Berlin: Beliebter katholischer Priester (54) ermordet – Polizei verhaftet Verdächtigen (26) auf Dachboden versteckt
Berlin-Charlottenburg am Donnerstagabend, 22. Februar 2018: Nach einer Chorprobe hören Zeugen in einem Haus in der Schillerstraße 101 einen lautstarken Streit, zwei Männer, französische Worte, heftige Schmerzensschreie, danach: beklemmende Stille. Sie alarmieren die Polizei.
Als diese kurz nach Mitternacht zu dem Gebäude kommt, in dem sich das Büro der französischsprachigen katholischen Gemeinde „Paroisse Catholique Francophone“ befindet, macht sie eine grauenvolle Entdeckung. Dr. Alain-Florent Gandoulou, der Gemeinde-Pfarrer, liegt tot in einer Blutlache, sein Schädel ist eingeschlagen, die Leiche weist zudem wohl Messerstiche auf.
Wie die „B.Z.“ schreibt, schlug der Täter offenbar mit Gegenständen aus dem Pfarrbüro auf Dr. Gandoulou ein und stach auch mit einem Messer auf den Pfarrer ein.
Tatverdächtiger festgenommen
Wie die Polizei weiter mitteilte, wurde am Freitagmittag gegen 12 Uhr ein tatverdächtiger Mann festgenommen. Einem Zeugenhinweis folgend entdeckten die Ermittler den Verdächtigen versteckt auf dem Dachboden eines Wohnhauses im Bezirk Reinickendorf. In dem Haus wohnen soll er aber nicht. Laut „B.Z.“ sagte ein Polizeisprecher über den Täter, der wohl den Pfarrer kannte:
Es handelt sich um einen 26-jährigen Kameruner.“
(Polizeisprecher)
Der Mann soll noch am heutigen Samstag dem Haftrichter vorgeführt werden, so die Polizei.
Warum es zu dem Streit und der offenbar daraus resultierenden Tötung kam, ist Gegenstand weiterer gemeinsamer Ermittlungen der Mordkommission und der Staatsanwaltschaft Berlin.“
https://www.youtube.com/watch?v=GwfLhANAIOg
Seelsorger und Flüchtlingshelfer
Am Freitag bestätigte die Organisation Frankophone Katholische Gemeinden in der Welt (CCFM) auf Facebook den Tod des Geistlichen in der Kirche im Bezirk Charlottenburg.
CCFM zufolge stammt der 54-jährige Gandoulou aus der Demokratischen Republik Kongo in Zentralafrika. Die „B.Z.“ schreibt, dass Dr. Gandoulou seinen Doktor in Bonn machte und seit einigen Jahren schon in Berlin lebt. Er habe freitags und samstags Gottesdienste in der Kirche St. Thomas von Aquin abgehalten, gleich neben dem Pfarrbüro.
Zudem arbeitete er als Seelsorger und engagierte sich für Flüchtlinge.
Ob es sich bei dem Tatverdächtigen 26-Jährigen um einen seiner Schützlinge handelte, ist derzeit nicht bekannt.
Sonntag: Gedenkgottesdienst für ermordeten Pfarrer
Wie der Rundfunk Berlin-Brandenburg berichtete, versammelten sich zahlreiche Menschen afrikanischer Herkunft vor der Kirche und trauerten um den in seiner Gemeinde sehr beliebten Preister.
„Unser Pfarrer war immer für andere da“, sagte der 41-jährige Joachim Moche unter Tränen, wie „B.Z.“ berichtet. Er habe die Kraft zu glauben mitgebracht und diese auf die Gemeinde übertragen. „Er habe auch meinen Sohn getauft. Ich bin so traurig.“
Das Erzbistum Berlin veranstaltet am Sonntag, 11 Uhr, in der Sankt-Thomas-Kirche einen Gedenkgottesdienst.
Die Gemeinde Paroisse Catholique Francophone de Berlin wurde nach eigenen Angaben 1945 gegründet, als Teile Westberlins von französischen Truppen besetzt wurden. Bis 1994 handelte es sich um eine Gemeinde für Armeeangehörige. Seitdem steht die Kirche allen französischsprachigen Katholiken offen: Belgier, Kanadier, Franzosen, Schweizer, Menschen aus verschiedenen afrikanischen Ländern und allen anderen.
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