Psychotherapeut über Gruppenvergewaltigung – Ein „Gefühl von Macht und Kontrolle“
Dringend tatverdächtig und auf freiem Fuß – so lautet die Kurzbeschreibung für die fünf bulgarischen Kinder und Jugendlichen, die am Freitagabend eine junge Frau in einem Gebüsch in Mülheim gezerrt und vergewaltigt haben sollen. Drei Tatverdächtige sind 14 Jahre alt, zwei weitere nicht einmal strafmündig, sondern erst 12 Jahre alt. Sie können nicht einmal vor Gericht gestellt werden.
Christian Lüdke, Kinder- und Jugendpsychotherapeut, gilt als Experte für Täterverhalten. Er sagte gegenüber „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND):
Es gibt meist ein Gruppenmitglied mit erhöhter krimineller Energie oder einer psychischen Krankheit und diese Energie reicht aus, um die anderen zu infizieren und manipulieren.“
In der Gruppendynamik würden Mittäter sodann mehr und mehr die Kontrolle verlieren. Sie wüssten, dass ihre Tat nicht in Ordnung ist, würden es aber nicht als schlimm ansehen, weil auch andere mitmachen. Manche hätten auch Angst vor dem Anführer der Clique.
Lüdke sieht die Ursachen innerhalb der Familie. Laut „Peiner Allgemeine“ geht er von einer Bindungsstörung der Täter aus. Er sagte:
Die sind emotional verwahrlost und handeln oft nach dem Motto: Wenn ich schon nicht geliebt werde, will ich wenigstens gehasst werden.“
Das fange in der Kindheit an. Kleine Kinder würden Dinge fallen lassen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Später würden sie von zu Hause „abhauen“, klauen, Essstörungen entwickeln oder ähnliches. Oder es ende wie im Mülheimer Fall.
Durch die unglaubliche Demütigung, die sie dem Opfer antun, stärken sie ihr Gefühl von Macht und Kontrolle“, so der Experte.
Daher spiele oft das Handy eine Rolle, mit der die Tat gefilmt würde. Das Video sei dann eine „Art Trophäe“.
Lüdke gibt zu bedenken, dass nur selten die Täter tatsächlich eine längere Haftstrafe antreten. Er kritisiert:
Die Täter werden oft festgenommen, gleich wieder freigelassen, dann ist irgendwann Monate später der Prozess und die Verurteilung wird oft als Freispruch zweiter Klasse gesehen…Die lachen sich tot über die Strafe.“
Daher plädiert der Psychotherapeut für das Herabsetzen der Strafmündigkeit. Schließlich würden Kinder bereits mit sieben Jahren ein Unrechtsbewusststein entwickeln. Wenn ein Kind hingegen nie Regeln gelernt und immer nach seinen eigenen Regeln gelebt habe, dann fehle auch eine Einsicht für das begangene Fehlverhalten.
Es gebe auch kein schlechtes Gewissen. Aus diesem Grund sieht Lüdke auch in Mülheim die Chancen eher gering, dass die Täter therapiert werden, im Gegenteil: „Die gehen zum Teil mit Daumen hoch aus dem Gerichtssaal heraus“, so Lüdke. (sua)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion