auf Weiteres keine Schützenpanzer des Typs „Puma“ mehr zu beschaffen. Der Schritt ist eine Reaktion auf das Desaster des laut Bundeswehr „modernsten Schützenpanzers der westlichen Welt“ bei der jüngsten Gefechtsübung.
Gegenüber führenden Vertretern von Militär und Rüstungsindustrie formulierte Lambrecht Anfang der Woche eine klare Ansage. Das Projekt Puma steht demnach „an einer entscheidenden Wegmarke“.
Es werde kein zweites Los geben, ehe sich das Fahrzeug nicht als stabil erweise. In Gegenwart von Vertretern der Rüstungskonzerne Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und anderen forderte die Ministerin:
Unsere Truppe muss sich darauf verlassen können, dass Waffensysteme auch im Gefecht robust und standfest sind.“
Puma galt im März 2021 noch als „kriegstauglich“
In der Vorwoche berichteten Medien über eine Übung der Bundeswehr am Schießübungszentrum der Panzertruppe im niedersächsischen Munster. Diese war auf die Beteiligung an der NATO-Eingreiftruppe VJTF ausgerichtet. Dem „Spiegel“ zufolge sank die Einsatzbereitschaft aller 18 an der Übung beteiligten Puma-Gefechtsfahrzeuge binnen weniger Tage auf null. Und das, obwohl das Norddeutsche Tiefland nicht als übermäßig anspruchsvolles Trainingsterrain gilt.
Generalinspekteur Eberhard Zorn kündigte am Sonntag (18.12.) eine „gemeinsame Kraftanstrengung“ von Militär, dem Beschaffungsamt und Spezialisten der Rüstungsindustrie an. Man sei zuversichtlich, die eigenen Verpflichtungen gegenüber der NATO bis zum Beginn des neuen Jahres erfüllen zu können. Am 1. Januar 2023 übernimmt Deutschland die Führung der VJTG.
Bereits im März 2021 hatte Generalleutnant Alfons Mais dem Puma-Schützenpanzer nach umfangreichen Tests die entsprechende Zertifizierung als „kriegstauglich“ erteilt. Im Sommer zuvor war die Einsatzprüfung noch an Mängeln an Fahrzeug, Funk und Waffensystemen gescheitert.
Marder wird das fehlerhafte Gerät bei VJTF ersetzen
Derzeit hat die Bundeswehr bereits 350 Panzer der Marke Puma im Bestand – die ersten hatten Rheinmetall und KMW Ende 2010 geliefert. Allerdings wurde den meisten davon der Einsatz für die schnelle Eingreiftruppe im Jahr 2020 untersagt.
Generalleutnant Mais kündigte im darauffolgenden Frühjahr jedoch an, der überarbeitete Puma sei „den Vorgängerversionen deutlich überlegen“. Von den im Bestand befindlichen Panzern hatte man 40 auf einen modernen Rüststand gebracht – was sich mit dem Übungsdesaster als unzureichend erwies.
Das zweite Los, auf dessen Anschaffung Lambrecht nun vorerst verzichten will, umfasst ebenfalls nur 50 Puma-Panzer. Das Ministerium hält den genauen Klarstand geheim, schreibt die „Welt“. Ursprünglich hätten Soldaten der überarbeiteten VJTF-Version ein positives Feedback zuteilwerden lassen. Man habe gehofft, ohne veraltetes Gerät zur NATO-Einsatztruppe „VJTF2023“ stoßen zu können.
Olaf Scholz wird Zusage an NATO nicht einhalten können
Für die Eingreiftruppe will die Bundeswehr nun den Marder-Panzer bereitstellen. Dieser gilt als veraltet, aber solide. In einem Rüstungsbericht attestierte das Ministerium dem Gerät im Dezember 2021, die NATO-Anforderungen „qualitativ nur deutlich abgestuft“ zu erfüllen.
Unter anderem könne er mit dem System „Infanterist der Zukunft“ nicht kommunizieren, auf das Panzergrenadiere mittlerweile standardmäßig zurückgreifen. Dieses sei lediglich auf den Puma abgestimmt.
Zudem steht die Zusage von Bundeskanzler Olaf Scholz infrage, der NATO bis 2025 eine komplett ausgerüstete Heeresdivision zur Verfügung zu stellen. Dafür waren nicht weniger als 266 Puma-Schützenpanzer vorgesehen. Eine Alternative ist kurzfristig nicht in Sicht. Lambrecht hat inzwischen eine „umfangreiche Bestandsaufnahme und Fehleranalyse“ angekündigt.
Industrie arbeitet seit 2002 am Puma
Im Jahr 2002 hatte der Bundestag dem damaligen Bundesverteidigungsminister Peter Struck den Entwicklungspanzer für den Puma bewilligt. Dieser sollte den in die Jahre gekommenen Marder, der seit 1971 in Gebrauch war, ersetzen.
Die Rüstungskonzerne KMW und Rheinmetall erhielten den Zuschlag für die Herstellung des neuen Modells. Die Industrie zeigte sich zuversichtlich, dem Projekt „modernster Schützenpanzer der Welt“ gewachsen zu sein.
Am Ende dauerte alles länger als geplant – Bürokratie und Arbeitsschutzbestimmungen verzögerten die Entwicklung, und bis heute ist sie auch noch von Pannen gekennzeichnet.
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