Petra Paulsen: Warum sollte der Staat eine Art Monopol über die Bildung der Bürger haben?

Da man sich in Deutschland in sämtlichen Bereichen für Diversität ausspricht, könnte sich Petra Paulsen durchaus eine größere Diversität in der deutschen Bildungslandschaft vorstellen. Warum sollte der Staat eine Art Monopol über die Bildung seiner Bürger haben? Drei Fragen an Petra Paulsen.
Von 23. August 2021

Vor der Bundestagswahl 2017 fiel Petra Paulsen, Lehrerin für Biologie und Chemie aus Hamburg in den Medien durch Offene Briefe auf. Sie schrieb unter anderem an Kanzlerin Angela Merkel und den österreichischen Kanzler Sebastian Kurz. Die mediale Aufmerksamkeit richtete sich durch ihre Kritik an der Flüchtlingspolitik auf sie.

Durch Lockdowns und andere Corona-Maßnahmen waren und sind die Schulen stark betroffen, insbesondere Schüler und Eltern sind besorgt, wie es nun weitergeht. Im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 wünscht sich die Hamburger Lehrerin größere Diversität sowie einen geänderten Fächerkanon in der deutschen Bildungslandschaft.

ET: Vor der Bundestagswahl 2017 waren Sie viel in den Medien präsent. Was sagen Sie zur kommenden Wahl im September?

Petra Paulsen: Dieses Land wird aufgrund von Corona seit vielen Monaten per Infektionsschutzgesetz regiert, das Parlament wurde entmachtet. Unsere unveräußerlichen Grundrechte, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung sind ausgehebelt worden und die Gesellschaft ist durch tiefe Gräben u.a. in die beiden Lager der Geimpften und Ungeimpften gespalten.

Dies alles halte ich mittlerweile für brandgefährlich. Dies umso mehr, als dass dieser Spaltkeil insbesondere von vielen Politikern mit Unterstützung der Medien in die Gesellschaft getrieben wird.

Ist das überhaupt mit unserem Grundgesetz vereinbar? Dadurch werden Entscheidungen von globaler Tragweite in die Hände weniger Menschen gelegt, die sich schließlich auch irren können. Ruft z.B. die WHO als supranationale Organisation eine Pandemie aus, spielen die meisten Nationen jeweils auf ihre Art und Weise das Spiel mit.

So wird in Deutschland gerade der Mittelstand, das Rückgrat unserer Wirtschaft, zu Grabe getragen, während das kommunistische China zum größten Profiteur der Krise wird und Megakonzerne wie Amazon, Google, Apple und Facebook sowie Big Pharma zu den großen Krisengewinnern zählen. Was mit dem Satz des WEF „Im Jahr 2030 werden Sie nichts besitzen und glücklich sein“ gemeint ist, dürfte wohl jedem klar sein, zumal die Herren Bezos, Zuckerberg, Gates & Co. sicherlich nicht zu den Nichtbesitzenden gehören werden und somit besonders glücklich sein dürften.

Ich bin schon sehr auf das Ergebnis der Wahl gespannt, befürchte aber, dass es auch in Zukunft mit Deutschland aufgrund des derzeitigen politischen Personals weiterhin bergab gehen wird.

Als Verfechterin von direkter Demokratie wünsche ich mir die Begrenzung der Kanzlerschaft auf zwei Legislaturperioden, dass es wie in anderen Ländern Volksentscheide gibt, ein Lobbyismusverbot eingeführt wird und dass die Besetzung des Bundespräsidentenamtes vom Volk entschieden wird.

Was wäre für Sie das wichtigste, was sie in der Schule verändern würden?

An erster Stelle steht für mich, dass Schüler von der ersten Klasse an zunächst einmal richtig Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Diese Kompetenzen sind in den letzten Jahren zunehmend verloren gegangen und insbesondere die Lehrerschaft sollte sich einmal die Frage stellen, wie das sein kann. Für ein selbstbestimmtes Leben ist dieses Basiswissen schließlich unabdingbar.

Die derzeit als Wundermittel der Zukunft angepriesene Digitalisierung würde ich in Schulen äußerst fein dosiert einsetzen, da Kinder und Jugendliche außerhalb der Schule ohnehin viel Zeit in der virtuellen, aber nicht in der echten Erfahrungswelt verbringen. Der Beruf des Lehrers ist ein sozialer Beruf und lebt vom direkten Kontakt zu den Schülern und ist nicht durch Homeschooling per Zoom zu ersetzen. Hier gehen der Lehrkraft wichtige Informationen über die Befindlichkeiten verloren, die ein Schüler oft nur in einem persönlichen Gespräch von Angesicht zu Angesicht ansprechen würde. Aus diesem Grund würde ich mir auch kleinere Klassen insbesondere für Brennpunktschulen wünschen.

