Private Investoren könnten helfen: Deutschland fehlen 400 Milliarden Euro für Infrastruktur

Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden hat erneut gezeigt: Deutschland hat bei der Infrastruktur Nachholbedarf. Eine neue Studie zeigt das enorme Ausmaß. Ökonom Lars Feld rät zur Einbindung privater Investoren – etwa über Infrastrukturfonds.
Mehr als 24 Stunden nach dem Teileinsturz der Carolabrücke ist es ruhig an der Unfallstelle.
Nach dem Teileinsturz der Carolabrücke wird nun der Brückenstrang beseitigt.Foto: Robert Michael/dpa
Epoch Times24. Oktober 2024

Marode Brücken, sanierungsbedürftige Straßen, Funklöcher: Deutschland hat Nachholbedarf bei der Infrastruktur – wie zuletzt der Einsturz der Carolabrücke in Dresden zeigte.

Eine neue Studie des renommierten Ökonomen Lars Feld beziffert nun die nötigen Mittel allein für Autobahnen, Eisenbahn und Energieinfrastruktur auf rund 400 Milliarden Euro in den kommenden Jahren.

Feld: Private Investoren können helfen

Eine Lösung sei, private Investoren einzubinden, meint Feld – etwa über Infrastrukturfonds. In Deutschland gebe es privatrechtlich organisierte Infrastrukturgesellschaften, an denen der Staat beteiligt ist, etwa die Autobahn GmbH.

„Werden diese Gesellschaften mit bestimmten Kompetenzen wie eigener Einnahme- oder Kreditfähigkeit ausgestattet, könnten attraktive Geschäftsmodelle entstehen, die sich als Anlageobjekte für entsprechende Fonds anböten“, sagte Feld.

Im Energiebereich schlägt er die Gründung einer Netz-Infrastrukturgesellschaft vor, die die staatlichen Beteiligungen an den Übertragungsnetzbetreibern bündelt und in die Geldgeber dann investieren könnten.

Es sei unerlässlich, die Finanzierung der Infrastruktur breiter aufzustellen, sagte Union-Investment-Chef Reinke. Fondsgesellschaften könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. „Denn als Kapitalsammelstelle bringen wir das vorhandene Geld dahin, wo es eingesetzt werden sollte.“

Investments in Infrastruktur könnten helfen, Vermögen breiter anzulegen, warb er. „Heute sind private Investitionen in Infrastrukturprojekte nur der Anfang für ein Thema, das uns in den kommenden Jahren immer stärker beschäftigen wird.“

Infrastruktur lebt von ihrer Substanz

Der Gesamtbedarf dürfte noch höher als die 400 Milliarden Euro sein, heißt es in der Analyse, die in Frankfurt vorgestellt wurde. Denn Infrastrukturinvestitionen in Deutschland würden nicht systematisch erfasst.

„Deutschlands Infrastruktur lebt fast nur noch von ihrer Substanz“, sagte Feld, der an der Universität Freiburg lehrt und Finanzminister Christian Lindner (FDP) berät, zu der Studie im Auftrag des Fondsanbieters Union Investment.

Die staatlichen Investitionen reichen seit langem nicht mehr, um den Bestand zu sichern.“

Hans Joachim Reinke, Vorstandschef von Union Investment, betonte, eine funktionierende Infrastruktur sei die Basis für eine wachsende Wirtschaft und Wohlstand in Deutschland.

Investitionen unter internationalem Schnitt

Basierend auf Angaben des Verkehrsministeriums wird in der Studie der Investitionsbedarf allein für die Straßeninfrastruktur des Bundes – also Autobahnen und Bundesfernstraßen – für die Jahre 2025 bis 2028 auf über 57 Milliarden Euro geschätzt. Für die Bahn würden 63 Milliarden Euro in dem Zeitraum benötigt.

Das Offshore-Windkraftanlagen-Errichterschiff „Thor“ im Windpark Riffgat, rund 15 Kilometer nördlich der Insel Borkum. Windpark Riffgat war der allererste kommerzielle deutsche Windpark in der Nordsee.

Das Offshore-Windkraftanlagen-Errichterschiff „Thor“ im Windpark Riffgat, rund 15 Kilometer nördlich der Insel Borkum. Windpark Riffgat war der allererste kommerzielle deutsche Windpark in der Nordsee. Foto: Sina Schuldt/dpa

Und für die Energieinfrastruktur liegt der geschätzte langfristige Investitionsbedarf im Zuge der Energiewende bei On- und Offshore-Anlagen bei bis zu 270 Milliarden Euro.

Zugleich habe Deutschland Nachholbedarf: 2022 betrug demnach die Investitionsquote von Bund, Ländern und Gemeinden zusammen 2,6 Prozent des realen Bruttoinlandsprodukts. Damit liege Deutschland etwa ein Prozentpunkt unter dem Schnitt der OECD-Länder. (dpa/red)

 



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