Ostbeauftragter: Springer-Chef Döpfner nicht mehr tragbar
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) warf Mathias Döpfner, dem Vorstandschef des Axel-Springer-Konzerns, vor, die deutsche Einheit geistig zu zerstören. Döpfner bestritt, Vorurteile gegenüber Ostdeutschen zu haben.
Nach dem Bericht der Wochenzeitung „Die Zeit“ mit entsprechenden Döpfner zugeschriebenen Zitaten forderte der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), die Ablösung Döpfners.
„Entweder Kommunisten oder Faschisten“
Der „Zeit“ zufolge soll Döpfner in den internen Dokumenten etwa geschrieben haben: „Die ossis werden nie Demokraten. Vielleicht sollte man aus der ehemaligen ddr eine Agrar und Produktions Zone mit Einheitslohn machen.“ An anderer Stelle soll er geäußert haben, Ostdeutsche seien „entweder Kommunisten oder faschisten“. [Schreibweise im Original] Von Kaiser Wilhelm sei es in Ostdeutschland zu Hitler und Honecker gegangen, ohne zwischendurch von den USA profitiert zu haben.
Der Ostbeauftragte Schneider sagte t-online: „Herr Döpfner ist nach dieser Veröffentlichung an der Spitze eines Verlages mit dieser publizistischen Macht und mit Blick auf die wichtige Rolle der Medien für unsere Demokratie endgültig nicht mehr tragbar.“
Er finde, zu einem realistischen Bild der Gesellschaft gehöre auch die Perspektive der Ostdeutschen, die auch mehr als 30 Jahre nach der Einheit zu wenig zum Tragen komme, sagte Schneider. „Die Gedanken von Herrn Döpfner zeigen nicht nur Verachtung für diese Perspektive und die Menschen, sondern auch für die Demokratie.“ Die Spaltung des Landes dürfe kein Geschäftsmodell sein.
Ramelow: Menschenverachtend
Thüringens Ministerpräsident Ramelow sagte dem Mitteldeutschen Rundfunk, die Äußerungen offenbarten eine geistige Haltung, die jeden Tag in den Blättern des Springer-Verlags zu spüren sei. „Ich plädiere dafür, dass man jetzt einen großen Warnaufdruck auf diese Zeitung machen sollte, damit deutlich wird, dass dieses Druckexemplar viel Menschenverachtung enthält.“
Axel Springer habe immer geträumt von der deutschen Einheit. „Hier wird die deutsche Einheit aber zerstört, geistig zerstört, indem die Menschen, die die Einheit erkämpft haben, wie Dreck behandelt werden“, erklärte Ramelow.
Döpfner ist seit mehr als 20 Jahren Vorstandsvorsitzender des Axel Springer Verlags, außerdem ist er Großaktionär des unter anderem mit Medienmarken wie „Bild“ und „Welt“ tätigen Konzerns.
Döpfner bestreitet Vorurteile
In einer im Intranet von Springer veröffentlichten Erklärung bestritt Döpfner Vorurteile gegenüber Ostdeutschen. Er habe „natürlich keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands“. Er sei aber seit Jahrzehnten „enttäuscht und besorgt, dass nicht wenige Wähler in den neuen Bundesländern von ganz links nach ganz rechts geschwenkt sind“. Der Erfolg der AfD beunruhige ihn.
In seiner Erklärung äußerte sich Döpfner nicht zur Echtheit der ihm von der „Zeit“ zugeschriebenen Zitate und sprach lediglich von „aus dem Zusammenhang gerissenen Text- und Gesprächsschnipseln“.
Für Aufregung sorgte in den Online-Netzwerken auch ein Zitat, wonach Döpfner sich kurz vor der Bundestagswahl 2021 intern für die FDP eingesetzt und geschrieben habe: „Kann man noch mehr für die FDP machen?“
Döpfner erklärte dazu am Donnerstag, er sei „den Werten dieser Partei sehr nah. Aber unsere Journalistinnen und Journalisten lassen sich davon Gott sei Dank nicht beeinflussen.“ Am Ende werde immer von den Chefredakteuren bei Springer entschieden, was sie veröffentlichen. (afp)
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