Ostfriesische Inseln: Rückkehr der Touristen – Ferienwohnungen wieder freigegeben

Die Sperrung der Ferienwohnungen auf den Ostfriesischen Inseln ist aufgehoben. Die Touristen kehren an den Strand zurück. Doch die Leichtigkeit vergangener Tage fehlt.
Titelbild
Zahlreiche Menschen nutzen die Lockerungen, um zum Urlaub auf die Ostfriesischen Inseln zu fahren.Foto: Sina Schuldt/dpa/dpa
Epoch Times17. Mai 2020

Die Koffer rollen wieder über den Deich – nach wochenlanger Sperrung wegen der Corona-Pandemie sind die ersten Urlaubsgäste auf die Ostfriesischen Inseln zurückgekehrt. Unter ihnen Stephanie Warnecke, die mehrmals im Jahr von Nordrhein-Westfalen nach Spiekeroog reist.

„Hier können die Kinder im Sand spielen. Zuhause ist ja ein bisschen Katastrophe, da dürfte mein Sohn nicht in den Kindergarten“, sagt die 39-Jährige. Als ihre Familie erfuhr, dass sie ab vergangenem Montag wieder in einer Ferienwohnung übernachten darf, rief sie direkt den Vermieter an. „Es fühlt sich schon komisch an: Mundschutz tragen, Restaurants nur halb besetzt. Aber in Köln ist es viel schlimmer – hier ist alles entfernter, fühlt sich sicherer an.“

Mindestens sieben Übernachtungen sind Pflicht

In Geschäften, zum Teil in der Gastronomie und auch auf Fähren gilt Mundschutzpflicht. Die Reederei Norden-Frisia hat bei vielen Fahrten nach Norderney einen Sicherheitsmann an Bord. „Manche Passagiere sind etwas uneinsichtig“, sagt Sprecher Fred Meyer.

Ein Paar, das nach Spiekeroog will, wird am Samstag vom Kontrolleur aufgehalten: „Sie müssen mindestens bis zum 23. bleiben.“ Sieben Übernachtungen sind für Urlauber derzeit Voraussetzung für die Anreise, auch für die anderen Inseln gibt es Beschränkungen. Das Paar will den Urlaub um einen Tag verlängern und steigt zu.

Mehr als 400 Menschen setzen am Samstag über, zum großen Teil mit Rucksäcken, Koffern und bepackten Bollerwagen. „Die Freude auf den Urlaub ist jetzt doppelt so groß, weil man bis vor kurzem ja gar nicht wusste, ob das klappt“, sagt Jovana Stahnke, die zusammen mit der Familie aus Gütersloh an Bord sitzt. Ihr Mann Heiko freut sich darauf, die Maske bei der Ankunft abzulegen und sich auf der noch eher leeren Insel frei bewegen zu können.

Strandkörbe alle belegt

Die wenigen Strandkörbe, die schon stehen, sind am Mittag allesamt belegt. Während die Sonne immer wieder durchbricht, packen dort Spaziergänger ihre Brotzeit aus, Kinder buddeln im Sand und einige wagen sich in die kühle Nordsee vor. Eigentlich wäre der Strand Mitte Mai vollständig aufgebaut, aber auf Spiekeroog steckt man noch mitten in den Saisonvorbereitungen. „Wir wussten ja gar nicht, wie es weitergeht“, erklärt Bürgermeister Matthias Piszczan (CDU). Von der Erlaubnis für Ferienwohnungen sei man überrascht worden.

Anders als auf dem Festland, wo mitunter Parzellen abgesteckt werden, sind am Spiekerooger Strand keine besonderen Maßnahmen geplant. Voraussichtlich werden von den 650 Strandkörben aber nicht alle aufgestellt, um größere Abstände zu ermöglichen. Auf der größeren Insel Norderney denkt man über Laufleitsysteme am Strand nach, auch dort steht der Großteil der Strandkörbe noch nicht.

Ansturm zu Pfingsten erwartet

„Die ersten Gäste sind da und erobern sich die Insel langsam zurück“, sagt auf Borkum Göran Sell, Geschäftsführer der Touristik-Gesellschaft der größten Ostfriesischen Insel. „Wenn jetzt Schiffe mit 500 Gästen ankommen, bei über 20 000 Gästebetten, dann ist das noch nicht viel.“ Der verhaltene Start ist Sell zufolge gut. „Weil wir natürlich auch in vielen Bereichen üben müssen: Wie geht’s denn?“

Zu Pfingsten, wenn nach Plänen der niedersächsischen Landesregierung wieder Hotels, Pensionen und Jugendherbergen mit Beschränkungen für Touristen öffnen dürfen, erwarten die Inseln den richtigen Ansturm.

„Die Hochsaison wird schwierig. Das kann nur funktionieren, wenn sich die Konsumenten drauf einlassen“, sagt Hauke Voskamp, der im Café der Spiekerooger Bäckerei Backdeck arbeitet. In dieser Woche seien die Gäste aber sehr einsichtig gewesen, hielten sich an die Maskenpflicht und füllten das Kontaktformular aus, mit dem im Ernstfall Infektionen nachverfolgt werden sollen.

Ob alle Betriebe die Einbußen auffangen können ist ungewiss

Im Restaurant Givtbude klingelt das Telefon beständig – neben Pizzabestellungen nun auch wieder für Reservierungen. „Es ist ein schleppender Anlauf“, sagt Besitzer Jan Kölschtzky. Er musste Tische reduzieren. Auf dem Weg zum Restaurant sind schwarz-gelbe Markierungen geklebt, Schilder weisen auf die Abstandsregeln hin. „Gerade in der Gastronomie fehlt – und die wird wohl noch lange fehlen – die Leichtigkeit des Seins.“

Hört man sich in Inselgeschäften um, ist die Freude über die Rückkehr der Touristen größer als die Angst vor SARS-CoV-2. Aber ob alle Betriebe die Einbußen vor allem durchs weggebrochene Ostergeschäft auffangen können, ist ungewiss.

„Ich denke mal, dass wir 2020 vielleicht ein Drittel der Umsätze weniger haben“, sagt Bürgermeister Piszczan. „Immer vorausgesetzt: Sofern es nicht zu einem nächsten Shutdown kommt.“

Sollte der die Inseln zur Hauptferienzeit im Sommer treffen, so seine Sorge, müsste eventuell die Polizei anrücken, wenn mancher Gast nicht freiwillig abreisen will. (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion