Panikattacken und Depressionen: Berliner Schüler klagen über Lernen im Lockdown

Ein düsteres Stimmungsbild lieferte eine Online-Umfrage an einer Schule im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Schüler klagen über eine hohe psychische Belastung, die das Lernen im Lockdown mit sich bringe. Einige hätten Depressionen oder tränken.
Von 14. März 2021

Eine von der Schülervertretung an einer Schule im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg initiierte Umfrage unter Schülern zu den Auswirkungen des Corona-Lockdowns hat eine Vielzahl an Reaktionen hervorgerufen, die auf erhebliche psychische Belastungen für die Jugendlichen hinweisen.

Wie der „Tagesspiegel“ berichtet, hat der Vorstand des Gremiums Anfang des Monats die digitale Pinnwand öffentlich gemacht, auf der knapp 100 Schüler ihre Stimmungslage schilderten.

Medien in Berlin nehmen sich des Falles an

Die Schülervertretung spricht von einem „für die Zeit doch sehr repräsentativen Stimmungsbild“, deshalb habe man sich nach Absprache mit der Schulleitung und betroffenen Schülern selbst dazu entschlossen, der Presse die Angaben in anonymisierter Form zugänglich zu machen.

Hauptsächlich Oberschüler haben sich an dem Stimmungsbild beteiligt, und mittlerweile wurde eine Schulpsychologin mit der Angelegenheit betraut. Die Texte, so heißt es aus der Schule gegenüber der „Berliner Zeitung“, seien „nicht als Angriff auf die Schule oder die Lehrkräfte gemeint“. Außerdem gelte die Schule, an der die Erhebung durchgeführt wurde, nicht als Problemschule.

Lernen im Lockdown als traumatische Erfahrung

Summe und Inhalt der Botschaften, die an die Pinnwand gepostet wurden, zeichneten jedoch ein düsteres Bild von der Stimmungslage der Schüler nach zehn Wochen Lockdown. Nur wenige kamen mit der neuen Situation nach eigenen Angaben gut klar. Die überwältigende Mehrheit sprach von Stress, depressiven Verstimmungen, Resignation, Angst und sogar dem Griff zu Alkohol und Drogen.

Einige Schüler nannten Kopfschmerzen und Panikattacken als äußere Symptome einer für sie unbefriedigenden Situation. Für andere stelle der Unterricht vor der Kamera eine Hemmschwelle zur Mitarbeit dar. Einer schreibt:

„Viele (inklusive mir selbst) macht das Einschalten der Kamera viel unsicherer, ich sitze zum Teil 90 Minuten vor dem Computer und versuche mich nicht groß zu bewegen, nicht aufzufallen, bloß keine unbedachten Gesichtsausdrücke zu machen.“

Durchwegs bessere Schüler fühlen sich „am Ende“

Geklagt wurde auch über eine kompromisslose Notenvergabe vonseiten der Lehrer, die dabei die besondere Situation nicht berücksichtigten. Einige erklärten, der Unterricht vor der Kamera nehme so viel Zeit ein, dass sie sich gezwungen sähen, nachts in Eigenregie den Stoff unter Zuhilfenahme von Aufputschmitteln wiederholen zu müssen.

Es seien, so heißt es aus der Schule, nicht unbedingt die Nachzügler, die über die veränderten Lernverhältnisse klagten. Es seien vielmehr durchwegs gute Schüler, die sich zu Wort gemeldet hätten – und bekannten, „am Ende“ zu sein.



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