Des Weiteren würde ich Unterricht anders rhythmisieren und einen neuen Fächerkanon erstellen. Ernährung, Gesundheit und Kochen sowie regelmäßig täglicher Sport als fester Bestandteil für jeden Schüler sollten dazugehören. Schließlich hat jeder Mensch nur einen Körper, der möglichst lange gesund bleiben sollte, weswegen dafür ein echtes Bewusstsein geschaffen werden muss.

Muss ein Schüler, dem Malen und Zeichnen überhaupt nicht liegen, weil er eben kein genialer Picasso ist, sich jede Woche durch den Kunstunterricht quälen? Meines Erachtens nicht. Stattdessen sollten Schüler aus meiner Sicht möglichst früh entsprechend ihrer Neigungen gefördert werden, was natürlich nicht ausschließen darf, dass ein gewisses Maß an Allgemeinbildung zu vermitteln ist. Mir selbst ist wichtig, dass Schulen nicht zu ideologischen Indoktrinationsanstalten verkommen, was mir immer wieder Schüler schon vor Jahren berichtet haben, da sie hinsichtlich ihrer persönlichen Meinung von Lehrern, die eine andere Meinung vertreten, gemaßregelt und auch schlechter bewertet wurden.

Ich würde Schule zu einem echten und vor allem angstfreien Erlebnisraum für Schüler machen wollen. Insbesondere für Großstadtkinder wünsche ich mir in einer zunehmend technisierten Welt für jede Schule kleine Biotope, einen Schulgarten und einen Schulzoo. So habe ich es als Schülerin eines Hamburger Gymnasiums in den 1980er Jahren erlebt und es war großartig. Schließlich sind Kühe nicht lila und Obst kommt nicht im Supermarkt zu Welt. Nur durch das Begreifen und Erleben von Dingen schafft man einen bewussten Umgang mit der Umwelt und der Natur.

Ist die deutsche Schulpflicht, wie sie derzeit besteht, noch zeitgemäß?

Grundsätzlich muss es aus meiner Sicht eine Bildungspflicht wie in Österreich geben, wo mittlerweile tausende Kinder aus der Schule vermutlich aufgrund der Corona-Maßnahmen abgemeldet wurden. Kinder und Jugendliche lernen unterschiedlich gut an verschiedenen Orten. Die einen brauchen viel Ruhe, um sich konzentrieren zu können, und kommen daher zu Hause oder in sehr viel kleineren Gruppen mit dem Lernen besser klar, während andere auch gut arbeiten können, während neben ihnen das totale Chaos tobt.

Da man sich in Deutschland in sämtlichen Bereichen für Diversität ausspricht, könnte ich mir durchaus eine größere Diversität in der deutschen Bildungslandschaft vorstellen.

Warum sollte der Staat eine Art Monopol über die Bildung seiner Bürger haben? Vielleicht schauen wir erst einmal, wie Österreich jetzt mit den vielen Schulabmeldungen umgeht und an welche Bedingungen die Bildungspflicht dort geknüpft ist.

Lernziele müssen definiert sein und der Lernerfolg muss regelmäßig überprüft werden. Dabei kann die Erreichung der Ziele auf verschiedenen Wegen erfolgen und das staatliche Schulsystem kommt mehr unter Zugzwang, um besser werden zu müssen.

Lehrer sollten sich ihrer besonderen Rolle im Umgang mit Kindern und Jugendlichen bewusst sein. Diese sind insbesondere während der Grundschulzeit kleine Rohdiamanten, die fein geschliffen werden müssen, um ein Leben lang zu strahlen. D.h. ihre Fähigkeiten müssen erkannt und ihre Entwicklung zu selbstbewussten und eigenständig denkenden Menschen muss seitens dieser Berufsgruppe bestmöglich unterstützt werden.

Aus meiner Sicht melden sich viel zu wenig Lehrer in der Öffentlichkeit zu Wort, was ich mir zukünftig mehr erhoffe. Egal, ob verbeamtet oder im Angestelltenverhältnis: Lehrern kommt aufgrund ihrer Arbeit an der „Bildungsfront“ eine besondere Rolle zu, da sie gesellschaftliche Fehlentwicklungen möglichst früh erkennen sollten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Petra Paulsen ist Lehrerin und Autorin mehrerer Bücher, darunter „Deutschland außer Rand und Band“ („SPIEGEL Bestseller“ 2018) und „Zivilcourage: Frieden und Freiheit für alle“. Sie arbeitet aktuell an ihrem dritten Buch, es wird „Globale Dystopie: Weggesperrt – verfolgt – gespritzt“ heißen. (ks)

 



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