Polizei räumt „Köpi“-Wagenburg in Berlin – Linke fackeln Mülltonnen und Autos ab
In Berlin hat die Polizei am Freitag die Räumung des linksautonomen Wagencamps „Köpi“ gestartet. Die Bewohner auf dem rund 2600 Quadratmeter großen Grundstück und ihre Unterstützer haben Widerstand angekündigt und bereits für den frühen Morgen Kundgebungen angemeldet.
Kurz nach 10 Uhr rückten mehrere Hundert Polizeibeamte mit Panzern und Schweißgerät an und bahnten sich den Weg durch eine vier Meter hohe Wand. Auch Wasserwerfer standen bereit.
Der Bereich um die Köpenicker Straße 133 bis 137 wurde abgesperrt, dahinter protestieren Hunderte Menschen gegen die Räumung. Das Gebäude mit der Hausnummer 137 wird heute als linksautonomes Wohnprojekt und Kulturzentrum genutzt und ist von der Räumung nicht betroffen, der Garten wird aber mittlerweile illegal als Wagenplatz genutzt, dort lebten zuletzt etwa 30 Personen.
Das Wagencamp auf einem Gelände an der Köpenicker Straße gilt als eines der letzten Symbolprojekte der linken Szene in Berlin. Der Eigentümer hatte mit Hinweis auf eine Baugenehmigung im Juni erfolgreich auf Räumung geklagt. Einen Eilantrag der Bewohner zum Stopp der Zwangsvollstreckung wies das Berliner Kammergericht am Mittwoch ab.
Die Polizei hat die Umgebung des Projekts abgeriegelt. Die Bewohner sicherten ihrerseits in den vergangenen Tagen den Zaun um das Gelände zusätzlich. Man werde nicht kampflos aufgeben, hieß es vergangene Woche.
In der Nacht zu Freitag kam es laut Polizei bereits zu Ausschreitungen im Stadtteil Kreuzberg. Unbekannte schlugen in der Ritterstraße Autoscheiben ein und bewarfen Häuser mit Farbbeuteln, zudem ging mindestens ein Auto in Flammen auf. Bei einer Demonstration mit mehreren Hundert Menschen am Donnerstag sei zudem eine Polizistin leicht verletzt worden. In der Stresemannstraße brannten demnach Mülltonnen. Linke Aktivisten kündigten im Internet an, „Tag X zum Desaster machen“ zu wollen.
Schon am vergangenen Wochenende hatten Hunderte Unterstützer des „Köpi“ in Mitte und Friedrichshain gegen die Räumung protestiert. In den vergangenen Nächten wurden in der Umgebung mehrfach Mülltonnen und Reifen in Brand gesteckt. Am Mittwochmorgen beschädigten Unbekannte am Bürgeramt in Berlin-Mitte die Verglasung der Eingangstüren und sprühten „Köpi bleibt“ ans Gebäude.
Zu „Köpi“ gehört auch ein großes Hinterhaus, das aber nicht geräumt werden soll. Das Gebäude auf dem Mauerstreifen von Ost-Berlin wurde 1990, im Jahr nach dem Mauerfall, besetzt. Neben Wohnungen in den oberen Stockwerken gibt es im Keller und den unteren Geschossen einen Konzertraum, eine Kletterwand, eine kleine Sporthalle und ein Kino. Auf dem daneben liegenden Grundstück mit alten Bauwagen leben nach Angaben des Bewohner-Vereins etwa 30 Menschen.
Wie sich die Lage bei der Räumung entwickeln wird, ist kaum vorherzusagen. So war die Gegenwehr bei der Räumung des besetzten Hauses „Liebig 34“ in Friedrichshain im Oktober 2020 wesentlich kleiner als bei ähnlichen Anlässen zuvor. Bei einer Brandschutzprüfung im teilbesetzten Haus „Rigaer 94“ im Juni gab es allerdings einen heftigen Angriff auf die Polizei. (dpa/oz)
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