Politiker gegen immer höheren CO2-Preis: Das sorgt „nicht für mehr Klimaschutz, sondern nur für mehr Frust“
Der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat sich gegen die von den Grünen geforderte Erhöhung des Benzinpreises ausgesprochen. „Wer jetzt einfach immer weiter an der Spritpreisschraube dreht, der zeigt, wie egal ihm die Nöte der Bürgerinnen und Bürger sind“, sagte Scholz der „Bild“. Ein immer höherer CO2-Preis sorge „nicht für mehr Klimaschutz, sondern nur für mehr Frust“.
Auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) lehnte die Forderung der Grünen nach höheren Spritpreisen ab und nannte sie „besorgniserregend“. „Es geht nicht, dass die Preise immer weiter nach oben gehen“, sagte er der „Bild“. Mobilität sei „auch ein sozialer Aspekt“.
Die Menschen zahlen zähneknirschend, fahren aber deswegen nicht weniger
FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae forderte unterdessen eine „Benzinpreisbremse, damit gerade diejenigen, die nicht auf Rosen gebettet sind, sich nicht in ihrem Lebensstandard einschränken müssen, nur um mobil zu bleiben“.
Kraftstoffe würden aus „ideologischen Gründen“ verteuert. „Die Menschen fahren deswegen nicht weniger, sie zahlen nur zähneknirschend mehr und müssen sich an anderer Stelle einschränken“, sagte Thomae der „Bild“.
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hatte erklärt, sie strebe nach der Bundestagswahl die Erhöhung der Benzinpreise um 16 Cent an. Baerbock begründete die Erhöhung des Benzinpreises mit der neu eingeführten Bepreisung von CO2 im Rahmen des Klimaschutzpakets.
Hofreiter kritisiert Union und SPD in Debatte um Benzinpreise
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hat in der Debatte um höhere Benzinpreise Union und SPD mit scharfen Worten attackiert. „Union und SPD haben gerade ein höheres Klimaziel beschlossen, verweigern aber die Umsetzung ihrer Beschlüsse“, erklärte Hofreiter am Donnerstag.
Jetzt zündeten „Scholz, Scheuer und Co. die nächste Stufe der Unredlichkeit“. Obwohl sie selbst einen ansteigenden CO2-Preis beschlossen hätten, starteten sie eine „populistische Benzinwutkampagne“.
„Wer Ängste schürt und Halbwahrheiten verbreitet, untergräbt bewusst die Akzeptanz für die zentrale Zukunftsaufgabe Klimaschutz“, kritisierte Hofreiter. Das zeige einmal mehr: „Union und SPD kann man beim Klimaschutz nicht vertrauen.“ Klimaschutz brauche ambitionierte Maßnahmen zusammen mit einem starken sozialen Ausgleich wie ein Energiegeld als Rückerstattung des CO2-Preises.
CO2-Preis ab Januar 2022 bei 30 Euro pro Tonne
Der Spritpreis stieg bereits am Jahresanfang durch den für die Bereiche Gebäude und Verkehr eingeführten Preis auf den CO2-Ausstoß. Seit Jahresbeginn liegt der CO2-Preis pro Tonne Kohlendioxid bei 25 Euro. In den kommenden Jahren ist ein weiterer Anstieg geplant, was steigende Benzinpreise zur Folge haben dürfte.
Der bisherigen Beschlusslage zufolge soll der CO2-Preis ab Januar 2022 auf 30 Euro steigen, ab 2023 auf 35 Euro, ab 2024 auf 45 Euro und 2025 dann auf 55 Euro. Es gibt allerdings Forderungen aus der CDU, ihn schneller anzuheben. Die Grünen wollen die Erhöhung des CO2-Preises auf 60 Euro auf das Jahr 2023 vorziehen.
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sagte vor diesem Hintergrund in einer „Bild“-Sendung zum Thema Benzinpreis: „Sechs Cent Preiserhöhung gab es jetzt zum Jahresbeginn, weil erstmalig auch ein CO2-Preis auf Benzin eingeführt worden ist.“ Ein schrittweiser Anstieg des CO2-Preises führe dann zu den 16 Cent höheren Spritkosten, die Ko-Parteichef Robert Habeck zuvor erwähnt habe. (afp/dts/afp)
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