„O’zapft werd’s“: Erstes Oktoberfest seit 2019

Nach zwei Jahren Corona-Pause wird am 17. September das 187. Oktoberfest auf der Münchner Theresienwiese eröffnet – ohne Pandemiemaßnahmen. Schausteller und Wirte zeigen sich erleichtert.
Titelbild
Der Engel Aloisius während des Aufbaus für das Oktoberfest 2022. Aloisius ist die Hauptfigur der Erzählung „Ein Münchner im Himmel“ von Ludwig Thoma und dreht sich seit 1992 während des Festes am Dachhimmel des Hofbräu-Festzelts.Foto: CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images
Von 15. September 2022

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Für Schausteller, Wirte, Personal und Millionen Besucher endet mit kommendem Samstag (17.9.) eine bittere Durststrecke: Erstmals seit 2019 wird auf der Theresienwiese in München wieder die „Wies’n“, das traditionelle Oktoberfest in der Landeshauptstadt, durch Oberbürgermeister Dieter Reiter feierlich eröffnet. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wird der Eröffnungszeremonie mit Fassanstich beiwohnen.

Anfang des Jahres Oktoberfest nur für Geimpfte und Genesene angedacht

Bis zum 3. Oktober werden nach zwei Jahren unfreiwilliger Corona-Pause wieder Millionen Gäste erwartet – zuletzt waren es sechs Millionen, von denen etwa ein Fünftel aus dem Ausland angereist war. Der Umsatz der Gewerbetreibenden auf der Wies’n wurde zuletzt auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt.

In Anbetracht der langen Pause wird davon ausgegangen, dass der Andrang an Festbesuchern noch einmal ein deutliches Plus ausweisen wird – zumal es keine Corona-Auflagen wie Maskenpflicht, Abstandsgebote, Immunisierungsnachweise oder Zutrittsbeschränkungen geben wird.

Noch zu Beginn des Jahres hatte Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner „Ende August, Anfang September“ als möglichen Starttermin für das Oktoberfest genannt, nachdem es Vorschläge gegeben hatte, die Veranstaltung auf Juli vorzuverlegen. Gleichzeitig ging Baumgärtner von einem „Volksfest für Geimpfte und Genesene“ aus – mit Kontrollstellen, Bändern und QR-Codes.

Alt-Bürgermeister kommt nicht zum Anstich

Mittlerweile ist davon keine Rede mehr. Dass es keinerlei coronabedingte Einschränkungen geben wird, bereitet einigen Gesundheitsexperten jedoch Bedenken. Professor Oliver Keppler vom Max von Pettenkofer-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München befürchtet gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ eine Welle an Patienten bei gleichzeitigem hohen Personalausfall infolge der Wies’n.

Oktoberfest in München, 2019. Symbolbild. Foto: iStock

Das Oktoberfest habe, was die Infektionsgefahr anbelange, eine „ganz andere Dimension als alle anderen Veranstaltungen“. Die Wahrscheinlichkeit, im Bierzelt mit dem Coronavirus in Kontakt zu kommen, liege bei einer Skala von eins bis zehn „im Bereich von neun bis zehn – viel mehr geht nicht“.

Der 74-jährige Alt-Oberbürgermeister Christian Ude erklärte bereits, aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Hochrisikogruppe mit seiner Frau dem Anstich am Samstag fernzubleiben. Einen Besuch des Oktoberfests zu einem späteren Zeitpunkt ließ er im Gespräch mit der „Abendzeitung“ offen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erklärte auf Twitter, „kein Spielverderber“ sein zu wollen, appellierte jedoch an alle Besucher der Festwiese, sich auf Corona testen zu lassen.

Die Wiesn-Wirte mussten erstmals zwei Verträge mit der Stadt München abschließen, einen für den Aufbau vor mehreren Monaten und einen jetzt für den Betrieb der Zelte. Die endgültige Zusage zum Betrieb und Ausschank erhielten sie erst am 12. September. Die Stadt wollte sich damit absichern für eventuelle Änderungen in der Corona-Gesetzlage – bei einer Absage hätten die Wirte keine Schadenersatzansprüche stellen können. Ähnliches gilt für die Schausteller, sie konnten erst am 13. September ihre Verträge abholen.

Bierpreis steigt besonders deutlich an

Der für das Oktoberfest zuständige Wirtschaftsreferent Baumgärtner spricht von einem „schwierigen Umfeld“ für die Wies’n. Neben dem Krieg in der Ukraine, der auf die Feierlaune schlagen könnte, seien auch Inflation und Energiekrise Themen, an denen das Oktoberfest nicht vorbeikomme.

Wie die Veranstalterseite mitteilt, haben sich auch in diesem Jahr die Wies’n-Preise verteuert – im Schnitt um 15,77 Prozent. Die Maß Bier wird bei den 16 Oktoberfestwirten zwischen 12,60 und 13,80 Euro kosten, während sie 2019 zwischen 10,80 und 11,80 Euro gelegen habe. Etwas weniger stark sei der Preisanstieg bei alkoholfreien Getränken. Zuletzt gab ein durchschnittlicher Oktoberfestgast 70 Euro bei seinem Wies’n-Besuch aus.

Als Beitrag zum Energiesparen wollen die Wirte in diesem Jahr auf das Beheizen der Festzelte mit Heizpilzen verzichten. In diesem Jahr sollen 487 Betriebe auf dem Oktoberfest vertreten sein. In insgesamt 17 Bierzelten sollen Besucher insgesamt auf 120.000 Sitzplätze zurückgreifen können.

Auf Twitter ist das Echo auf den Wies’n-Start uneinheitlich. Während ein Nutzer namens „Holger“ sich freut, dass „es nach Jahren des Wartens endlich geschieht“, äußern andere Unmut über die auf dem Fest zu erwartenden Alkoholexzesse.

Wieder andere Nutzer beklagen sich über die „Doppelmoral“, die aus ihrer Sicht in der unterschiedlichen Behandlung von Alkoholmissbrauch und einer kontrollierten Nutzung von Cannabis liege, und fordern die Entkriminalisierung des Letztgenannten.



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