Baerbock soll mindestens 100-mal abgeschrieben haben
Plagiatsjäger Stefan Weber hat nach eigenen Angaben Bücher der Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock und Armin Laschet genauer untersucht und vor allem bei Grünen-Chefin Baerbock deutlich mehr problematische Übereinstimmungen mit Fremdtexten gefunden als bisher bekannt.
Die Untersuchung von Baerbocks Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“ habe er bei 100 Plagiatsfragmenten beendet und erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, teilte Weber am Montagabend mit. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung berichtet. Auch beim Buch von NRW-Ministerpräsident und Unions-Kanzlerkandidat Laschet führt Weber weitere auffällige Stellen auf. Vorwürfe erhebt er zudem gegen SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Von den Betroffenen äußerte sich am Montagabend zunächst niemand zu Webers Berichten.
Bei Laschets Buch „Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance“ spricht Weber von insgesamt 17 kritischen Fragmenten, beim Buch „Hoffnungsland. Eine neue deutsche Wirklichkeit“ von Scholz von drei verifizierten Plagiatsfragmenten. Die Prüfung des Buches von Scholz sei noch nicht abgeschlossen. Erste Übereinstimmungen gebe es auch bei seinen Reden zu verzeichnen.
„Abgekupfert wird im politischen Diskurs offenbar genau so dreist wie in der Wissenschaft, aber bei niemandem konnte man es bislang so werkprägend dokumentieren wie bei Annalena Baerbock“, erklärte Weber. „Sie ist Frau Guttenberg des politischen Sachbuchs.“ Aber auch von Laschet und Scholz „würde man sich erwarten, dass sie immer dann, wenn sie nicht in direkter Rede zitieren, eigene Worte verwenden“.
Baerbock hatte bereits mehrfach eingeräumt, bei ihrem Buch Fehler gemacht zu haben. Ihr Verlag hatte angekündigt, das Buch mit zusätzlichen Quellenangaben zu versehen. Zu den neuen Vorwürfen Webers gab es am späten Montagabend noch keine Stellungnahme der Grünen.
Auch die Staatskanzlei von Ministerpräsident Laschet in Düsseldorf äußerte sich am Montagabend zunächst nicht. Laschet hatte Ende Juli erklärt, in seinem Buch aus dem Jahr 2009 gebe es offenkundig Fehler, die er verantworte. „Mindestens ein Urheber des im Buch verwendeten Materials wird weder im Fließtext noch im Quellenverzeichnis genannt“, hatte er damals erklärt. Dafür bat er ausdrücklich um Entschuldigung. Um zu klären, ob es weitere Fehler gebe, habe er die Prüfung des Buchs veranlasst.
Die SPD wollte sich am Abend nicht äußern. (dpa/oz)
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