Polen: Steinmeier und Duda gedenken der ersten Opfer des Zweiten Weltkriegs

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Polen anlässlich des 80. Jahrestags des deutschen Überfalls auf das Land um "Vergebung" gebeten.
Epoch Times3. September 2019

Polen gedenkt am Sonntag des 80. Jahrestags des deutschen Überfalls, der den Beginn des Zweiten Weltkrieges markierte. Zu der zentralen Gedenkveranstaltung in Warschau werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel erwartet.

Dass der Bundespräsident und die Kanzlerin gemeinsam an einer solchen Gedenkveranstaltung teilnehmen, ist ausgesprochen ungewöhnlich und kann als besondere Geste gegenüber Polen angesehen werden. Steinmeier und Merkel wollen damit deutlichmachen, dass sich Deutschland zu seiner Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg mit Millionen Toten bekennt.

Steinmeier bittet Polen um Vergebung für deutschen Terror

Steinmeier traf sich bereits am frühen Morgen mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda zu einer Gedenkveranstaltung in der Stadt Wielun.

Die damals nahe der deutschen Grenze gelegene und militärisch völlig bedeutungslose Kleinstadt war von der deutschen Luftwaffe am 1. September 1939 als erstes Ziel angegriffen und weitgehend zerstört worden. Etwa 1.200 Menschen starben im Bombenhagel. Wenige Minuten später beschoss das deutsche Linienschiff SMS Schleswig-Holstein die Danziger Westerplatte.

Steinmeier und Duda hielten in Wielun Reden. Der Bundespräsident bat um „Vergebung“:

Ich verneige mich vor den Opfern des Überfalls auf Wielun. Ich verneige mich vor den polnischen Opfern der deutschen Gewaltherrschaft. Und ich bitte um Vergebung“, sagte Steinmeier auf Deutsch und Polnisch.

„Wielun war ein Fanal, ein Terrorangriff der deutschen Luftwaffe und ein Vorzeichen für alles, was in den dann kommenden sechs Jahren noch folgen sollte“, sagte Steinmeier. Hier in Wielun ist die polnisch-deutsche Nachbarschaft mit einem so radikalen Vernichtungswillen, mit einer solchen Gewalt zerstört worden, dass die Erinnerung daran noch heute schmerzvoll ist.“

Duda bezeichnete den Angriff als „Kriegsverbrechen“ und „grausame Barbarei“. Steinmeier rief dazu auf, die deutschen Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg niemals zu vergessen.

Es waren Deutsche, die in Polen ein Menschheitsverbrechen verübt haben“, betonte er. „Wir werden nicht vergessen. Wir wollen und wir werden uns erinnern.“

Polen habe Deutschland nach dem Krieg „die Hand zur Versöhnung gereicht“, sagte Steinmeier. „Wir sind zutiefst dankbar für die ausgestreckte Hand, für die Bereitschaft Polens, den Weg der Versöhnung gemeinsam zu gehen.“

Steinmeier und Duda wollen nach der Gedenkzeremonie im Zentrum von Wielun bei einem Rundgang durch die Stadt Orte der Zerstörung besuchen.

Nach einer Kranzniederlegung am Denkmal für die Opfer des Bombardements und einem Treffen mit Zeitzeugen im örtlichen Museum reisen die beiden Präsidenten zur zentralen Gedenkveranstaltung nach Warschau weiter, zu der zahlreiche weitere Staatschefs und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet werden.

US-Präsident Donald Trump hatte seine Teilnahme wegen Hurrikan „Dorian“ kurzfristig abgesagt. Er schickt stattdessen seinen Stellvertreter Mike Pence nach Polen. (dpa/afp)



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