Organraub in China „erschreckend unbekannt“: Jura-Netzwerk ELSA lädt David Matas zu Experten-Forum nach Berlin
China ist der zweitgrößte Transplantations-Standort nach den USA, doch ein Organspendesystem nach westlichem Standard existiert dort nicht. Seit 16 Jahren haben dort in 700 Kliniken bis zu 100.000 Transplantationen jährlich stattgefunden – doch woher all die Organe kamen, ist ungeklärt. Die Zahl der freiwilligen Organspenden ist verschwindend gering und auch die Zahl der Exekutierten deckt sich bei weitem nicht mit den Transplantationszahlen.
Bereits 2006 gab es den Vorwurf, dass Organe politischen Gefangener ohne deren Zustimmung und bei lebendigem Leibe entnommen wurden. Vor allem verfolgte Falun Gong-Anhänger sollen die Betroffenen sein. Untersuchungen des kanadischen Menschenrechtsanwalts David Matas bestätigten dies. Am 31.Oktober spricht der Jurist, der bereits für den Friedensnobelpreis nominiert war, in der Berliner FU über den geheimen Massenmord. Zuerst wird die Dokumentation „Human Harvest“ gezeigt. Danach diskutieren Matas und weitere Experten das Thema.
„Ein schleichender Völkermord“
„Es war uns sehr wichtig, diese Veranstaltung zu machen, weil das Thema erschreckend unbekannt ist“, sagt Sebastian Grunow vom Veranstalter ELSA („The European Law Students Association“). Die Achtung der Menschenwürde ist für das internationale Netzwerk von Jurastudenten ein fundamentaler Baustein für eine gerechte Welt – ebenso wie die Achtung kultureller Vielfalt.
Für Grunow steht fest: „Jemand bei lebendigem Leibe auszuweiden, ist das Maximum an Verachtung, das man einem Menschen entgegen bringen kann. Hinzukommt die Unterdrückung der kulturellen Vielfalt, da Falun Gong ja eine geistige und kulturelle Bewegung ist, mit offensichtlich anderen Werten als die Ideologie der herrschende Partei. Dafür werden ihre Anhänger verfolgt und ermordet. Im Prinzip ist das ein schleichender Völkermord, der in China passiert.“
Brisant für Mediziner und Juristen
Die Veranstaltung richtet sich an alle Interessierten, besonders aber an Juristen und Mediziner.
Ärzte müssen für das Thema sensibilisiert werden, weil sie ihre Patienten warnen müssen. David Matas, der mit verschiedenen Menschen sprach, die in China Organe erhielten, sagt: „Sie hätten es nicht getan, wenn sie gewusst hätten, was dahinter steckt.“
Für Juristen ist das Thema interessant, weil am Organraub viele juristische Fragen hängen: Es gibt nur Täteraussagen und die Opfer können nicht mehr befragt werden – was wird in Zukunft als Beweis gelten? Auch ist der Westen durch medizinische Kooperationen und Pharmakonzerne mittelbar verstrickt.
Die Redner
Neben David Matas sprechen Martin Patzelt, Mitglied des Deutschen Bundestages und Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe; Prof. Dr. Huige Li vom Fachbereich für Pharmakologie der Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität zu Mainz vertritt die NGO „Doctors Against Forced Organ Harvesting“; außerdem spricht Herr Manyan Ng, Geschäftsführer der Epoch Times Deutland, als Vorstand der „Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte“ (IGFM). Das Symposium findet in englischer Sprache statt.
Die Veranstaltung findet am 31. Oktober 2016 in der Freien Universität Berlin statt, Fachbereich Rechtswissenschaft, Hörsaal I in der Van’t-Hoff-Str. 8. Einlass ist ab 16 Uhr. Der Veranstalter ist ELSA Berlin e.V.
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