Diagnose des Hirntods soll strenger geprüft werden – aber sind Hirntote wirklich tot?

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Künftig sollen Krankenhäuser bei der Hirntoddiagnostik noch strengere Regeln erfüllen. Organspende-Kritiker sagen jedoch, dass "Hirntote" noch erstaunlich lebendig sein können.Foto: Patrick Seeger/dpa
Epoch Times30. April 2015

Hirntod – wie definiert man das? In Deutschland werden die Regeln für die Feststellung des Hirntods strenger. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, genehmigte das Gesundheitsministerium vor kurzem neuen Richtlinien, die der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer erarbeitet hat.

Damit werden die Anforderungen an Ärzte, die den Hirntod feststellen dürfen, erheblich höher. Einer der beiden Mediziner, die dafür erforderlich sind, muss künftig ein Facharzt für Neurologie oder Neurochirurgie sein. Die alte Richtlinie hatte lediglich „mehrjährige Erfahrung“ in dem Bereich verlangt.

Neu ist auch, dass Krankenhäuser mit Hirntoddiagnostik stärker in die Pflicht genommen werden. Diese müssen nun „Verfahren zur Qualitätssicherung vorhalten“. Dabei ist es den Kliniken allerdings freigestellt, welche Verfahren sie anwenden. Dies könne „im Rahmen von freiwilligen Verfahren, ärztlichen Qualitätszirkeln oder internen Audits umgesetzt werden“, heißt es in der Richtlinie.

An der Verlässlichkeit der Hirntod-Feststellung in deutschen Krankenhäusern hatte es zuletzt Kritik gegeben. Mehrere Zwischenfälle wurden bekannt, bei denen Ärzte den Hirntod von Organspendern nicht nach den vorliegenden Richtlinien festgestellt und die Körper der Betroffenen zur Organentnahme freigegeben hatten.

Die Geschichte der Hirntod-Definition

Die Definition des Hirntods gibt es erst seit 1968. Kritische Mediziner nennen ihn eine „Erfindung der Transplantationsmedizin.“ Die Geschichte des „Hirntods“ begann mit einem Gutachten, das damals in der Harvard Medical School von Boston/USA erstellt wurde. Zu dieser Zeit gab es zwei akute Probleme, die gelöst werden mussten. Zum einen war die Medizin so weit, dass sie Organe transplantieren konnte. Professor Christiaan Barnard hatte eine erste Herzverpflanzung durchgeführt, die ihn weltberühmt machte. Was damals nur wenige wussten: Er hatte sich mit  dieser Operation über alle damals geltenden Standards hinweggesetzt, ihm drohte eine Mordanklage. (Zur gleichen Zeit stand in Japan ein Herzchirurg aus einem ähnlichen Grunde vor Gericht). Die  Kommission in Boston definierte also den Hirntod als „den neuen Tod“ und empfahl, ihn künftig auch als den eigentlichen Tod eines Menschen anzusehen.

Durch diese Regelung stieg die Zahl der Organe, die entnommen werden durften. Bis heute hält sich die Vermutung, dass die neue Todesdefinition genau deswegen festgelegt wurde. Zum anderen gab es um das Jahr 1968 noch einen weiteren Umstand, welcher der enstehenden Transplantationsmedizin in die Hände spielte: Die noch relativ junge, aber sich rasant entwickelnde Intensivtherapie hinterließ immer mehr Patienten in einem Zwischenzustand zwischen Leben und Tod. Die betroffenen  Menschen vegetierten zum Teil jahrelang ohne Bewusstsein dahin und ihre Versorgung kostete viel Geld. Ohne die Intensivtherapie wären sie allerdings niemals in diesen Zustand gekommen, sie wären bereits viel früher gestorben. Das Hirntod-Gutachten von Harvard klärte auch den Status dieser Patienten. Damit waren alle Voraussetzungen geschaffen. Der Tod war neu definiert und vorverlegt worden – die Transplantationsmedizin war geboren.

Warum „hirntot“ nicht das gleiche wie „tot“ ist

Die Organentnahme aus Sterbenden war allerdings damals nur für eine Übergangszeit angedacht: Solange nämlich, bis die Medizintechnologie es schaffen würde, funktionierenden Organersatz selbst herzustellen. 1968 schloss die Definition des Hirntodes noch den Verlust aller Reflexe mit ein. Das heißt, die Hirntoten der damaligen Zeit waren nicht in der Lage, sich zu bewegen oder mit irgendwelchen Reflexen zu reagieren. Heutzutage kann ein Patient auch dann für hirntot erklärt werden, wenn er seine Arme und Beine bewegt und Laute von sich gibt. Hirntote sind also keinesfalls tot: Ihr Herz schlägt weiterhin, sie können schwitzen oder frieren, sich im Bett wälzen und zappeln. „Hirntote“ Männer sind immer noch in der Lage, eine Erektion zu bekommen und in zehn Fälle wurde amtlich dokumentiert, das „hirntote“ Schwangere nach Wochen oder Monaten ihre Kinder zur Welt brachten. Ein Artikel von Zeitschrift.com zitierte mehrere Fälle, in denen Hirntote ins Leben zurückkehrten, nach dem sie schon zur Organentnahme freigegeben worden waren.

Was passiert beim Hirntod-Test?

In dem Artikel von Ursula Seiler wurde die Test-Prozedur für den Hirntod wie folgt beschrieben:

Unter anderem sticht man ihm in die Nasenwand, provoziert die Augenhornhaut mit einem Gegenstand, drückt fest auf die Augäpfel, gießt Eiswasser in die Gehörgänge, reizt den Bronchialraum mittels eines Katheters oder führt ab und zu gar eine Angiographie[3] durch, welche beim noch lebendigen Spender zu einem anaphylaktischen Schock mit Todesfolge führen kann. Zuletzt kommt der Atemstillstand-Test, medizinisch Apnoe-Test genannt: Die Ärzte schalten die künstliche Beatmung ab und beobachten, ob in den folgenden vier bis zehn Minuten ein Atemreflex einsetzt. Fehlt dieser (derweil wird Sauerstoff direkt in die Luftröhre gegeben), ist der Patient „hirntot“ – aber nicht wirklich tot, wie auch Transplantationsspezialist Werner Hanne in seinen Schriften betont. Er führt aus: „Der Apnoe-Test ist im Sinne der ‚Organgewinnung‘ nämlich der riskanteste, denn hierbei darf der Patient auf keinen Fall wirklich sterben (Zusammenbruch des Kreislaufs). Falls doch werden ggf. Wiederbelebungsversuche vorgenommen. Fällt der Apnoe-Test negativ aus, d.h., findet kein spontaner Atemreiz statt, verwandeln die beiden Ärzte mit ihrer Unterschrift, Datumsangabe und Uhrzeit einen eben noch lebenden Patienten in eine ‚Leiche‘, der sodann die Organe entnommen werden dürfen.“

Fazit: Wer verhindern möchte, dass bei ihm im Falle eines Unfalls oder todesnahen Zustandes der "Hirntod" diagnostiziert wird und er so zum potentiellen Organspender wird, sollte in der Bundesrepublik Deutschland unbedingt einen Organspendeausweis mit der Entscheidung NEIN bei sich tragen. Dies nimmt der Familie im Falle des "Hirntods" eine schwere Entscheidung ab.

(Quellen: dpa / rf / „Offener Brief über die dunkle Seite der Organspende“ von Andrea von Wilmowsky)



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