Peter Tschentscher: Mit „Verlässlichkeit“ zum Wahlsieg

„Stabilität“ und „Verlässlichkeit“ hob SPD-Politiker Peter Tschentscher in den vergangenen Wochen im Wahlkampf oft hervor. Was macht er anders als sein Vorgänger in Hamburg, Olaf Scholz?
Peter Tschentscher kann entscheiden, mit wem er regieren möchte.
Peter Tschentscher kann entscheiden, mit wem er regieren möchte.Foto: Christian Charisius/dpa
Epoch Times2. März 2025

Zum zweiten Mal führte Peter Tschentscher die Hamburger Sozialdemokraten zu einem Sieg bei einer Bürgerschaftswahl.

„Stabilität“ und „Verlässlichkeit“ waren Schlüsselbegriffe im Wahlkampf des 59-Jährigen, der in den vergangenen Wochen gern den im Vergleich zu anderen Bundesländern und der Bundespolitik betont konfliktfreien und übersichtlichen Charakter der Hamburger Landespolitik unter Rot-Grün hervorhob. Auch damit dürfte der SPD-Spitzenkandidat Wähler in Krisenzeiten voller aufgeheizter Rhetorik angesprochen haben.

„Rot-Grün fortführen“

In der Stunde des Triumphs am Sonntag bleibt Tschentscher, der eher als analytisch agierender Organisator daherkommt, seiner präsidialen Linie treu.

Er sei froh, dass es in Hamburg eine „klare demokratische Mitte“ gebe, sagt er am Wahlabend mit Blick auf den insgesamt klaren Stimmenvorsprung von SPD, Grünen und CDU. Die Zustimmung zu Rot-Grün sei auch dem „Stil“ der Koalition geschuldet, fügte er an. Seine Priorität sie es daher nun, „Rot-Grün fortzuführen“.

Auf viel Rückenwind von der Bundesebene konnte der gebürtige Bremer im Wahlkampf nicht zählen. Nach dem vorzeitigen Aus der Ampelkoalition in Berlin stand es nicht zum Besten um die SPD im Bund und die persönliche Beliebtheit von Olaf Scholz. Scholz war Tschentschers Vorgänger als Regierungschef in Hamburg.

„Anstrengend“ seien die vergangenen Wochen gewesen, ruft Tschentscher am Sonntag den gut gelaunten Anhängern seiner Partei zu. „Knifflig“ sei die Lage gewesen, die Hamburger SPD aber habe „den Kopf nicht hängen lassen“.

Allerdings ist auch unter dem Spitzenkandidaten Tschentscher nicht alles perfekt: Die etwa 34 Prozent, welche die Partei laut ersten Hochrechnungen auf sich vereinen kann, bedeuten einen Verlust von gut fünf Prozentpunkten gegenüber ihrem Wahlergebnis von 2020.

Tschentscher war Oberarzt

Tschentscher zog es ursprünglich nicht in die erste Reihe der Politik. Er war Oberarzt in leitender Funktion am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, engagierte sich politisch für die SPD. Zudem war er Abgeordneter in der Bezirksversammlung Wandsbek, zwischen 2008 und 2011 saß er in der Bürgerschaft. 2011 wechselte er als Finanzsenator in den Hamburger Senat und wurde erst dadurch zu einem Vollzeitpolitiker.

Tschentscher war sieben Jahre lang Finanzsenator unter Hamburgs damaligem Bürgermeister Scholz, weitergehende Ambitionen wurden ihm dabei jedoch nicht nachgesagt.

Als Scholz 2018 als Bundesfinanzminister nach Berlin wechselte, übernahm zwar Tschentscher – allerdings erst, als der als Kronprinz gehandelte damalige Chef der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Andreas Dressel, abwinkte. Viele sprachen anfangs von einer Übergangsregelung.

Was macht er anders als Scholz?

Nach dem SPD-Sieg bei der Bürgerschaftswahl vor fünf Jahren blieb Tschentscher und etablierte sich. Sein Politikansatz wird gern mit dem seines Amtsvorgängers Scholz verglichen. Dessen betont unideologische Maxime, dass Wähler „gutes Regieren“ honorierten, passt auch gut zu Tschentscher.

Wie Scholz ist auch Tschentscher kein Freund glamouröser Auftritte, aber es gibt auch Unterschiede. „Ich habe, glaube ich, mehr Freude daran, mit Bürgern ins Gespräch zu komme“, antwortete der verheiratete Vater eines längst erwachsenen Sohns schon vor Jahren auf die Frage, was er anders mache als Scholz.

Anders als Scholz zu seinen Hamburger Zeit konzentriert sich Tschentscher zudem auf das Bürgermeisteramt. SPD-Landesparteichefs sind Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard und der Jurist Nils Weiland. (afp/red)



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