Patientenmörder Högel: Ich wollte ertappt werden
Der wegen 100 Morden an Patienten angeklagte Ex-Krankenpfleger Niels Högel wollte nach eigener Aussage ertappt werden. „Ich habe es herausgefordert, ich wollte wissen, ob es wirklich keiner merkt“, sagte der 41-Jährige beim Landgericht Oldenburg.
Er sei deshalb unvorsichtiger geworden, sei Risiken eingegangen. „Zu dem Zeitpunkt hätte ich mir auch gewünscht, erwischt zu werden, aber es passierte nicht.“ Er selbst sei jedoch nicht in der Lage gewesen aufzuhören. „Ich war in einem Tunnel.“
Högel soll 100 Patienten an den Kliniken Oldenburg und Delmenhorst zwischen 2000 und 2005 zu Tode gespritzt haben. Wegen sechs Taten ist er bereits zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Am vierten Prozesstag sagte er ausführlich zum Tod von Patienten auf der Delmenhorster Intensivstation aus.
Einige Taten räumte er ein. An den überwiegenden Teil konnte er sich dagegen nicht erinnern. Er schloss aber auch nicht aus, für den Tod der Patienten verantwortlich zu sein. Bisher hat er vier der ihm vorgeworfenen Morde vor Gericht bestritten.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft spritzte Högel seinen Opfern verschiedene Medikamente, die einen Herzstillstand oder andere lebensbedrohliche Komplikationen auslösten. Danach reanimierte er die Patienten, um vor seinen Kollegen als heldenhafter Retter dazustehen. Doch in vielen Fällen gelang das nicht. Im Sommer 2005 ertappte eine Krankenschwester Högel im Klinikum Delmenhorst schließlich auf frischer Tat.
Zum Ende seiner Zeit in Delmenhorst sei er abgestumpft gewesen und umnebelt von Alkohol und Schmerzmedikamenten. „Ich weiß, dass es Punkte in meinem Leben gegeben hat, wo ich die Weichen falsch gestellt habe“, sagte Högel. „Ich habe das alles zugelassen. Aber wieso ich so mutiert bin, kann ich nur vermuten, so richtig weiß ich es auch nicht.“ Der Prozess wird fortgesetzt. (dpa)
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