Pro Jahr 31.900 Lehrer gesucht – Philologenverband wirft Ländern „eklatantes“ Versagen vor

"Ein geordneter Schulbetrieb ist nicht überall möglich", erklärt der Deutsche Philologenverband zur Planung des Lehrerbedarfes. Er fordert die Bundesländer auf, eine jährlich aktualisierte Statsitik über die Schülerzahl vorzulegen.
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Ein leerer Klassenraum im Sonnenlicht.Foto: iStock
Epoch Times11. Oktober 2018

Der Deutsche Philologenverband hat einigen Bundesländern bei der Planung des Lehrerbedarfs „eklatantes politisches Versagen“ vorgeworfen. „Solide Vorhersagen sind kein Hexenwerk“, sagte die Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Sie forderte jedes der 16 Bundesländer auf, eine jährlich aktualisierte Statistik über die Schülerzahl vorzulegen und zugleich eine Prognose über den zu erwartenden Lehrerbedarf zu erstellen.

An die derzeit tagende Konferenz der Kultusminister (KMK) richtete die Verbandschefin den Appell, die Daten aktuell und zügig zusammenzustellen und ebenfalls jährlich zu aktualisieren.

„Die KMK hat 2009 das letzte Mal gemeinsame Leitlinien zur Deckung des Lehrerbedarfs erstellt. Das ist ein schwaches Bild“, so Lin-Klitzing weiter. In erster Linie die Länder, aber auch die KMK hätten die Entwicklung „schlicht verschlafen“.

Derzeit sei die Fehlplanung so gravierend, dass „ein geordneter Schulbetrieb nicht überall möglich ist“, sagte die Vorsitzende des Philologenverbands.

In Berlin seien hunderte Studierende nebenher in Schulen tätig. „Unterrichten statt Kellnern, das kann keine Lösung sein“, so die Verbandschefin. Allerdings dürfe man nicht alle Länder über einen Kamm scheren, in Bayern oder Baden-Württemberg gebe es eine solide Prognose für den Lehrerbedarf, so Lin-Klitzing.

31.900 Lehrer gesucht – jährlich

Die Kultusministerkonferenz der Länder rechnet für die Jahre bis 2030 bundesweit mit einem jährlichen Bedarf für die Einstellung von 31.900 Lehrern. Wie das Sekretariat der KMK am Donnerstag in Berlin mitteilte, stehen dem allerdings jährlich nur 31.200 Absolventen des Vorbereitungsdienstes gegenüber. Dies bedeute, dass selbst wenn alle Absolventen tatsächlich Lehrer werden, im jährlichen Durchschnitt 700 Stellen nicht besetzt werden könnten.

In den einzelnen Bundesländern ist die Lage allerdings der statistischen Modellrechnung der KMK zufolge unterschiedlich. So gebe es in den westdeutschen Ländern insgesamt 3,5 Prozent mehr Absolventen als zu besetzende Stellen, in Ostdeutschland gebe es dagegen eine Unterdeckung von 21,6 Prozent.

Auch nach Schularten gibt es Unterschiede. Besonders schwierig ist die Lage dem Bericht zufolge in beruflichen Schulen sowie in der Sonderpädagogik. Insgesamt gibt es derzeit laut KMK in Deutschland 798.200 hauptberufliche Lehrkräfte.

Wie die KMK weiter mitteilte, verständigten sich die Länder auf eine stärkere Verankerung der Demokratie- und Menschenrechtsbildung in Unterricht und Schulalltag. Die Empfehlungen „Demokratie als Ziel, Gegenstand und Praxis historisch-politischer Bildung und Erziehung in der Schule“ und „Menschenrechtsbildung in der Schule“ der KMK seien überarbeitet worden, um „auf veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und aktuelle politische Herausforderungen“ zu reagieren. (dts/afp)



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